Ja, die Gitarre ist ein bundiertes Instrument und/aber Spieler bundloser Saiteninstrumente können besser hören, als Gitarristen, sie treffen Töne ohne Hilfe von Bünden präziser. Bünde sind also grunsätzlich keine Garantie für sauberes Spiel.
Mein Gehör wird auch schlechter, dafür wird zum Ausgleich der Tinnitus lauter.
Wahrscheinlich wird dadurch mein Gespür für Enharmonie in den Grundtönen besser. Obertöne sind bei Gitarrensaiten ja auch nicht immer das, was sie sein sollten (eine Folge der Biegespannung).
Die klassische Mensurformel zwölfte Wurzel aus 2 bietet die theoretische Basis, BESSER GEHT ABER IMMER. Wie ist abhängig von Saitenlage, Saitenstärke, Saitenmaterial, Bundhöhe, Fingerdruck und Leersaitenspiel.
Besonders deutlich wird die "Unstimmigkeit" in den ersten drei, vier Bünden. Ursache ist der Wechsel von Leersaite zu gegriffener Saite. Die Vorspannung und somit die Stimmung der Saite wird durch den Fingerdruck bereits erhöht, bevor sie auf dem Bund aufliegt.
Die Kompensation am Steg (deren Notwendigkeit wohl niemand ernsthaft bezweifeln wird), verlässt ja auch bereits die "Mensurformel". Diese Maßnahme verbessert die Tonalität in den höheren Lagen, 5. Bund aufwärts. Warum soll man dann nicht konsequent auch am Sattel kompensieren, wenn dort die Verstimmung besonders deutlich zu hören ist? Der Aufwand ist doch handwerklich gesehen gering, die Wirkung aber maximal. Man muss die Problematik einfach nur verstehen wollen und können, es ist doch so einfach.
Ein richtige Kompensation verbessert jede Gitarrenstimmung, auch offene.
Besonders deutlich wird die Verbesserung beim elektrischen, angezerrtem bis highgain Spiel mit Intervallen. Nur die Oktave ist ja schwebungslos, alle anderen Intervalle sollten theoretisch die gleiche Schwebung (Reibung) haben. Die Schwebung ist eine Mischfequenz aus den beiden Teiltönen, sie ist in etwa wie ein Tremolo zu hören (als Modulation noch aktzeptbel) oder als dritter unharmonischer Ton (Fußnägel rollen sich auf). Die Sattelkompensation egalisiert das teilweise bis zur Schwebungslosigkeit (was eigentlich auch nicht korrekt, aber dennoch ein Wohlklang ist).
Sattelkompensation verringert deutlich das ewige Stimmungsproblem mit der blanken G-Saite bei Paulas, das gerne auf schlechte Mechaniken oder Sattelmaterialien verortet wird..
Sie löst das Problem mit dickeren Saiten auf der Paula, wo man bereits bei einer 50er E-Saite aus dem Einstellbereich des Brückchens der TOM ist und und und...
Es klingt banal, aber für mich liegt ein "Geheimnis" einer guten Gitarre im Sattel... (nicht im Holz
)
capricky
PS: Übrigens ist Fingervibrato auch eine Technik zur Verdeckung von Inharmonizität!