Und täglich schnarrt das Metal-Tier...

Einstellung des Instrumentes: Optimaler Saitenabstand, Bundreinheit usw.
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Und täglich schnarrt das Metal-Tier...

#1

Beitrag von thoto » 14.08.2014, 09:25

Hallo,

ich habe hier einen recht eigenwilligen Patienten.
Es handelt sich um eine, bereits in einem anderen Thread behandelte, ESP Eclipse.
Ich kriege sie beim besten Willen nicht entschnarrt, jedenfalls nicht die umsponnen Saiten, die anderen sind perfekt.
Ich habe bereits die Abrichtung der Bünde kontrolliert: Perfekt auf dem umbesaiteten, geraden Hals.
Dann neue Saiten drauf, gestimmt und Halskrümmung kontrolliert.
Der Hals ist dann leicht konkav. Die Saiten schnarren leer angeschlagen nicht, aber in jedem gegriffenen Bund.
Allerdings nur, wenn man etwas härter anschlägt, also Riffs spielt. Beim normalem, gemäßigten Melodiespiel bleibt das Schnarren weg oder ist nur ganz leicht zu hören.
Sobald ich den Hals mit Saiten drauf gerade mache, geht das Schnarren sofort los, auch bei leer angeschlagenen Saiten.
Deshalb habe ich den Hals leicht konkav gelassen, war bisher die beste Einstellung.
Erster und letzter Bund gedrückt ergibt einen Saitenabstand im 10. Bund von 0,5mm.
3.Bund gedrückt lässt einen kleinen Abstand zwischen Saite und 1.Bund, deshalb würde ich sagen, der Sattel ist hoch genug.
Abstand E-Saite zum 12.Bund liegt derzeit bei 2,5mm.
Abstand e-Saite zum 12.Bund liegt derzeit bei 1,5mm.
Erhöhe ich die Saitenlage, nimmt das Schnarren ab, allerdings verschwindet es erst bei etwa 3,5mm auf der E-Saite. Das finde ich aber zu hoch.
Die Mensur der Gitarre liegt errechnet bei 629mm, jedenfalls liegt der 12.Bund bei 314,5mm. Seltsam, aber sie ist immerhin Oktavrein.

Nun kommen aber die Umstände, die ich persönlich jetzt in Verdacht habe, dass man das Schnarren eventuell nicht beseitigen kann.
Die Gitarre ist eine Metalklampfe. Das bedeutet, sie hat einen 011-054er Satz drauf und ist quasi in Drop-D und dann nochmals komplett um einen Ganzton runtergestimmt.
Bedeutet also: C,G,C,f,a,d.
Ich vermute, die fehlende Saitenspannung lenkt die Saite nach dem Anschlag soweit aus, dass man das Schnarren nicht wegbekommt.
(Wobei ich mich frage, ob das überhaupt noch hörbar ist im verzerrten Bereich... (think) )

Habt ihr noch Ideen, die mich zu einer schnarrfreien Gitarre bringen (außer wegschmeißen und neu kaufen... :roll: )?

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Re: Und täglich schnarrt das Metal-Tier...

#2

Beitrag von capricky » 14.08.2014, 09:44

Die Chancen sind zwar gering, aber Du könntest noch höhere Saitenstärken, bzw andere Saitenmarken probieren.
Versuch mal auch andere Anschlagsorte - näher zur Bridge, Abschlag, Aufschlag...
Wie verhält sich denn die Gitarre mit "Normalbesaitung" und "Normalstimmung"?

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Re: Und täglich schnarrt das Metal-Tier...

#3

Beitrag von thoto » 14.08.2014, 12:15

Ich habe sie gestern mal in einer "normalen" Drop-D-Stimmung ausprobiert mit denselben Saiten und das Schnarren war dann weg.
Noch dickere Saiten bringt die Tune-O-Matic an ihre Grenzen bzw. darüber hinaus, denn der Reiter der E-Saite sitzt bereits fast ganz hinten (ein halber Millimeter is vielleicht noch Luft). Das dürfte dann wohl dauerhaft ausscheiden. (think)

Aber danke für den Tipp, ich kann ja mal fragen, ob der Besitzer noch einen Satz dickere Saiten ausprobieren will oder halt seine Lieder künftig einen/zwei Halbtöne höher spielen will (die Antwort auf letzteren Vorschlag kann ich mir schon denken... :lol: )

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Re: Und täglich schnarrt das Metal-Tier...

#4

Beitrag von thoto » 14.08.2014, 12:17

capricky hat geschrieben: Versuch mal auch andere Anschlagsorte - näher zur Bridge, Abschlag, Aufschlag...
Ah...hab ich gestern auch gemacht, ich meinte zu hören, dass das Schnarren beim Anschlag an der Bridge schlimmer war, als am Hals.
Aber wieso? Vielleicht, weil ich an der Bridge härter schlagen muss?

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Re: Und täglich schnarrt das Metal-Tier...

#5

Beitrag von capricky » 14.08.2014, 12:50

thoto hat geschrieben:..ich meinte zu hören, dass das Schnarren beim Anschlag an der Bridge schlimmer war, als am Hals.
Aber wieso? Vielleicht, weil ich an der Bridge härter schlagen muss?
Das liegt daran, dass so eine Saitenschwingung eigentlich ganz anders aussieht, als immer so modellhaft beschrieben und angenommen wird. Die Auslenkung, speziell bei den dickeren, schwereren Saiten ist anfänglich nicht in der Mitte am größten (leere Saite, Grundton etwa 12. Bund), sondern viel "randnäher", also 1.- 4. Bund. Da"flitzt" so ein Wellenhöcker hin und her, auch ausgelöst durch den Anschlag. Zu allem Überfluss bleibt die Schwingung nicht konstant in einer Ebene, so wie der Anschlag es vorgegeben hat, sondern die Lage ändert sich (Phase). Dreht sich das schnell, bevor dieser "Höcker" abgeklungen ist, schnarrts auf den unteren lagen. Ursache dafür ist neben dem Anschlag, der Saitenschwingungsfrequenz, den Magneten der Pickups auch die Eigenschwingungsfrequenz (Resonanz) des Halses. Letztere ist ebenfalls ziemlich zufällig, weil da auch wiederum die verschiedensten Bedingungen reinspielen. Deshalb ist es ja so frustrierend, dass zwei scheinbar identische Gitarren so ein unterschiedliches Verhalten in der Bespielbarkeit haben können. Am Klang macht sich das nicht unbedingt bemerkbar, nur mit der einen muss man kämpfen, während die andere quasi von alleine spielt.
welle1.gif
Saitenschwingung.png
Saitenschwingung.png (11.08 KiB) 11440 mal betrachtet
Anfänglich sieht eine Saitenschwingung wie in "sum" aus, am Ende dann eher wie "fo"

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Re: Und täglich schnarrt das Metal-Tier...

#6

Beitrag von capricky » 14.08.2014, 13:28

Interessanterweise gibt es in dem Thread "Tiefste Stelle der Halsstabfräsung" einen Link zu einer "wilden" Diskussion um Schnarrfreiheit, Halskrümmung usw. http://www.musiker-board.de/modifikatio ... lshit.html

Da ist gut zu verfolgen, dass immer von der falschen Annahme - Saitenschwingung = Grundschwingung aus diskutiert wird, das kann nicht gutgehen ! :badgrin:

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Re: Und täglich schnarrt das Metal-Tier...

#7

Beitrag von capricky » 14.08.2014, 13:43

Und nochwatt habbick vajessen: es macht einen großen Unterschied, ob das Instrument bei solchen Einstellungen und Tests flach auf dem Tisch liegt, oder vor dem Bauch hängt (solange der wenigstens halbwegs flach ist ;) ), die Schwerkraft spielt eine Rolle, selbst für die Stimmung!

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Re: Und täglich schnarrt das Metal-Tier...

#8

Beitrag von thoto » 14.08.2014, 18:33

Ja, das mit der Lage der Gitarre habe ich auch schon herausgefunden, trotzdem danke für den Hinweis. Und auch für die vorherigen Eintauchungen in den mir immer noch unbegreiflichen Kosmos der akkustischen Physik. Ich lese soetwas jedesmal mit kindlichem Staunen. :o

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Re: Und täglich schnarrt das Metal-Tier...

#9

Beitrag von Herr Dalbergia » 15.08.2014, 00:09

Eine Klampfe die mit 11-54, bei eher kurzer Mensur, Dropped und einen Ganzton tiefer gestimmt ist, NICHT schnarrt, ist falsche eingestellt.
Wobei ich ohne die Gitarre vor mir zu haben darauf wette, daß sie ein "Sprungschanze" am Ende vom Griffbrett hat...

Was aber alles egal ist wenn man ordentlich Gas geben möchte, wozu so ein Ding ja gebaut wurde.

Ich vergleiche ja immer gerne mit Autos, weil jeder eins hat:

Wenn ich einen BMW M3 übers Kopfsteinpflaster fahre wird er rumpeln und wackeln...

Cheers, Alex

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Re: Und täglich schnarrt das Metal-Tier...

#10

Beitrag von thoto » 15.08.2014, 05:38

Was genau ist denn mit "Sprungschanze" gemeint?
Falls das bedeutet, das die Bünde nach oben gehen, von der Halsmitte kommend, dann hast du die Wette gewonnen, der Hals hat ja gerade eine konkave Form. Ein aufgelegtes Stahllineal liegt auf dem ersten und letzten Bund auf.

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Re: Und täglich schnarrt das Metal-Tier...

#11

Beitrag von Haddock » 15.08.2014, 06:14

Guten Morgen Thoto,

da stimme ich Alex zu. Meine Einsatz Gitarren für die Band sind mit .014 - .059 bestückt. Tuning auf B. 7ender Mensur. Die schnarren allesamt. Um die schnarrfrei zu kriegen müssten die Saiten so hoch rauf, dass es unmenschlich wird die zu Spielen.
Zudem ist das geschnarre verzerrt und im Bandkontext absolut nicht störent, soll ja Metal, oder ähnlich sein und nicht Jazz ;) .


Gruss
Urs

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Re: Und täglich schnarrt das Metal-Tier...

#12

Beitrag von thoto » 15.08.2014, 12:19

Hi Urs,

nur aus Interesse: Wie sieht denn bei dir der Saitenabstand der E- und e-Saite aus?
Ich habe sie jetzt auf 2,5mm für die E-Saite und 1,5 der e-Saite gedreht. Heute Morgen war sie fast schnarrfrei.

Mein Kumpel hat mir heute noch ne 074er Saite aufn Tisch "geknallt", die soll ich mal aufziehen und probieren, wie die sich auswirkt.
Ich habe ja irgendwie das Gefühl, er will testen, wieviel Zug so ein Hals aushält ;)

Kann sich so ein Hals eigentlich verwinden, wenn man extrem dicke Saiten oben mit extrem dünnen Saiten mischt? Zum Beispiel 009-074?

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Re: Und täglich schnarrt das Metal-Tier...

#13

Beitrag von capricky » 15.08.2014, 12:42

thoto hat geschrieben:
Kann sich so ein Hals eigentlich verwinden, wenn man extrem dicke Saiten oben mit extrem dünnen Saiten mischt? Zum Beispiel 009-074?

Eigentlich nicht, denn die Zugspannungen der einzelnen Saiten sollten im Idealfall identisch sein, aber auch eine 10 - 15% Toleranz ist kein Problem.

Garantierten Halstwist bekommt man wohl erst, wenn zwei (einstellbare) Halsstäbe verbaut sind, siehe Rickenbacker Bässe und 12-Saitige, da ist Twist die Regel. Klingt widersprüchlich ist aber so, was eingebaut wurde um es zu verhindern, produziert es.

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Re: Und täglich schnarrt das Metal-Tier...

#14

Beitrag von Haddock » 15.08.2014, 12:43

Hallo Thoto,

gemessen am 12ten Bund: B Saite (.059) 1.25mm und b Saite (.014) 1mm. Das sind aber absolute Kampfmasse hart an der Grenze :D .

.074 er ist viel zu Dick! Das ist nicht weit von .080 entfernt und eine solche hab ich auf meiner 8Saiter.

Gruss
Urs

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Re: Und täglich schnarrt das Metal-Tier...

#15

Beitrag von thoto » 15.08.2014, 12:53

Haddock hat geschrieben:Hallo Thoto,

gemessen am 12ten Bund: B Saite (.059) 1.25mm und b Saite (.014) 1mm. Das sind aber absolute Kampfmasse hart an der Grenze :D .

.074 er ist viel zu Dick! Das ist nicht weit von .080 entfernt und eine solche hab ich auf meiner 8Saiter.

Gruss
Urs
Okay, damit schnarrt meine Fender in Normalstimmung auch :lol:

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