Kleinen Amp richten

Alles um einen alten Schatz aufzufrischen ... auch am Finish
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Titan-Jan
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Kleinen Amp richten

#1

Beitrag von Titan-Jan » 30.03.2015, 20:53

Hallo Leute,

habe einen kleinen Amp geschenkt bekommen und möchte den wieder fit machen, um ihn evlt. weiterzuverschenken.

Momentan knirscht, knallt und rauscht er manchmal ziemlich. Manchmal funktionieren er auch ganz gut aber beim Wackeln an der Buchse oder Drehen am Vol-Poti knackt er wirklich laut. Noch krasser ist es, wenn man den "Master"-Poti bewegt. Dann knackt und knirscht er EXTREM laut :!:
Irgendwas ist also mit den Potis oder? (think)
Was mache ich da am besten?
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capricky
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Re: Kleinen Amp richten

#2

Beitrag von capricky » 30.03.2015, 22:01

Es gibt drei Möglichkeiten mit unterschiedlichen Erfolgsaussichten, die Erste: die Potis mimdestens 157 mal von Anschlag zu Anschlag drehen, das schleift die Oxydschicht von den Kontakten, die sich bildet, wenn das Poti wenig bewegt wird. Kontaktspray kann hilfreich wirken. Zweitens: man lötet die Potis aus, öffnet es an den meist vier Laschen und reinigt es. Auch hier hilft Kontaktspray. Drittens man kauft einfach neue Potis und lötet sie ein. Für die Buchsen gilt das auch - hilft kein Reinigen der Kontakte (mit feinstem Schleifpapier >2500er), bzw Nachbiegen der Kontakte, muss es ersetzt werden.

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Re: Kleinen Amp richten

#3

Beitrag von bigherb » 30.03.2015, 22:14

Bei alten Potis oder auch Schiebereglern habe ich gute Erfahrungen mir K60 Kontaktspray gemacht. Mein alter Marshall 2203 (kleines Frontpanel) Stand jahrelang auf dem Speicher. Aus nostalgischen Gründen habe ich ihn vor 2 Jahren wieder einmal aktiviert und die Potis krachten fürchterlich und der ganze Amp gab merkwürdige Leerlaufgeräusche....alles weg, nachdem ich alle Potis mit K60 behandelt habe.

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Re: Kleinen Amp richten

#4

Beitrag von Bermann » 31.03.2015, 00:42

Ja Herbert,
die Produkte von Kontakt-Chemie sind super, aber nach Einsatz von Kontakt 60 sollte man mit der Sprühwäsche WL den ganzen Schmutz ausspülen damit sich der Schmodder nicht festsetzt.
Es gibt übrigens ein Kombipaket: Kontakt Chemie KONTAKT 60 / KONTAKT WL Set

Empfehlenswert für empfindliche Elektronik ist auch von der gleichen Firma das Tuner Spray Kontakt 600.

Gruß Hermann

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Re: Kleinen Amp richten

#5

Beitrag von bigherb » 31.03.2015, 10:15

Hi Hermann
Ob es nun tatsächlich das Kontak 600 ist müsste ich im Keller nachschauen gehen....aber mit einem solchen Spray habe ich mir ein Poti regelrecht kaputtgesprayt. Das Spray wurde mir von einem "gelernten" Elektroniker zum reinigen von Potis mitgegeben. Es scheint stark entfettend zu sein, jedenfalls war das Poti anschließend auch mit K60 nicht mehr brauchbar. Selbst extreme "Kracherpotis" oder ebensolche Schieberegler von "historischen" Transistorradios sind mit K60 anschließend wie neu.

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Re: Kleinen Amp richten

#6

Beitrag von hatta » 31.03.2015, 10:24

Der Einzige Weg, ein Poti kratzfrei zu bekommen, ist es zu zerlegen, zu reinigen und dann mit Vaseline die Gleitbahn (Nicht die Kontakt gleitbahn!) leicht zu schmieren.

So habe ich mir ein 12 Kanal Mischpult von 1982 überholt und das ist wie neu!
Irgendwelche Sprays wirken wenn überhaupt nur Kurzzeitig und verkleben irgendwann Alles mit Staub, den solche Sprays wie magisch anziehen.

Ein Amp und Elektronik Techniker eines Musikhauses hat mir dringendst von solchen Sprays abgeraten... er repariert jährlich etliche Mischpulte wo man mit irgendwelchen kontaktsprays versucht hat diese zu reparieren und damit Alles nur noch schlimmer gemacht hat.

Gruß
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Harald

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Re: Kleinen Amp richten

#7

Beitrag von capricky » 31.03.2015, 11:12

hatta hat geschrieben:Der Einzige Weg, ein Poti kratzfrei zu bekommen, ist es zu zerlegen, zu reinigen und dann mit Vaseline die Gleitbahn (Nicht die Kontakt gleitbahn!) leicht zu schmieren.
Da ich mit Sicherheit schon zwei Potis mehr als "Du entkratzt" habe, erlaube ich mir noch einmal zu sagen, dass das mit Sicherheit nicht der einzige Weg bei Potis ist. Es gibt verschiedene Wege (siehe oben). Pauschalisieren hilft auch nicht weiter.
Fader von Mischpulten sind noch mal ne andere Baustelle, die sind ja dem Dreck, Blut, Schweiß, Tränen und Sabber sehr deutlich ausgesetzt. Da habe ich auch schon erschütternde Beispiele für hilflose Schmier- und Reparaturversuch gesehen.
Es macht einen Unterschied ob ein Poti verschlissen ist, weil es oft benutzt wurde oder ob es sich kaputtgestanden hat. Dreck ("Schmodder") auf den Kohlebahnen/Leitplastik ist in Potis gar nicht so häufig zu finden, wie immer suggeriert wird, das ist eher das Leid der Fader. In Potis ist das Problem die Paarung Schleiferbahn zum Mittelabgriff, hier oxidiert das meist mittelmäßige Kontaktmaterial, ein Schutz nach der Reinigung mit einem Wischer aus feinstem Schleifpapier mit Vaseline oder Öl (ein Hauch WD40) verlängert den Intervall zum nächsten "Potiservice".

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Re: Kleinen Amp richten

#8

Beitrag von Titan-Jan » 31.03.2015, 11:17

Okay, danke euch.
Und wie weit muss ich die Elektronik demontieren um mit dem Spray wirksam arbeiten zu können? Muss ich dazu die Potis auch auslöten?

Dieses enorme Knacken gibt es auch nicht nur WÄHREND dem Drehen sondern in manchen Positionen auch im "Stillstand". Gibt es dann noch eine andere mögliche Fehlerquelle oder einzig "kaputtgestandene" Potis?
(Kaputtgestandene Potis wären schlüssig. Der Amp wurde nie viel benutzt und stand die letzten Jahre im Keller...)

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Re: Kleinen Amp richten

#9

Beitrag von capricky » 31.03.2015, 11:23

Titan-Jan hat geschrieben:Okay, danke euch.
Und wie weit muss ich die Elektronik demontieren um mit dem Spray wirksam arbeiten zu können? Muss ich dazu die Potis auch auslöten?

Dieses enorme Knacken gibt es auch nicht nur WÄHREND dem Drehen sondern in manchen Positionen auch im "Stillstand". Gibt es dann noch eine andere mögliche Fehlerquelle oder einzig "kaputtgestandene" Potis?

(Kaputtgestandene Potis wären schlüssig. Der Amp wurde nie viel benutzt und stand die letzten Jahre im Keller...)
Geht diesem lauten Knacken (das sind sicher nicht die Potis) ein "raschelndes Rauschen" voraus, das nach dem Knacken wieder weg ist? Das würde auf einen defekten Elko schließen lassen. Aber wie schon gesagt, die Buchsen (Input) gehören auch in das "Reinigungsprogramm".

capricky

edit: Kontaktspray gibt es mit einem Düsenaufsatz, einem Röhrchen, dass in eine Potiöffnung geführt wird, wenn man da ran kommt. Ansonsten ist auslöten angesagt!

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Re: Kleinen Amp richten

#10

Beitrag von hatta » 31.03.2015, 11:43

capricky hat geschrieben:
hatta hat geschrieben:Der Einzige Weg, ein Poti kratzfrei zu bekommen, ist es zu zerlegen, zu reinigen und dann mit Vaseline die Gleitbahn (Nicht die Kontakt gleitbahn!) leicht zu schmieren.
Da ich mit Sicherheit schon zwei Potis mehr als "Du entkratzt" habe, erlaube ich mir noch einmal zu sagen, dass das mit Sicherheit nicht der einzige Weg bei Potis ist.

capricky
Wirst wohl recht haben, bei mir waren es bisher nur ca. 16 Mischpulte die ich wieder Fit gemacht habe. (whistle)
Dreh Potis die irgendwie knacken und knarzen, hab ich eigentlich dann immer getauscht, kosten ja nicht die welt.

Damit lässt sich im Übrigen ein wehnig kohle verdienen.... man erwirbt für nen spot alte Mehrkanal Mischpulte die nicht grad der letzte Schrott sind, überholt sie und verkauft sie dann zu einem angenehmen Preis.

Gruß
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Harald

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Re: Kleinen Amp richten

#11

Beitrag von bigherb » 31.03.2015, 12:58

@Hermann:
Das Zeug, womit ich nicht so richtig weiß, was ich damit anfangen soll ist Kontakt WL 400. Das scheint enorm zu entfetten.
Voriges Jahr habe ich meinen alten 2203 vom Speicher geholt und ihn aus nostalgisch dekorativen Gründen auf die olle 4/12er Box plaziert. Natürlich wollte ich auch probieren, ob der alte Marshall noch funktioniert. Er hatte ca. 10 Jahre oben gestanden....nach dem Einschalten drehte ich am Master und.....Kratzorgie. Das war bei alle Potis so. Auch die Grundgeräusche störten. Ausgeschaltet, ausgebaut, alle Potis durch Schlitze mit K60 eingesprüht bis das die Suppe rausläuft und dabei Potis gedreht.
Zusammengesetzt, eingschaltet....und schon mal deutlich ruhiger.....Potis bedient und ......schööön. Ein voller Erfolg, bis jetzt sind die Potis unauffällig.
Nun weiß ich nicht, ob man es vergleichen kann aber uralte Transistorradios und Fernsehgeräte , die schon entsorgt werden sollten, weil sie an den Potis krachten bis zum abwinken, lassen sich auch heute noch geräuschlos regeln. So schlecht kann K60 nicht sein.

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Re: Kleinen Amp richten

#12

Beitrag von capricky » 31.03.2015, 13:34

hatta hat geschrieben:
Wirst wohl recht haben, bei mir waren es bisher nur ca. 16 Mischpulte die ich wieder Fit gemacht habe. (whistle)
Dreh Potis die irgendwie knacken und knarzen, hab ich eigentlich dann immer getauscht, kosten ja nicht die welt.

Damit lässt sich im Übrigen ein wehnig kohle verdienen.... man erwirbt für nen spot alte Mehrkanal Mischpulte die nicht grad der letzte Schrott sind, überholt sie und verkauft sie dann zu einem angenehmen Preis.

Gruß
Felix Austria! Auf meiner kleinen Werkstattinsel läuft das mit den Mixern leider nicht so locker flockig und Geld ist eigentlich gar nicht damit zu verdienen. Reparatur ist eher eine Maßnahme zur Kundenbindung/-pflege. Nur um einen 24 kanäligen Mixer zu zerlegen muss man schon mal so 500 - 700 Teile in die Hand nehmen, beim Zusammenbau dann noch mal. Bei verschlissenen Fadern (meist rechts unten die Summenfader) hilft kein Reinigen, bei denen sind die filigranen Kontaktfederbürsten regelrecht abgeschliffen, die Fader müssen ersetzt werden. Nun ist es aber immer wieder mal nicht möglich trotz bester Kontakte zu Vertrieben und Großhändlern Ersatzteile für die manchmal gar nicht so alten Geräte zu bekommen, es gibt sie schlicht nicht mehr, auch keine Substitute bei den üblichen Verdächtigen wie Mouser usw. Hat man dann doch ein Ersatzteil bekommen geht der Stress weiter - der alte Fader muss aus dem inzwischen bleifreien, durchkontaktierten Einplatinenboard ausgelötet werden - nicht wirklich einfach.
Während ich so schreibe geht mir langsam auf, das mein anfänglich dabei geschätzer Stundenlohn von Eineurofuffzich auch nur eine Illusion sein kann... das kann nur ein Subventionsgeschäft sein.... aber vielleicht bin ich ja aber auch sowas wie eine Mutter Theresa... (think) ;)

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Re: Kleinen Amp richten

#13

Beitrag von capricky » 31.03.2015, 13:51

Neben Mixern, Amps die auf Dachböden und Kellern gelagert werden, sind auch elektrifizierte Akustikgitarren einer erhöhten "Störverunsicherung" ausgesetzt:
DSC01425 (Mittel).JPG
capricky ;)

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Re: Kleinen Amp richten

#14

Beitrag von Titan-Jan » 14.04.2015, 09:58

Vielen Dank, Jungs.
Hab alle Potis im eingebauten Zustand mit K60 geflutet und ein paar Mal gedreht. Jetzt funktioniert wieder alles genau so, wie es soll.

DANKE!

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