die hier gezeigte Gitarre habe ich ja schon mehrfach erwähnt. Sie ist mein absolutes Sorgenkind, aber ich besitze das Instrument schon lange, und trotz (oder wegen?) aller Probleme mag ich es. Diese Gitarre gab übrigens den Anstoß, eine große Archtop zu bauen.
Es handelt sich um eine dünne, aber ansonsten klassische einfache Archtop, bei der Decke und Boden aus Sperrholz in die Form gepresst worden sind. Soweit ich es rekonstruieren kann, war der Hersteller Franz Sandner aus Nauheim. Man sieht die Reste eines "Fasan"-Abziehbildes im Lack. Der Hals ist sehr schmal. Er besitzt ein stark gekrümmtes Griffbrett. In den frühen 70ern kursierten mal Gerückte, dass sowas gut sei - und tatsächlich, als Schlaggitarre im Tanzorchester ist die Gitarre klasse. Akustisch gespielt ist sie erstaunlich laut, und wegen der großen Öffnungen im Korpus ist der Ton auch ziemlich voll. Sustain ist bei dem Instrument natürlich ein Fremdwort, und das dürfte der Bauart geschuldet auch der Fall sein, wenn es in Ordnung wäre.
Diese Gitarre hat gleich mehrere Probleme, und zwar ziemlich ernste:
- Der Hals besteht vermutlich aus Buche. Er ist dreiteilig, scheint keinen Stahlstab zu besitzen. Weil er ziemlich schlank und schmal ist, ist er dem Zug der Saiten kaum gewachsen. Momentan sind 10er Flatwounds aufgezogen. Eigentlich ist bereits das schon zu viel.
- Der Vorbesitzer hat die Bassbalken durchgetrennt, um Standard-Humbucker einbauen zu können. In der Folge hat sich die Decke gesenkt.
- Folge eines Versuchs zur Stabilisierung, bei der ich unter dem Hals und als Verlängerung des Korpus so gut es ging, ohne den Korpus zu öffnen, Holz eingepasst hatte, hat den Teil des Halses oberhalb des 12. Bundes leicht nach oben gebogen. Bei der momentanen Halskrümmung stört das nicht, mit dünneren Saiten allerdings schon.
- Nicht zu unterschätzen ist auch die Frage geeigneter Tonabnehmer. Es gibt nämlich auf dem Markt nichts, was sowohl zu dem schmalen Saitenabstand als insbesondere auch zur Griffbrettwölbung passt.
- Dass die PU-Rahmen zerlegt sind, habe ich vor allem der Begeisterung meiner Kinder zu verdanken, als diese noch klein waren... da ist was neues fällig.
- Dann gibt es noch ein paar Feinheiten an der Brücke - die habe ich seinerzeit selbst angefertigt. Weil ich wegen der Stabilität unsicher war, sind die Saitenauflagen etwas zu breit. Momentan nicht wichtig. Die Justierung der Saitenlage schon eher.
Beim Einbau hatte ich eine Schwalbenschwanzverbindung angefertigt. Material war Fichte, wie sie für Halsklötze verwendet wurde. Das ist mir nicht besonders gut gelungen, die Verbindung ist wohl etwas zu weich. Daher denke ich darüber nach, ob es nach Abschluss der anderen, wichtigeren Arbeiten nicht sinnvoll sein könnte, ihn mit einer Schraube zu fixieren.
Am schlimmsten sind natürlich die durchtrennten Bassbalken. Weil die unter den Löchern für die Tonabnehmer herlaufen, ist es kaum möglich, sie zu ersetzen.
Wie Ihr seht, habe ich schon versucht, das Instrument zu stabilisieren, indem ich die Schwachstelle in der Decke sukzessive mit Klötzchen aus Fichte unterfüttert habe, die ich so gut es ging an die Form angepasst habe. Weil das nicht reichte, habe ich vor kurzem außerhalb der Tonabnehmer Leisten aus Fichte eingefügt. Insgesamt scheint das wenigstens so stabil zu sein, dass ich keine Angest mehr haben muss, dass die Decke weiter einsinkt.
Seit Weihnachten befindet sich die Gitarre wieder unter voller Saitenspannung. Ich habe den Eindruck, dass momentan der schwache Hals das größte Problem sein könnte, besonders, weil ich ja damit rechnen muss, dass er sich wieder verziehen wird.
Auf das Öffnen des Bodens habe ich bewusst verzichtet. Das möchte ich nur dann machen, wenn ich mir weitgehend sicher sein kann, dass mir das so gelingt, dass ich das Binding wieder verwenden kann.
Jetzt geht es darum, die Maßnahmen zu priorisieren, die notwendig sind und auch um ein wenig Brainstorming, was geht, was nicht, was sinnvoll ist und was weniger. Ich hatte z.B. schon die Idee, ein dickes Griffbrett aus Katalox anzufertigen, u.U. sogar breiter als bisher, und es am "linken" Rand bewusst überstehen zu lassen.
Weil jede Reparatur ja den Wert dieser zwar hübschen, aber an sich recht einfachen Gitarre bei weitem übersteigt, wäre all die Arbeit vor allem dann sinnvoll, wenn sich das Instrument dann auch klanglich weiter verbessern würde. Durch meine bisherigen Basteleien hat sich der Ton schon deutlich verbessert - sie klingt erstaunlich voll. Es würde wohl sogar einen Sinn machen, die beiden PU-Öffnungen ins Design einzubeziehen - das könnte dann auf selbstgefertigte PUs hinauslaufen, die sehr schmal und hoch sind und die Öffnungen weitgehend freilassen. Natürlich hübsch von Ahorn umrahmt...
Aber wie gesagt - erstmal müsste sie dazu überhaupt in einen dauerhaft verwendbaren technischen Zustand gebracht werden.
So, und jetzt bin ich gespannt auf Euch.