Höfner aus den Endfünfzigern : Neues Griffbrett ?

Alles um einen alten Schatz aufzufrischen ... auch am Finish
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iefes
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Höfner aus den Endfünfzigern : Neues Griffbrett ?

#1

Beitrag von iefes » 28.12.2010, 14:52

Hey Leute,

ich bin relativ neu hier im Forum. Bin hierher gekommen, da mir vor kurzem eine alte Höfner (model 1955 ?) in die Hände geraten ist.
Der Hals war locker und musste neu eingeleimt werden, ebenso habe ich neue Mechaniken eingesetzt und den Steg an die Saitenlage angepasst. Ich musste vom oberen Teil des Stegs ein paar Milimeter abtragen, damit die Saitenlage niedriger wird. Ich vermute, dass der Hals sich im Laufe der Zeit so sehr verzogen hat.
Die Gitarre ist mir schon jetzt sehr ans Herz gewachsen und da ich sie gerne mehr spielen würde, überlege ich nun, sie für mich besser bespielbar zu machen. Da wäre zum einen der sehr kleine Griffbrettradius, der es mir schwerer macht, mich richtig auf der Gitarre auszuleben. Auch das Halsprofil ist für einen Gitarristen, der sein Handwerk sonst auf einer Epiphone Riviera bestreitet, nicht gerade entgegenkommend.
Was mir auch aufgefallen ist, ist, dass der Hals einen ganz leichten Bogen quer zum Saitenverlauf macht. Ich habe mal versucht, das auf den Fotos einzufangen, es kommt jedoch mit bloßem Auge deutlicher heraus.
Mein Plan, um dem Ganzen entgegenzuwirken:
Altes Griffbrett mit Heißluftföhn, einer stumpfen Klinge, einem Holzkeil und viel Geduld entfernen ; Das Halsprofil mit Hobel, Stecheisen, Ziehklinge und Schleifpapier auf das gewünschte Maß/Profil bringen ; Sämtliche lackierte Stellen des Halses ( mit Kopf, Halsfuß usw. ) anschleifen und alten Lack entfernen ; Eventuell neues Perlmuttfurnier auf die Kopfplatte ; Neuen Knochensattel anbringen.
Dann ein neues Griffbrett drauf. Das würde ich beim Einleimen gegen ein Massives gerade Stück Holz festspannen, um zu versuchen, damit evtl. den Leichten Querbogen aus dem Hals entgegenzuwirken. Dann wird neu bundiert usw.
Anschließend würde ich alles neu lackieren ( mit Schelllack? ).

Nun meine Fragen an euch :
Meint ihr, ich kann durch ein neues Griffbrett erreichen, dass der Hals begradigt wird?
Wie bekomme ich am besten den neuen Lack hin, dass er einigermaßen zum alten Lack am Korpus passt ? Es muss nicht perfekt sein, ich versuche hauptsächlich, die Gitarre für mich besser bespielbar zu machen.
Am liebsten würde ich das Griffbrett mit den gleichen Inlays versehen, wie das Original, außerdem würde ich es mit Binding umrahmen. Irgendjemand hier im Board, der mir das Griffbrett auf Gibson-Mensur anfertigen kann, mit eben diesen Inlays und Binding ? (Ist es erlaubt, dies im Forum selbst zu fragen ? Wenn nicht, weist mich bitte zurecht :oops: )
Ich traue mir das Anfertigen des Griffbretts mit meinen eher eingeschränkten Möglichkeiten was Werkstatt und Platz usw angeht, zurzeit leider nicht zu.
Was haltet ihr generell von meinem Wunsch, die Gitarre an mich anzupassen ? Meint ihr vielleicht, ich sollte das komplett sein lassen und mich halt mit den Eigenheiten vertraut machen und weiter die Riviera als Hauptgitarre spielen, oder findet ihr es eine gute Idee, die Gitarre auf mich anzupassen ?

Wie man auf dem ersten Bild sieht, ist beim kompletten Entfernen des Halses, bevor ich diesen wieder neu einleimen konnte, ein Stück der Zarge rausgebrochen, welches ich dann wieder eingeleimt habe. Wie retuschiere ich am besten den Entstandenen Riss ?

Ihr fragt euch vielleicht generell, warum ich mir so einen Kopf um diese Gitarre mache, aber ich muss sagen, dass die mir wirklich sehr sehr gut gefällt. Die klingt akustisch wirklich schon sehr super. Ich wurde schon oft auf den guten Klang angesprochen, wenn ich irgendwo saß und darauf gespielt habe. Außerdem habe ich als Zivildienstleistender nicht soviel Geld, um mir eine gute Gitarre für viel Geld zu kaufen. Deshalb dachte ich mir, dass ich mir aus dieser schon gut klingenden Gitarre, eine rundum gute Gitarre bastel :)

Ich danke euch für die Hilfe und wünsche schonmal einen guten Rutsch :)

liebe Grüße, iefes
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Re: Höfner aus den Endfünfzigern : Neues Griffbrett ?

#2

Beitrag von Simon » 28.12.2010, 15:28

Also mir gefällt die Gitarre auch!
Zwecks Griffbrett: Solltest du es entfernen würde ich es nicht mit einem Heißluftföhn sondern mit einem Bügeleisen machen. Und zwar mit diesem über die Bünde bügeln bei sehr niedriger Temperatur. Später kann mit einem Messer in die Leimfläche vorgedrungen werden und das Griffbrett entfernt werden.
Griffbretter vorgefertigt gibts zB. bei Armin Dreier. Ich meine mich zu Erinnern das er auch vorgefertigte Inlays anbietet.
http://www.dreier-gitarren.de/griffbrett.html

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Re: Höfner aus den Endfünfzigern : Neues Griffbrett ?

#3

Beitrag von jhg » 28.12.2010, 16:47

@filzkopf: Mit niedriger Temperatur und über die Bünde Bügeln wird das mit großer Wahrscheinlichkeit nix!

@iefes
Es gäbe noch eine mögliche Alternative: Du entfernst die Bundstäbchen und schleifst einen neuen Griffbrettradius ein. Wenn die Inlays dick genug sind, könnte das funktionieren. Dabei wirst du auch gleichzeitig den Hals geradeschleifen.
Ansonsten musst du das Griffbrett runter machen. Bundstäbchen raus, Bügeleisen ganz heiß stellen und dann auf das Griffbrett legen und warten. Holz leitet die Wärme sehr schlecht und deshalb muss die Hitze ja erst mal durch das Griffbrett bis zur Leimschicht vordringen. Ein dünner Spachtel oder ein altes Messer helfen dann, die beiden Teile zu trennen. Den Spachtel möglichst auch vorwärmen.
Wenn der Hals nicht völlig verzogen ist, dürfte das Ganze sich mit dem Aufleimen des neuen Griffbrettes wieder begradigen.

Übrigens: Hast du es schon mal dem Spannstab im Hals versucht? In welche Richtung ist der Hals den "verbogen"?

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Re: Höfner aus den Endfünfzigern : Neues Griffbrett ?

#4

Beitrag von multistring systems » 28.12.2010, 16:54

Übrigens: Hast du es schon mal dem Spannstab im Hals versucht?
ich hab mich gefragt, ob da überhaupt ein Trussrod drinnen ist. An der Kopfplatte spricht nichts dafür, Korpusseitig isses kaum zu erkennen :?:
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Re: Höfner aus den Endfünfzigern : Neues Griffbrett ?

#5

Beitrag von Simon » 28.12.2010, 18:18

@ Jörg & iefes: Hab das mit der Temperatur wohl verwechselt;
Hier noch ein (hoffendlich) hilfreicher Link: http://www.projectguitar.com/tut/removal.htm

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Re: Höfner aus den Endfünfzigern : Neues Griffbrett ?

#6

Beitrag von Herr Dalbergia » 28.12.2010, 18:56

Hallo, das modell hat keinen Halseinstellstaab.

Bünde raus, Inlays raus, Griffbrett nachschleifen, evtl Radius verändern wenn gewünscht, Bünde und Inlays wieder rein.

MFG alex

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Re: Höfner aus den Endfünfzigern : Neues Griffbrett ?

#7

Beitrag von aljosha » 28.12.2010, 20:03

oder doch neues Griffbrett und bei der Gelegenheit nen Halsstab einbauen?
mfg aljosha

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Re: Höfner aus den Endfünfzigern : Neues Griffbrett ?

#8

Beitrag von multistring systems » 28.12.2010, 20:36

@TE:mach doch bitte mal eine Nahaufnahme von der Bruchstelle.
Hallo, das modell hat keinen Halseinstellstaab.
merci,...habsch mir doch gedacht.
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Re: Höfner aus den Endfünfzigern : Neues Griffbrett ?

#9

Beitrag von iefes » 28.12.2010, 22:10

Hey, danke für euer reges Interesse.
Griffbrett nachschleifen hatte ich auch schon überlegt. Allerdings würden die Inlays dann ja oben rausgucken, sozusagen... ? Also nachdem ich die wieder neu eingesetzt habe. Außerdem sieht das Holz schon sehr "modrig" aus. Habe es schon gereinigt, abgeschliffen und anschließend geölt, aber so wie es jetzt aussieht, ist es mit Palisander o.Ä. nicht mehr zu vergleichen. Das neue Griffbrett hätte also auch optischen Reiz.
Zu dem Trussrod: Also diese Gitarre hat kein Trussrod, jedoch hat mir ein Mitglied im Musiker-Board, der auch mal so eine Gitarre (allerdings von Framus) restauriert hat, gesagt, es wäre üblich gewesen, einfach ein Alu-Profil in den Hals einzuarbeiten, um einem Verbiegen entgegenzuwirken. Ob dies hier der Fall ist, kann ich jedoch nicht genau sagen.

Hat denn auch noch jemand einen Tipp zu der Sache der Lackierung ? Bekomme ich den Hals, nachdem ich ihn angepasst habe, wieder vernünftig hin ?

Danke euch jedenfalls schon einmal :) !

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Re: Höfner aus den Endfünfzigern : Neues Griffbrett ?

#10

Beitrag von jhg » 28.12.2010, 23:45

Also wenn da kein Halsstab drin ist, dann ist eher ein Flachstahl drin - so einen Hals hab ich auch schon mal gesehen.

Natürlich kannst du bei einer Griffbrettneuanfertigung auch einen Halsstab einbauen - vorausgesetzt du bekommst die alte Verstärkung irgendwie raus. Theoretisch könntest du auch einen Carbonstab einbauen - den bekämst du bei Armin Dreier - Auch nicht zu verstellen dafür aber super steif ...

Mit nachlackieren ist das immer so eine Sache - ob es gut wird, hängt von deinen Lackierkünsten ab und von der Farbmischung natürlich. Gute Farbkonzentrate bekommst du bei http://www.schreinerlacke.de

Die verkaufen auch Lacke - allerdingst in 5l Gebinden - das dürfte für deine Anwendung etwas zu viel sein :)

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Re: Höfner aus den Endfünfzigern : Neues Griffbrett ?

#11

Beitrag von iefes » 29.12.2010, 11:59

danke dir auch.
Ich denke, so einen Halsstab nachtröglich einzusetzen ist für mich noch ein etwas zu arges Projekt, da ich auch keine Fräse oder Ähnliches habe. Aber vielleicht ist da ja schon ein Kanal gefräst, für den Flachstahl. Da muss ich mich überraschen lassen.
@jhg : Ich sehe, du kommst aus der Nähe von Marburg ? Wo denn genau, wenn ich fragen darf ? Ich wohne nämlich derzeit in Marburg ( Weidenhausen ) :)

lg

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