Restauration einer Theorbe (war mal: Deckenfuge...)

Alles um einen alten Schatz aufzufrischen ... auch am Finish
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Restauration einer Theorbe (war mal: Deckenfuge...)

#1

Beitrag von TheByte » 07.10.2013, 13:05

Hi,

es hat sich schon schleichend angekündigt, dass die große Theorbe nochmal aufgemacht wird,
mit dem Sound war ich in letzter Zeit nämlich immer weniger zufrieden :?
Da ich jetzt einiges an Vergleichsmaterial habe war dies die logische Konsequenz :lol:

Also habe ich den Rand der Decke leicht gewässert und mit dem Heißluftgebläse traktiert, bis das
Messer gut durch ist. Hat soweit auch ganz gut geklappt :D
Aber dann, als ich fast fertig war, ist "seltsamerweise" das hier passiert:
Reparatur1.jpg
Reparatur2.jpg
Damit habe ich aber schon fast gerechnet, daher tut es nicht sehr weh (zumindest mir (whistle) ),
dennoch frage ich mich: wie mach ich die Fuge am Besten wieder zu?
Da ich die Decke damals schon fertig gefügt gekauft habe, weiß ich nicht, welcher Leim da dran ist.
Zusammendrücken kann man die Fuge nicht vollständig, vermute ich daher richtig, dass hier eventuell
Wasser als "erste Hilfe" angebracht ist, um dem Holz die Feuchte zurückzugeben?
Oder erstmal einfach so stehenlassen? Oder was ganz anderes?

Auf jeden Fall freue ich mich schon auf meine erste "richtige" Reparatur ;)

Freundliche Grüße

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Re: Die Deckenfuge ist aus dem Leim

#2

Beitrag von Gelöschter Benutzer » 07.10.2013, 14:14

Das ist doch eine erste Therobe nicht wahr?
was willst du denn ändern nachdem die Decke unten ist?

Gruß

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Re: Die Deckenfuge ist aus dem Leim

#3

Beitrag von clonewood » 07.10.2013, 14:27

ich würde einen Fichtenspan gleicher Farbe einleimen.....also die Fuge aufsägen oder auffräsen......gut gemacht wird man das nicht wahrnehmen

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Re: Die Deckenfuge ist aus dem Leim

#4

Beitrag von TheByte » 07.10.2013, 16:00

Hi,

@Lumael:
Ja, stimmt ;) Ich werde zunächst die alte Beleistung abnehmen, dann die Decke an kritischen Stellen etwas abziehen
und zum Schluss ein feineres Bracing aufleimen. Also: soundtechnische Veränderungen :D

@clonewood:
Gleich mit schwerem Gerät da ran, das gefällt mir 8) Mal sehen, Teile des Holzes hab ich noch.

Freundliche Grüße

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Re: Die Deckenfuge ist aus dem Leim

#5

Beitrag von clonewood » 07.10.2013, 16:12

TheByte hat geschrieben: Gleich mit schwerem Gerät da ran, das gefällt mir 8) Mal sehen, Teile des Holzes hab ich noch.
natürlich nur soviel wie nötig wegnehmen...sieht so aus als sei die Decke unter Spannung verleimt worden....sprich da scheint vor dem Verleimen Luft in der Fuge gewesen zu sein......

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Re: Die Deckenfuge ist aus dem Leim

#6

Beitrag von TheByte » 07.10.2013, 20:08

Der Zufall meint es zur Zeit gut mit mir 8)
Da die Decke aufgrund der alten Leimspuren und der Dampfbehandlung die Banane gemacht hat,
musste ich die alten Leimspuren wegwaschen. Dabei ist leider/zum Glück auch etwas Feuchtigkeit
am Riss gelandet. Der ist jetzt zum Großteil zu, mal sehen, wie sich das morgen verhält...
Es muss also kein schweres Gerät ran :D
clonewood hat geschrieben:sprich da scheint vor dem Verleimen Luft in der Fuge gewesen zu sein......
Da ich die Decke von einem seriösen User aus dem anderen Forum habe, denke ich das mal nicht ;)

Freundliche Grüße

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Re: Die Deckenfuge ist aus dem Leim

#7

Beitrag von Bermann » 07.10.2013, 21:03

Hallo
das mit dem Wasser ist eine Scheinlösung, das Wasser verdunstet wieder und dann schrumpft das Holz wieder und schon ist der Riss wieder da.

Sorry für die schlechte Nachricht

Hermann

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Re: Die Deckenfuge ist aus dem Leim

#8

Beitrag von clonewood » 07.10.2013, 21:17

Da ich die Decke von einem seriösen User aus dem anderen Forum habe, denke ich das mal nicht
Fehler sind menschlich....

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Re: Die Deckenfuge ist aus dem Leim

#9

Beitrag von aljosha » 07.10.2013, 22:54

das mit dem Wasser ist eine Scheinlösung, das Wasser verdunstet wieder und dann schrumpft das Holz wieder und schon ist der Riss wieder da.
nicht zwingend, der Decke wurde erst feuchtigkeit enzogen und dann wieder hinzugefuegt, sogesehen ist die Decke wenn der Riss wieder zu ist wieder in ausgansfeuchte und auf diese wird sie sich mit der Zeit wieder einpendeln, STichwort Luftfeuchte

neu leimen solltest du aber, eh klar denk ich

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Re: Die Deckenfuge ist aus dem Leim

#10

Beitrag von Gelöschter Benutzer » 08.10.2013, 14:02

Kannst du dich noch an unsere kleine "Diskussion" über die Beleistung dieser Decke erinnern ;)

Edit: Den Rest hab ich gelöscht.

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Re: Die Deckenfuge ist aus dem Leim

#11

Beitrag von TheByte » 08.10.2013, 21:25

aljosha hat geschrieben:sogesehen ist die Decke wenn der Riss wieder zu ist wieder in ausgansfeuchte
Und danach sieht es gerade aus ;) Der Riss ist zumindest wieder soweit zusammen, dass bei etwas Druck
der Spalt zu ist. Aber diesmal keine Hektik, ich lass dem Ding Zeit.

@Lumael:
Oh ja, das kann ich. Und wie immer hattest du Recht :D Inzwischen setze ich aber auch mehr auf
"Kunst" (so fein wie möglich) statt auf "Stabilität" (dreifach verleimte, zentimeterdicke Vierkanthölzer) :lol:

Damit hat sich das Fugenproblem also erledigt. Bleibt nur noch das, wie ich es neuerdings nenne, "Stapelchips"-Problem:
die Decke wölbt sich an den Außenseiten immernoch nach unten, obwohl ich den Leim dort abgewaschen habe :?
Gerade liegen drei schwere Bücher auf dem Holz, hoffentlich wird das noch :cry:

Freundliche Grüße

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Re: Die Deckenfuge ist aus dem Leim

#12

Beitrag von TheByte » 24.11.2013, 19:06

Ganz unkompliziert und schmerzlos: die alte Decke hängt jetzt an der Wand.
Beim hantieren an der Fuge ist mir etwas zu viel Kraft aus den Fingern gerutscht und "knack" hat's gemacht :roll:
Die Rosette ist jetzt irgendwo mittig durch :lol:
Um so besser, zurückgerollt hat sich das Teil auch nicht ganz, unter Spannung verleimen soll man ja auch nicht, etc.

Also hab ich nochmal ganz von vorne angefangen. Man muss auch loslassen können (whistle)
Decke_neu2.jpg
Fügen und Hobeln sind ein alter Hut, daher leider nur ein Bild von der geleimten Brücke ;)
Die ist diesmal aus Birne und nach Masse-Aspekten gearbeitet. Zusätzlich habe ich die Saitenlage im Vergleich zu vorher etwas erhöht, denn es war für meinen Geschmack schon fast zu tief (auch wenn andere es anders sehen würden (think) ).
Decke_neu.jpg
Spannender ist da vielleicht das neue Bracing. Vieeel filigraner als die alten Balken :D
Decke_neu3.jpg
Und da ja bald wieder Weihnachten ist, hab ich die Laute schonmal eingepackt.
Vorher natürlich noch das Bracing komplettiert und die Decke abgestimmt, was im Vergleich zur alten Decke schon recht ordentlich klingt 8)

Das der Stand der Dinge bis jetzt, hoffentlich schaffe ich das noch rechtzeitig :?

Freundliche Grüße

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Re: Die Deckenfuge ist aus dem Leim

#13

Beitrag von Gelöschter Benutzer » 26.11.2013, 16:15

TheByte hat geschrieben:Spannender ist da vielleicht das neue Bracing. Vieeel filigraner als die alten Balken :D
Die Jahre müssen doch senkrecht stehen!,...oder sieht das auf dem Foto nur falsch aus?

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Re: Die Deckenfuge ist aus dem Leim

#14

Beitrag von TheByte » 26.11.2013, 21:39

Je nach Sichtweise sieht es falsch aus oder es sieht falsch aus.
soweit ich mich gerade erinnern kann, sind alle Lauten-Bracings, die ich bisher gesehen habe, mit liegenden Jahrringen gebaut,
die Reste der Decke wurden zu Leisten verwurstet. Anscheinend war das schon so gedacht.
Und ich hab das einfach nachgemacht, nachdem ich das "Historical Lute Construction" richtig gelesen hatte.

Vielleicht trägt das auch zum unverwechselbaren, stumpfen Sound bei.
Und zur Tatsache, dass die Dinger nach 200 Jahren mal restauriert werden müssen...

Aber prinzipiell, auch wenn ich anfangs ebenso skeptisch war, sehe ich da irgendwie nicht so große Probleme.
(Gab's da nicht mal einen Holz-Test zur Problematik?)

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Restauration einer Theorbe (war mal: Deckenfuge...)

#15

Beitrag von TheByte » 28.11.2013, 23:08

Heute war es dann soweit, nach ein paar Tagen ungeduldigen Arbeitens und Wartens ist die Obstschale endlich wieder zu ;)
Nachdem das Päckchen wieder ausgepackt war und die überstehenden Teile der Decke abgeschnitten wurden,
sieht das Instrument schonmal nicht schlecht aus:
Rosette_neu.jpg
Jetzt erkennt man: ja, ich war beim Muster sehr bequem und hab einfach das von Nummer 2 nochmal verwendet (whistle)
Nur diesmal um 30° gedreht, also richtig ausgerichtet :lol: Das, was da so gelblich schimmert, ist die Ballenmattierung, die ich
vor dem Ausstechen der Rosette aufgebracht habe. Hilft wirklich viel gegen Ausrisse.
Pergament_neu.jpg
Damit mir nicht wieder unschöne Dellen in die Deckenkante reinkommen, habe ich wie bei der kleinen
Diskanttheorbe ein Pergament-lining angebracht. Die Klebebandstreifen sind nur zur Vorsicht dran, damit über Nacht
keine Möglichkeit besteht, dass irgendein Teilstück auch nur eine falsche Bewegung macht 8)
Zusätzlich dazu mussten auch noch neue Griffbrett-Spitzen rein, da die aus Elfenbeinimitat beim extrahieren etwas
aus der Form gegangen sind (whistle) Bubinga sieht auch schön aus und bringt etwas Kontrast in die Sache :D

Zum Schluss hab ich noch den Hals abgezogen und ihn, ebenso wie Muschel und Decke, mit einer feinen Schicht
Ballenmattierung behandelt. Schließlich noch die Deckenbünde ausarbeiten und aufkleben, welche wieder aus Ebenholz sind.
Schon ist auch der letzte Teil der Arbeiten abgeschlossen:
Fertig_neu.jpg
Normalerweise kommt nach jedem Deckenwechsel ein frischer Satz Saiten auf die Laute, doch seht es mir nach,
die sind ja erst ein Jahr alt und noch völlig in Ordnung :roll: :D

Das war's dann vom baulichen Aspekt der Sache. Ach ja, der Sound... besser. Viel besser. Neben der üblichen psychoakustischen
Verbesserung, die einfach eintreten muss (ist ja klar ;) ), sind sowohl Höhen als auch Lautstärke deutlich mehr geworden.
Strumming macht auf dem Teil jetzt deutlich mehr Spaß und Lärm als vorher :lol:
Somit war der Umbau (auch wenn er nicht so ganz nach Plan gelaufen ist) ein Erfolg und ich bin zufrieden ;)

Freundliche Grüße

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Re: Restauration einer Theorbe (war mal: Deckenfuge...)

#16

Beitrag von bea » 29.11.2013, 00:16

Applaus...
LG

Beate

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Re: Restauration einer Theorbe (war mal: Deckenfuge...)

#17

Beitrag von Poldi » 29.11.2013, 05:20

bea hat geschrieben:Applaus...
Mehr als das, (clap3) (clap3) (clap3)

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Re: Restauration einer Theorbe (war mal: Deckenfuge...)

#18

Beitrag von Haddock » 29.11.2013, 06:20

Guten Morgen,

Gratulation! Immer gut wenn der Sound nicht nur psychoakustisch besser wird ;)

Gruss
Urs

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Re: Restauration einer Theorbe (war mal: Deckenfuge...)

#19

Beitrag von Titan-Jan » 29.11.2013, 09:24

Großartig!!!

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Re: Restauration einer Theorbe (war mal: Deckenfuge...)

#20

Beitrag von Simon » 29.11.2013, 09:51

echt schön!! aber die überstehenden Saiten magst noch abzwicken ;)

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Re: Restauration einer Theorbe (war mal: Deckenfuge...)

#21

Beitrag von TheByte » 29.11.2013, 14:21

Ich danke erneut, auch wenn es nur ein "halbes" Projekt war :lol:
filzkopf hat geschrieben:aber die überstehenden Saiten magst noch abzwicken ;)
Ach Mist, ich wusste, irgendwer sieht es bestimmt (whistle)
Wurde soeben erledigt ;)

Freundliche Grüße

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