Westerngitarre - Hals hebt sich vom Korpus ab

Alles um einen alten Schatz aufzufrischen ... auch am Finish
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Westerngitarre - Hals hebt sich vom Korpus ab

#1

Beitrag von Freespirit » 07.03.2015, 21:04

Liebe Forumsgemeinde,

erstmal hallo - ich heiße Albert, bin 28 Jahre alt und komme aus Wien.

Die Suchfunktion im Forum hat mir leider nichts Brauchbares ausgespuckt, daher eröffne ich einen neuen Thread.

Habe vor Jahren eine günstige Westerngitarre erstanden, diese wurde als "Partygitarre" ordentlich in Mitleidenschaft gezogen. Nun habe ich die Idee gefasst, ihr eine Generalüberholung zu verpassen.

Die Saitenlage war letzten Endes schon sehr hoch, deutlich höher als vor ein paar Jahren. Da ist mir aufgefallen, dass sich der Gitarrenhals vom Korpus abhebt, es sind ca 1,5 - 2mm Spalt dazwischen.

Der Hals ist jedoch noch an der Decke vollkommen verankert, der Hals ist nicht herausgebrochen.

Bild

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Meiner Internetrecherche zu Folge sollte das Problem mit einem Spanngurt und Leim lösbar sein. Sprich, Leim- bzw. Montagekleber in eine Spritze aufziehen, die Flüssigkeit in den Spalt füllen, mit dem Spanngurt zuziehen und 48 Stunden trocknen lassen.

Die Gitarre hat nur einen sehr geringen Wert, möchte daher so viele Kosten als möglich Sparen und Mängel selber beheben, der Weg in die Werkstatt sollte wirklich nur passieren wenn die Gitarre nicht anders zu reparieren ist.

Was denkt ihr darüber?

Herzlichen Dank im Voraus!

Lg
Albert

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Re: Westerngitarre - Hals hebt sich vom Korpus ab

#2

Beitrag von Simon » 07.03.2015, 21:13

Hallo Albert (oder Mike? ) :)

Erstmal willkommen!!! Bin schon auf Bilder gespannt, kann mir im Moment noch gar nichts vorstellen ;)

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Re: Westerngitarre - Hals hebt sich vom Korpus ab

#3

Beitrag von Freespirit » 07.03.2015, 21:18

Albert :) Der Nachteil, wenn man mehrere Vornamen hat :D

Bilder sind angefügt, schon vorab vielen Dank für Eure Hilfe!

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Re: Westerngitarre - Hals hebt sich vom Korpus ab

#4

Beitrag von jhg » 07.03.2015, 22:22

Hallo Albert,

herzlich willkommen hier im Forum. Du bist hier grundsätztlich an der richtigen Stelle. Allerdings könnte die "Bastellösung" mit Montagekleber (den benutze ich höchstens um Fußleisten an die Wand zu pappen) und Spanngurt (super um Sachen im Auto zu verzurren) nicht den gewünschten Erfolg bringen sondern das Instrument eher einer thermischen Verwertung zuführen ....

In der Regel kommt man bei sowas nicht umhin, den Hals abzunehmen und mit Leim (am besten Titebond - die etwas einfachere Variante wäre Ponal Express) wieder neu anzubringen.

Du könntest einen kurzen Versuch machen, ob der Hals sich auf Zug nach hinten wieder an den Korpus anlegt (dann wäre er ja richtig locker) - Evtl. könnte man mit etwas verdünntem Leim und einer Spritze versuchen die Leimstelle zu schließen. Eine lange Schraubzwinge zwischen Halsfuß und Endblock sorgt für den notwendigen Druck. Wenn er sich nicht bewegt, dann hat auch Schraubzwinge und Spanngurt keinen Sinn.

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Re: Westerngitarre - Hals hebt sich vom Korpus ab

#5

Beitrag von dreizehnbass » 08.03.2015, 15:10

Hallo erst mal aus Graz,

also nach den Fotos zu urteilen ist hier die Passung des Schwalbenschwanzes oder Dovetail hinüber.
Einfach nur Leim reinzugatschen wird auch nicht lange halten. Eine nicht gerade feine Möglichkeit ist mit Epoxy zu kleben.
Epoxy wird aber eher halten, da es Hohlräume ausfüllt.

Die aufwändige Variante:
Ich würde an deiner Stelle den 14. und 15. Bund des Griffbrettes entfernen. Dann das Griffbrett mit einer feinen Säge vorsichtig bis zur Decke durchsägen. Zuerst mal nur am 15. Ich nehme auch mal an, dass der Korpusübergang beim 14. Bund ist.
Dann kannst du am offenen 15. Bund eine 2mm Borhung setzen um mit einer Espressomaschine Dampf einhzuleiten. Eine entsprechende Kanüle braucht du hierfür auch. Der 15. Bund sollte das hintere Ende des Schwalbenschwanzes sein.
Würde versuchen den Hals aus dem Korpus zu entfernen. So wie der offen ist dürfte er eh bald rausgehen. Könnte auch ohne Dampf funktionieren.


Wenn der Hals Enfernt ist muss man den Schwalbenschwanz am Hals reinigen und kontrollieren ob alle Flächen schön gerade sind.
Wenn nicht muss man das nacharbeiten.
Das selbe gilt für die Tasche im Korpus. Es kann auch sein, dass der Halsklotz gespalten ist. Der muss dann auch extra geleimt werden. Dann leimst du in die Tasche Furnier ein (0,8mm oder so). Der Hals wird dann wieder neu in die Tasche gesetzt indem du das eingeleimte Furnier mit entsprechenden Schleifklötzen so bearbeitest, dass der Hals in allen Winkeln passend sich einfügt. Mit Kreide kontrolliert man die Stellen die Kontakt haben. Wenn man diese abarbeitet wird die Kontaktfäche größer...
Wenn der Hals ganz drinn ist muss er fest sitzen. Das heißt der Hals mus "ziehen". Sollt er noch wackeln musst du wieder Furnier einleimen und von vorne beginnen.

Die "Neck reset" Operation gehört schon zu den sehr schweren Reparaturen. Aber mit Geduld schaffst du das.

Anbei ein Foto einer ziemlich schrottigen Gitarre wo neben einens neuen Halsklotzes auch der Hals neu gesetzt wurde...

Bitte nicht Ponal Bastlerleim verwenden.

lg
D

Edit:
Die hintere Fläche des Schwalbenschwanzes ist keine Passfläche, hier ist immer ein Spalt. (Siehst du auch am Foto).Die Passflächen sind die schrägen des Schwalbenschwanzes und die zargenseitigen zum Hals hin.
Dateianhänge
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Re: Westerngitarre - Hals hebt sich vom Korpus ab

#6

Beitrag von clonewood » 08.03.2015, 17:16

günstige Westerngitarre
Ist hier überhaupt klar, dass die Gitarre eine Dovetailverbindung hat??? .... u.U. ist der Hals einfach nur gedübelt oder geschraubt........ein Blick ins Innere der Gitarre.....auf den Neckblock .....wäre mal interessant.......oder z.B. mal mit Fühlerlehren den Schlitz abtasten....usw...

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Re: Westerngitarre - Hals hebt sich vom Korpus ab

#7

Beitrag von gitarrenmacher » 08.03.2015, 19:30

clonewood hat geschrieben:
günstige Westerngitarre
Ist hier überhaupt klar, dass die Gitarre eine Dovetailverbindung hat??? .... u.U. ist der Hals einfach nur gedübelt oder geschraubt........ein Blick ins Innere der Gitarre.....auf den Neckblock .....wäre mal interessant.......oder z.B. mal mit Fühlerlehren den Schlitz abtasten....usw...
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Re: Westerngitarre - Hals hebt sich vom Korpus ab

#8

Beitrag von Freespirit » 08.03.2015, 19:39

Vielen Dank für eure Hilfe!

Tatsächlich ist der Hals nur im Korpus verdübelt, war eine leichte Übung diesen zu entfernen. Besondere Bruchstellen konnte ich keine feststellen, anscheinend hat sich das Holz 'nur' verzogen.

Habe nun die Fläche, die am Korpus anliegt möglichst plan geschliffen, sieht nun schon deutlich besser aus.

Die Gitarre soll wie gesagt als Lagerfeuer- & Partygitarre herhalten, daher sind mir Verarbeitungsdetails nicht wichtig.

Kann ich anstatt Epoxidharz auch Montagekleber verwenden (bzw füllt auch dieser Hohlräume aus)? Dann könnte ich schon jetzt beginnen, ihr wisst ja, die Ungeduld.. :D

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Re: Westerngitarre - Hals hebt sich vom Korpus ab

#9

Beitrag von capricky » 08.03.2015, 19:54

Freespirit hat geschrieben:
Kann ich anstatt Epoxidharz auch Montagekleber verwenden (bzw füllt auch dieser Hohlräume aus)? Dann könnte ich schon jetzt beginnen, ihr wisst ja, die Ungeduld.. :D
Du kannst einfach eine Spaxschraube (Torx) nehmen und von innen durch den Halsklotz in den Halsfuss schrauben. Vorbohren nicht vergessen. Mit dieser Art Halsbefestigung befindest Du Dich in bester Gesellschaft (Taylor, Martin) und gleichzeitig ist es eine hervorragende handwerkliche Geschicklichkeitsübung (blind durchs Schallloch 8) ). Das ist meine Standardreparaturmethode bei den 50 - 100€ Musikschulgitarren

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Re: Westerngitarre - Hals hebt sich vom Korpus ab

#10

Beitrag von dreizehnbass » 08.03.2015, 20:43

na dann spaxen ;)
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Re: Westerngitarre - Hals hebt sich vom Korpus ab

#11

Beitrag von Freespirit » 08.03.2015, 21:50

Danke, das ist aber vorerst keine Option, habe schon alles für's Kleben vorbereitet und damit mehr Erfahrung als schrauben. Ned lachen, mit meinen 2 linken Händen fühle ich mich vom Glück beschenkt überhaupt schon so weit gekommen zu sein :D

Ponal Express, Montagekleber oder Epoxidharz? Montagekleber habe ich gleic gleich zur Hand, Ponal Express müsste ich morgen besorgen.
Was hätte welche Vor oder Nachteile?

Danke und Cheers!

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Re: Westerngitarre - Hals hebt sich vom Korpus ab

#12

Beitrag von Freespirit » 08.03.2015, 23:15

Gerade bemerkt, dass ich mit etwas Pech einen zu steifen Winkel geschliffen habe und somit die Saiten mit Pech auf paar Bünden aufliegen.

Gibt es da spezielle Winkel, die ich korrigieren muss? Sobald ich die Gitarre geklebt habe ist's zu spät, kann die Saitenlage leider nicht vorab kontrollieren.

Habt ihr da Tipps auf Lager?

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Re: Westerngitarre - Hals hebt sich vom Korpus ab

#13

Beitrag von clonewood » 08.03.2015, 23:36

zum Kleben:

nimm ´ne Spax ...... oder etwas edler: zieh die Dübel und ersetze sie am Halsfuss durch Rampamuffen, bohre die Dübellöcher am Halsblock bis ins Korpusinnere durch.......nun kannst du mit metrischen Schrauben + U-Scheiben den Hals fest an den Korpus ziehen und das Ganze ist reversibel .... mit Shims kannst du dann Winkelanpassungen realisieren.......wobei wir zum nächsten Thema kommen....

zum Winkel:

lies dir folgendes mal durch...

http://www.buildyourguitar.com/resource ... aangle.htm
NeckAngleLow.jpg
NeckAngleHigh.jpg

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Re: Westerngitarre - Hals hebt sich vom Korpus ab

#14

Beitrag von Freespirit » 10.03.2015, 18:35

Vielen Dank für eure Tipps, der Instrumentenbauer hat leider mehrere Risse im Inneren der Gitarre diagnostiziert, der Aufwand lohnt sich nicht mehr :(

Kaufe mir eine neue.

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Re: Westerngitarre - Hals hebt sich vom Korpus ab

#15

Beitrag von clonewood » 10.03.2015, 19:42

Wo genau sind denn die Risse? Dein Instrument wird ja wahrscheinlich aus Sperrholz gefertigt sein.....und warum suchst du einen Instrumentenbauer auf, wenn du das Instrument selbst (lieber mit Kleber statt der empfohlenen Spaxschraube) reparieren möchtest???


Wenn du deine Zeit in Lohn/Aufwand rechnest hast du durch die Hinterfragung der "bestmöglichen" Reparatur ohnehin schon ein Minusgeschäft gemacht...

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