Ein Rückbau-zwei Schwestern

Alles um einen alten Schatz aufzufrischen ... auch am Finish
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Re: Ein Rückbau-zwei Schwestern

#51

Beitrag von headstock » 20.02.2013, 07:50

Ein fröhliches moin, moin (dance a)

wer hier mitliest weiß, dass gestern abend wieder alles gut gegangen ist - zum Glück.
Ich habe meine alte Decke im neuen Rahmen versenkt. Dazu nur kurz ein paar Bilder.
Beim fräsen der Innenfase im Rahmen entstanden durch den Druck des Anlauflagers ind den weichen Fasern der Fichte an einigen Stellen kleine Wellen...
DSCI0056.JPG
die ich mit meinen einfachen Schleifklötzen wieder glätten konnte...daneben der Fräser und mein Schleifkegel mit selbstklebenden Schmirgel, schon etwas verschmort...
DSCI0061.JPG
Jetzt muß ich noch ein paar kleine Korrekturen Für die Passgenauigkeit vornehmen - paßt aber schon ganz gut...
DSCI0063.JPG

Ich hatte Sorge, dass beim Fräsen der Innenfase - Stücke aus dem Holz gerissen werden, was aber übehaupt nicht passierte. Somit hoffe ich, dass beim Fräsen der Bindingnut auch alles gut geht.
Ich weiß, dass ich mich bei der Bearbeitung der alten Decke auf sehr dünnem Eis bewege, denn die ist am Außenrand an den dünnsten Stellen nur 3mm stark und die F -Löcher tun ihr Übriges dazu bei.
Ich hoffe einfach, dass ich weiterhin geduldig genug bin, um den Tag der bösen Überraschung nicht erleben zu müssen...

Gruß Martin

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Re: Ein Rückbau-zwei Schwestern

#52

Beitrag von bea » 24.02.2013, 11:40

Irgendwie nehme ich das jetzt erst wahr. Toll, wie Du das machst. Weiterhin viel Glück.
LG

Beate

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Re: Ein Rückbau-zwei Schwestern

#53

Beitrag von headstock » 07.03.2013, 08:20

Moin,
bin gerade auf 180! Hab meinen Bericht gerade fertig, da kommt so ein Mc affe und sagt mir, dass diese Seite nicht mehr zu finden ist. Also fang ich noch mal an... :evil:

Mit meinen neuen Lieblingswerkzeugen habe ich den Rahmen von innen an die Decke angeglichen.
DSCI0068.JPG
Dann habe ich mir überlegt, die Halstasche zu fräsen, bevor ich die Decke auf den Korpus leime. So kann ich den Korpus leichter an die Fräßvorrichtung spannen.
DSCI0078.JPG
Da ich nur diesen
DSCI0081.JPG
langen Fräser hatte, mußte ich noch für den 1. Gang eine Holzunterlage auf die Fräßschablone kleben.
Danach kam die ab und ich konnte fast auf Endtiefe fräsen.
Dann wurde es etwas kribbelig.
Mit diesem Fräser
DSCI0083.JPG

wollte ich die Schwalbenschwanzführung fräsen. Da der aber kein Anlauflager hat, nahm ich den Schaft als Anlauffläche. Meine Befürchtung war, dass durch die Reibung die Kunststoffschablone zu heiß würde. Aber da ich nur ganz wenig Material wegnehmen mußte, ging alles gut.
Ergebnis -
DSCI0089.JPG
meine 1. Halstasche. (dance a)
Als Belohnung gab es ein Feierabendbier und etwas irische Medizin. (whistle) (whistle) (whistle)
So war das ein rundum gelungener Abend, an dem ich auch gleich die nächsten Schritte geplant habe.
Als nächstes soll die Decke aufgeleimt werden, damit die Außenkontur bündig gefräßt werden kann und ich weiß, wo genau die Kontur für das obere Curving verläuft. Dann wieder Binding usw.
Davor soll natürlich noch ein Zettel eingeklebt werden. ich weiß nur noch nicht, was ich da raufschreibe...
So, bis dahin
Gruß Martin

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Re: Ein Rückbau-zwei Schwestern

#54

Beitrag von bea » 07.03.2013, 11:33

Beides. Baujahr und Restaurationsjahr, icl Urhebern. Oder die komplette Historie: Bau, Umbau, Restauration.
LG

Beate

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Re: Ein Rückbau-zwei Schwestern

#55

Beitrag von headstock » 07.03.2013, 12:25

Moin,
ich denke, wenn - dann alles.
Beim Baujahr könnenwir nur vermuten. Mein Onkel, von dem ich sie hatte,sagte mir die ist schon ewig in unserer Familie und zwar vor den 50èrn. TheByte war durch seine umfangreichen Recherchen auch zu dem Schluß gekommen. Die späteren Paulus Gitarren hatten dann auch ein etwas anderes Design.

Tja, und was ich da verbockt hatte, muß sicherlich auch erwähnt werden, denn davon werden Spuren zu sehen sein, die man dem alten Meister nicht zuschreiben darf.
Und na klar, warum soll ich den letzten Umbau nicht erwähnen... (think)
Also Aktion, Jahreszahl und Person - kurz und bündig.
Gibt es da irgendwas im Netz?(Vordrucke)

Übrigens Bea, TheByte und ich haben uns nochmal wegen der Lackierung ausgetauscht - das Orange ist transparent. So werden also ein paar Narben zu sehen sein.
Ich hab schon Farben von Molotow gekauft - aber bis dahin... (whistle)

Gruß Martin

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Re: Ein Rückbau-zwei Schwestern

#56

Beitrag von Magfire » 07.03.2013, 15:29

Hallo Martin,

schöne Sache :)! Mein Geigenbaulöffel ist nach 4 Monaten dann auch endlich mal von der Firma Dick geliefert worden :roll: Ich bin echt gespannt, wie es sich damit arbeiten lässt.
Wegen dem "Label" stand ich neulich vor der gleichen Problematik, habe aber keine Vordrucke gefunden. Aber Bildbeispiele gibt es genügend, an denen man sich orierentieren kann.
Ich finde aber, wenn man sich schon so viel Zeit für ein Instrument nimmt, dann sollte man auch ein würdiges "Label" selber gestalten, sofern man in dieser Richtung künstlerisch bewandert ist, oder jemanden dafür kennt (whistle) ...
headstock hat geschrieben:...So werden also ein paar Narben zu sehen sein...
Na und? Lass sie doch! Die sind eine Erinnerung an viele schöne Stunden der Bastelei! Ich hätte mir so einen Umbau niemals zugetraut und verneige mich voller Erfurcht! :) (clap3)
Außerdem bekommt ein Instrument so etwas "Leben" eingehaucht...

Viele Grüße,
Philip

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Re: Ein Rückbau-zwei Schwestern

#57

Beitrag von bea » 07.03.2013, 16:04

Ganz meine Meinung.

Beim Zettel würde ich mich, sofern möglich, grob am am ursprünglichen Zettel orientieren und diesen entsprechend ergänzen.
LG

Beate

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Re: Ein Rückbau-zwei Schwestern

#58

Beitrag von headstock » 08.03.2013, 07:51

Moin,
Danke für Eure Reaktionen.
bea hat geschrieben:Ganz meine Meinung.

Beim Zettel würde ich mich, sofern möglich, grob am am ursprünglichen Zettel orientieren und diesen entsprechend ergänzen.
Es gab leider keinen alten Zettel. Gleich nach dem Krieg, wurden viele Instrumente nicht gelabelt, weil sie schwarz verscherbelt wurden, wie man bei Schlaggitarren.de nachlesen kann.
Aber Magfire hat Recht - warum soll man sich nicht selbst die Mühe machen...

Das mit den "Narben" mußte bei mir erst reifen (think) .
Mein alter Tischlerkumpel hat mal gesagt: "Um einen Makel zu vertuschen, muß man ihn hervorheben".
Inzwischen sehe ich das durch Eure Anregungen auch so.

Außerdem - wenn dann mal einer fragt, hat man ne Geschichte zu erzählen...

Danke und schönes WE

Gruß Martin

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Re: Ein Rückbau-zwei Schwestern

#59

Beitrag von bea » 08.03.2013, 10:51

headstock hat geschrieben: Mein alter Tischlerkumpel hat mal gesagt: "Um einen Makel zu vertuschen, muß man ihn hervorheben".
Inzwischen sehe ich das durch Eure Anregungen auch so.
Deshalb ja auch die kontrastierenden Platten in den Löchern bei meiner Isana.
LG

Beate

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Re: Ein Rückbau-zwei Schwestern

#60

Beitrag von headstock » 13.03.2013, 08:00

Moin,
die sichtbaren Fortschritte halten sich momentan in Grenzen, da ich hier an mehreren Baustellen gleichzeitig arbeite und ich genau überlegen muß, wann ich was, wie - mache.
Da sind die Zettel, der Halsfuß und das Säubern und Anpassen der Decke - denn wenn der Deckel aufgeleimt ist, ist es zu spät für Korrekturen...
Bei den Zetteln hab ich mich für 2 entschieden - einen für den alten Meister und einen für mich. Ob die Form und der Inhalt so bleibt, weiß ich noch nicht, aber ich mag es lieber so einfach und schlicht ...
DSCI0098.JPG
...den einen sieht man dann durch das obere und den anderen durch das untere F-Loch.
DSCI0100.JPG
DSCI0101.JPG
Dann hab ich noch einen Dummy für den Halsfuß gefräßt, um zu sehen, ob Keil und Tasche gut zusammen passen.
DSCI0103.JPG
Daneben der Klotz, aus dem der neue Halsfuß gemacht wird.

Ich hab da noch ne Frage zum Verleimen der Decke, welche ich gleich noch in einem anderen Thread stellen werde.
Bitte anschauen, wen sie interessiert und antworten, wer was dazu sagen kann.

Gruß Martin

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Re: Ein Rückbau-zwei Schwestern

#61

Beitrag von headstock » 21.03.2013, 07:37

Moin,
:evil: :evil: :evil:
es mußte ja passieren...
aber der Reihe nach. Erstmal hab ich den Deckel aufgeleimt.
DSCI0110.JPG
Zwischendurch hab ich das Griffbrett mittels Spachtel und Hitze vom Hals gelöst. Dabei kamen so Dinge zum Vorschein, an die ich schon garnicht mehr gedacht hatte - Gewindehülsen. Ich hatte damals "sicherheitshalber" geschraubt und geleimt!
DSCI0112.JPG
In meiner Kramkiste hab ich dann auch noch das alte Brettchen gefunden, dass früher unter dem Griffbrettende war. Ich weiß nicht, was für`n Holz das ist(Eiche,Esche?), aber das kommt jetzt wieder ran.
DSCI0114.JPG
Dann hab ich den Halsblock grob ausgesägt und mit den notwendigen Fräsungen versehen.
DSCI0122.JPG

Paßt!
DSCI0124.JPG
Die kleinen "Öhrchen" mußte er haben, weil ich damals am Hals Material weggenommen hatte, dass jetzt fehlen würde.
Dann habe ich den Hals eingepasst und ausgerichtet.
DSCI0126.JPG
Dann ist es passiert - ich habe die Gitarre am Hals angehoben und nicht daran gedacht, dass da ja noch nichts verleimt war, denn durch den Keil am Halsfuss klemmte es gut zusammen.
In 1m Höhe hat sich dann der Korpus vom Hals gelöst... und ist mit der unteren Zargenseite auf den Boden geknallt. (wall) (wall) (wall)
Das Ergebnis: 2 Risse im Boden
DSCI0116.JPG
DSCI0117.JPG
...nachdem ich mich wieder im Griff hatte, hab ich dann sofort überlegt, was ich tun kann (think) .
Mit Sekundenkleber an den engen Stellen und Titebond an der alten Naht hab ich es dann ganz gut geleimt bekommen.
DSCI0127.JPG
Tja, wieder eine Narbe mehr...
Ich hoffe, das war es jetzt mit den Momenten, bei denen man fast `nen Herzstillstand hat!!!
Als nächstes werde ich dann den Hals mit dem Halsfuß verleimen - ich muß nur noch den Halswinkel ein wenig nacharbeiten.
Bis dahin einen ernüchternden Gruß aus dem Norden
Martin

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Re: Ein Rückbau-zwei Schwestern

#62

Beitrag von Poldi » 21.03.2013, 09:07

Aua, das tut weh, ich kenn das Gefühl. Aber die Reparatur ist Dir ja gut gelungen. Ich denke da haste noch mal Schwein gehabt

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Re: Ein Rückbau-zwei Schwestern

#63

Beitrag von bea » 21.03.2013, 18:35

Ganz spontan dachte ich an meine Geige, als beim Photographieren die Kamera auf die Decke kippte... als beim Biegen der Zargen meiner Archtop das allerletzte Stück brach... als sich der Bohrtiefenanschlag bei einer Markierungsbohrung in der Decke der Gitarre löste... das sind Momente, die sich ins Gedächtnis eingraben.

Wenigstens werden die Risse später nahezu unsichtbar sein.
LG

Beate

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Re: Ein Rückbau-zwei Schwestern

#64

Beitrag von headstock » 22.03.2013, 00:18

Moin Bea,
im ersten Moment denkt man, das sind nicht die Momente die man unbedingt braucht - allein das Geräusch...
Wo waren Deine Daumen?
Aber wahrscheinlich haben die schon vorher ein paar mal geholfen, ohne das man das registriert - und für die eigene Dusseligkeit sind die nicht zuständig. Und - ich hatte ja um diesen Tag förmlich gebettelt!
Ich hatte Glück im Unglück - um diese Redewendung mal zu strapazieren.
Aber komischer Weise hab ich sofort Fotos gemacht, statt mich mit irischer Medizin zu versorgen. Dann hab ich es einen Augenblick sacken lassen und gedacht, "was kannst du machen"...?
Der eine Spalt ist auch nicht in die Ausgangslage zurück gesprungen - da stand eine schräge Kante über.
Die hab ich dann ein wenig weggeschnitten und mit einer Ziehklinge weggedrückt, bis sie wieder unter die andere gesprungen ist.
Heute hab ich dann nur den Halswinkel korrigiert und den Hals auf den Halsfuß geleimt. Alles mit einem Lineal ausgerichtet, dass ich etwa auf 25mm Brückenhöhe komme.
Der Schock ist überstanden und es geht weiter :)
Aber nun ist erstmal Wochenende... (gebacken)

Danke und Gruß aus dem kalte Norden
Martin

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Re: Ein Rückbau-zwei Schwestern

#65

Beitrag von TheByte » 22.03.2013, 16:29

Sieht zwar auf den ersten Blick schlimm aus, könnte auf den zweiten aber auch "Vintage" sein (whistle)
Das ist authentisch (welche alte Gitarre ist in ihrem Leben nicht schonmal runtergefallen?) und
wenn es nachher nicht die Statik stört ist doch alles halb so wild ;)

Freundliche Grüße

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Re: Ein Rückbau-zwei Schwestern

#66

Beitrag von Arsen » 22.03.2013, 17:13

Wenn es gut verleimt ist, erhöht es ja sogar die Statik! :D
Gruß, Arsen

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Re: Ein Rückbau-zwei Schwestern

#67

Beitrag von headstock » 28.03.2013, 07:20

Moin,
erstmal Danke für Eure Anteilnahme.
Und nun noch ein kleiner Zwischenbericht über den momentanen Stand.
Nach dem Verleimen und den ersten groben Bearbeitungen, sah der Halsfuß so aus:
DSCI0133.JPG
Hab das alte Brettchen mal zur Darstellung untergelegt - man sieht an der Seite noch die alten 2 Löcher zur Befestigung des Schlagbrettes und den alten schwarzen Lack.
Ein wenig später sah er dann schon etwas besser aus:
DSCI0147.JPG
Alles mit Säge, Halbrundfeile und Schmirgel gemacht. Oben drauf hab ich den Rest der Abschlußplatte gelegt. Da hatte ich mal ein Stück abgesägt (wall) , weil ich etwas Perloid für eine Reparatur gebraucht habe. So konnte ich aber die ungefähren Originalmaße erahnen.

Ich hab mir vorgenommen alle Originalteile soweit sie noch verwendbar sind, wieder anzubauen. An das kleine Endstück werde ich was anfügen - hab da schon ne Idee...

Zwischendurch mal anpassen und schauen, wie es aussieht - ich denke, ich mache ihn in der Mitte noch schlanker.
DSCI0142.JPG
Und weil Ostern ist, schon mal ein wenig träumen... (whistle)
DSCI0140.JPG
Über die Feiertage wird wohl nicht viel passieren - bis dahin allen eine schöne Zeit...

Gruß aus dem immer noch kalten Norden
Martin

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Re: Ein Rückbau-zwei Schwestern

#68

Beitrag von headstock » 11.04.2013, 14:29

Moin,
nicht dass ihr denkt den hat die Frühjahrsmüdigkeit erwischt, - es geht immer noch weiter - allerdings ist entweder nicht viel zu sehen, oder aber es sind Arbeiten, die sich jetzt wiederholen.
Immer wenn irgend etwas trocknen muß, mache ich am Carving der Unterseite weiter. Nachdem ich das Binding glatt geschabt hatte, konnte ich genau sehen, wo ich noch Material zum Rand hin wegnehmen mußte.
DSCI0160.JPG
Das dauert immer...
Dafür hab ich mir ein paar Schleifhilfsmittel gemacht. Einen flachen Klotz mit einseitiger Abrundung für die Übergänge zur Mitte und einen Holzstab mit einer kleinen Rundung und einer glatten Seite,welche mir als Auflage auf dem Binding dient. So bekomme ich etwas mehr Gleichmäßigkeit in die Kurven. Daneben die unverzichtbare Ziehklinge.
DSCI0162.JPG
Durch das fertige Binding an der Unterseite hatte ich eine Basis für die Kante der Oberseite und habe nach dem "auf Maß bringen", die obere Bindingnut gefräßt. Ist wieder alles ohne Probleme mit meiner "Überkopfvariante" gelaufen.
DSCI0164.JPG
Der völlig verhunzte Lappen ist von Anfang an dabei und tut gute Dienste beim Abwischen der überschüssigen Kleber. Der ist schon so voll, dass er nicht mehr anklebt, wenn ich da rüber wische.
So hatte ich dieses mal kaum Kleber an den Fingern, als ich das Binding geklebt habe.
DSCI0163.JPG
Nach ein paar Stunden war dann auch das Binding für die Oberseite fertig. (dance a)
DSCI0167.JPG
Ich mache das Binding immer vor dem Carving, damit ich genau weiß, wie weit ich dann die Kurve zum Rand führen kann, damit es einen guten Übergang gibt.
So, jetzt wieder Rille schleifen und nebenbei am Hals weiter machen. Oder war es umgekehrt? ;)
Bis dahin einen fröhlichen Gruß aus dem endlich (dance a) wärmer werdenden Norden.

Gruß Martin

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Re: Ein Rückbau-zwei Schwestern

#69

Beitrag von Magfire » 11.04.2013, 14:38

(clap3)

Großes Kino!

Viele Grüße :),
Philip

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Re: Ein Rückbau-zwei Schwestern

#70

Beitrag von TheByte » 11.04.2013, 17:31

Hi,

ganz ehrlich: ich würde das Ding gerade irgendwie genauso kaufen, wie das letzte Bild es zeigt :lol:
(Natürlich ein wenig Klarlack, die Leimspuren etwas bereinigen, mit Hals, etc. (whistle) )

Aber ansonsten: wirklich großartig, wie Stück für Stück wieder alles zurückkommt ;) Wow!

Freundliche Grüße

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Re: Ein Rückbau-zwei Schwestern

#71

Beitrag von headstock » 12.04.2013, 07:15

Moin.
TheByte hat geschrieben:
ganz ehrlich: ich würde das Ding gerade irgendwie genauso kaufen, wie das letzte Bild es zeigt :lol:
ja - nee, schon klar, dann stellst Du sie neben Deine und sagst zu Ihr:" Guck mal, so hättest Du aussehen können, wenn da nicht der Bekloppte mit der Säge gewesen wäre" :lol: :lol: :lol:
TheByte hat geschrieben: Aber ansonsten: wirklich großartig, wie Stück für Stück wieder alles zurückkommt ;) Wow!
Genau das ist der Punkt - bei mir kommen immer nach einem fertigen Abschnitt beim betrachten die Erinnerungen an früher hoch.
Hier ein kleines Beispiel: Ich hab mich neulich tierisch gefreut und laut "meins" (dance a) gebrüllt, als ich bei ebay dieses Stück ergattern konnte.
DSCI0150.JPG
Links der Saitenhalter, den ich mal angebaut hatte, weil der "besser glänzte". Rechts liegt so einer, wie er mal original an der Gitarre war und durch diverse Umzüge abhanden gekommen war.
Nun hab ich wieder so einen und das war extrem befiedigend in dem "meins"- Augenblick.
Da ist es völlig egal, ob man den linken schöner findet und den rechten kitschig - er gehört da ran!!!

Das einzige, was ich wohl nicht "original" nachmachen werde sind die Mechaniken - da gibt es heut wirklich Besseres...
Ich wüßte auch niemanden, der solche Dinger noch hat... (whistle) (whistle) (whistle) ;)

Schönes Wochenende
Gruß Martin

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Re: Ein Rückbau-zwei Schwestern

#72

Beitrag von headstock » 30.04.2013, 07:28

Moin,
so nach längerer Pause mal wieder etwas Neues. Bin dabei den Halsstab einzubauen. Für die Fräßarbeiten habe ich mir noch ein paar
Hilfsmittel besorgt - ein Set Anlaufringe vom Sautershop - die vereinfachen die Arbeit doch enorm.
DSCI0172.JPG
Damit habe ich die Nut auf verschiedene Tiefen gefräßt. Danach habe ich Querhölzer aufgeklebt, um die kleinen Nuten für die Anschläge zu fräsen.
DSCI0173.JPG
Dann wurde die Fläche plangefräßt. Anschließend wurde noch die kleine Stufe auf Maß nachgefräßt, damit das alte kleine Brettchen wieder angeleimt werden kann.
DSCI0175.JPG
Die ganzen Arbeiten habe ich in einer selbstgebauten Fräßvorrichtung gemacht, die ich auch schon für andere Arbeiten dieser Art benutzt habe. Ich kann sie auch auf Gitarren spannen, wenn der Hals nicht abnehmbar ist.
IM002350.JPG
Wie oben zu sehen ist, baue ich den Trusrod anders herum ein - ich wollte das alte Erscheinungsbild der Kopfplatte nicht verändern.
Mit einem langen Inbusschlüssel mit Kugelkopf kommt man später unter dem Brettchen an die Schraube heran. Dieses Brettchen wird nur noch vor dem Aufleimen von hinten ganz leicht ausgearbeitet.
So, das ist der momentane Stand. Es wird sich in den nächsten Wochen wieder etwas hinziehen, weil der Sommer vor der Tür steht und da andere Dinge wichtiger sind, als an Gitarren zu arbeiten.
Aber wenn ich Zeit habe mache ich natürlich weiter - eben nur langsamer...
Bis dahin einen frühlingshaften Gruß aus dem Norden

Martin

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Re: Ein Rückbau-zwei Schwestern

#73

Beitrag von Titan-Jan » 30.04.2013, 08:15

(clap3) (clap3) (clap3) Habe echt größten Respekt vor deinem Bauvorhaben. Anfangs dachte ich, du wärst bekloppt ;) :oops: Jetzt kann ich mir das langsam vorstellen. Hätte nie gedacht, dass das, was du dir da vorgenommen hast, klappen könnte. RESPEKT!
headstock hat geschrieben:Es wird sich in den nächsten Wochen wieder etwas hinziehen, weil der Sommer vor der Tür steht und da andere Dinge wichtiger sind, als an Gitarren zu arbeiten.
Diesen Satz verstehe ich nicht. (think) :?: :?

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Re: Ein Rückbau-zwei Schwestern

#74

Beitrag von headstock » 30.04.2013, 10:11

Moin,

...hab ich ja oben auch schon mal geschrieben - "der Bekloppte mit der Säge"... :lol: genau so sehe (sah) ich das auch. Aber inzwischen warte ich voller Spannung auf den Tag, an dem ich das erste mal wieder Saiten aufspannen kann.
Titan-Jan hat geschrieben:
headstock hat geschrieben:Es wird sich in den nächsten Wochen wieder etwas hinziehen, weil der Sommer vor der Tür steht und da andere Dinge wichtiger sind, als an Gitarren zu arbeiten.
Diesen Satz verstehe ich nicht. (think) :?: :?
Meine Antwort hierzu ist etwas oT.
Hättest Du hier einen grinsenden Smilie eingesetzt, hätte ich Dich so verstanden, dass Du es nicht verstehen kannst, dass es Wichtigeres gibt als Gitarren zu bauen. So denke ich Du verstehst mich wirklich nicht.
In meinem Leben gab es immer Hobbys oder andere Freizeitbeschäftigungen (z.B.Sport), die ich mit 110% betrieben habe - teilweise mehr als 30 Jahre. Da denkt man, man kann sich das Leben ohne diese Dinge garnicht vorstellen.
Verschiedene Gründe (Gesundheit, Geld) können aber dazu führen, dass man sich schweren Herzens davon trennen muß.
Wichtig ist, dass man einen Ersatz schafft - eine Tätigkeit, die einen voll ausfüllt und befriedigt.

Das ist im Moment "Gitarren bauen" im Winter und "Campingmobil fahren" im Sommer.
Damit der hier
IM001756.JPG
immer gut läuft ist ne Menge Zeit nötig. Am Wochenende gehts damit an den Strand und im Juni und Juli in den Urlaub. (dance a)

Wir haben hier ein echt geiles Hobby - aber nicht mehr und nicht weniger... (whistle)

Jetzt alles klar? ;)

Und nun ist genug oT

Gruß Martin

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#75

Beitrag von Titan-Jan » 30.04.2013, 10:28

headstock hat geschrieben:Hättest Du hier einen grinsenden Smilie eingesetzt, hätte ich Dich so verstanden, dass Du es nicht verstehen kannst, dass es Wichtigeres gibt als Gitarren zu bauen. So denke ich Du verstehst mich wirklich nicht.
okay im Ernst: Es gibt unzählige Dinge, die wesentlich wichtiger sind als Gitarrenbau. Mir auch, deswegen komme ich ja selbst auch so langsam voran.
War nur ein Joke und nicht gut genug als Ironie markiert, denn wie schnell verliert man sich völlig in dieser schönen Nebensache (!)...
;)

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