Bauthread: Archtop im Stil "Pagelli Massari"
Verfasst: 19.05.2017, 13:10
Seit mehreren Jahren wollte ich mich schon an die "Königsklasse" Archtop ranwagen, bin bisher aber nie über die Grobplanug hinausgekommen. Welches Holz? Welches Design? Fragen über Fragen ...
Vor ca. 1 Jahr hatte ich dann das erste mal die Massari von Claudio Pagelli gesehen, der damalige Preis war 39.000 $.
Aber das Design, die Formensprache und einige Details begeistern mich. Deshalb war klar, so etwas könnte ich mal probieren. Also einfach mal den ersten Schritt machen, sonst wird das nie was.
Hier die Vorlage: Obwohl ich die Benedetto-Bibel und ein Buch über Geigenbau (neben Kochbuch etc.) verschlungen habe, gibt es noch viele offen Fragen zum Archtopbau, bei denen ich fest auf Eure Hilfe baue.
Mein Plan sieht bisher so aus:
- Decke aus Rotzeder
- Zargen, Boden und Hals aus Ahorn
- Floating Pickup
- Originalvorlage auf ca 95% verkleinert (Diese Riesen-Jazzmamas sind mir zu unhandlich und ich kann das vorhandene Holz für die Decke nutzen)
Seit ein paar Wochen bastel ich ab und an an dem Projekt. Aber dieser Bauthread wird sicher kein Marathon, hier kann auch zwischendurch mal einen Monat gar nichts passieren.
Jetzt bräuchte ich ein paar Tipps aus Euren Erfahrungen:
Zargen:
Ich habe 1,4 mm Starkfurnier für die Zargen. Reicht das wenn ich ein paar mehr Verstärkungsleisten einplane odeer sollte ich das aufdoppeln?
Welche Zargenhöhe sollte ich planen? Von der Größe her wird es etwa eine 16" aber ich habe kein klare Idee vom Zusammenhang Korpusvolumen und Klang (außer mehr groß = mehr Bass)
Recurve:
Wie macht man das mit der Recurve oder Hohlkehle?
Üblicherweise soll die nach Zusammenleimen geschnitzt werden. Aber dann kann ich schlechter kontrollieren, wie viel Holz stehenbleibt, oder ob ich sogar durchschleife. Ich habe auch schon gesehen, dass die Recurve vor dem Aufleimen geschnitten wurde. Wäre es sinnvoll, vor dem Zusammenleimen kleine Tiefenlöcher zu bohren, als Guide für die Tiefe der Recurve? Ich denke, ohne Recurve lässt sich sicher besser Verleimen und das Binding anbringen.
Deckenstärke:
Mein Zedern-Brett hat relatv weite Ringe. Wie stark sollte ich die Decke ausarbeiten? Ich habe schon viele Diskussionen hier zu dem Thema gefunden, aber wenig konkrete Angagben zu Maßen. Kann ich mit den Benedetto Richtwerten (6,3mm in der Mitte 4,8mm am Rand) loslegen oder gibt es andere Erfahrungswerte?
Finnish:
Ich möchte die Maserung etwas anfeuern und eine strapazierfähige Oberfläche. Ein etwas dunklerer Ton täte dem Ahorn sicherlich gut. Die Reste vom 2K PUR Lack (Flash von remmers) sollten noch für eine Gitarre reichen.
Kann ich mit dem gelblichen Shellack starten, dann Schnellschliffgrund und dann 2K PUR? Oder was wäre hierfür ein vernünftiger Aufbau? Ich verirre mich etwas in den Lackier-Threads hier.
Nach dem Vorgeplänkel jetzt ein paar Bilder aus der Kategorie "Was bisher geschah":
Dieses Rotzeder Brett hatte ich im Holzmarkt gefunden. Das hat einen leichten Riegel und könnte daher das etwas langweilige Holzbild später erfrischen. Dafür hat es leider weite Ringe, das konnte ich schon beim Klopfvergleich mit den Brettern daneben am tieferen Ton hören. Und es ist eigentlich zu schmal, da muss ich Ohren anleimen. Verleimen (ich gestehe: damals noch Ponal, inzwischen habe ich nach Jahren endlich Titebond) Für die Wölbung habe ich Papierschablonen mit Höhenringen angefertigt und die Treppen mit dem Safe-T-Planer ausgearbeitet. Den hatte ich vor Jahren mal aus US bestellt. War inzwischen ziemlich stumpf, da ich mal beschichtete Platten bearbeitet hatte. Der kam aber zum Glück direkt mit einem Schärfstein. Dann habe ich mit der Ziehklinge die Treppen geglättet. Auf Pappe habe ich verschiedene Wölbungsschablonen gedruckt und einen Plan für die Positionen. Sieht doch schon nach "Bauch" aus In der Mitte ist mir das zu spitz, da bin ich nochmal bei. Die Innenseite habe ich nach Benedetto Art ausgebohrt. Dazu einen Anschlag auf dem Bohrtisch montiert und mit einem Senker gebohrt, der frisst sich nicht so leicht ins Holz. Dummerweise brauche ich mit dem Senker viel Druck, der zu Dellen auf der Außerseite führt. Wieder was gelernt. Die Dellen gingen zum Glück mit warmer Feuchtigkeit fast ganz weg. Der Rest kommt beim Feinschliff. Die Ausladung der Standbohrmaschine ist leider zu klein, deshalb gibt es nur einen Ring aus Löchern. Der Rest muss per Hand weg. Mit Ziehklinge dauert das laaaange, deshalb habe ich versucht, einen Hobel zu basteln. Ging ganz einfach und er funktioniert überraschend gut, zumindest im Weichholz. Hier meine Schnitzunterlage: Spanplatte, Schrauben mit Flügelmuttern und irgendwelche Metallwinkel mit Langloch (waren mal als Kippsicherungen bei Regalen dabei). Mit dem kleinen Hobel ist das eine sehr schöne befriedigende Arbeit. Spaß- und Geschwindigkeitsfaktor gegenüber Ziehklinge mindestens 10. Ein paar Tage bin ich nur in den Keller gegangen, um noch ein paar Hobelschnitte an der Decke zu machen. Und hier mein Deckenstärkentaster: Der Draht oben ist der Zeiger und kann durch Verbiegen auf "0" geeicht werden. Die Skala ist ausgedruckt und aufgeklebt, der Rest aus Sperrholzresten. Tastspitzen aus kleinen Schrauben. Eine Feder sorgt für komfortable Einhandbedienung. Funktioniert, ist aber nicht so richtig präzise. Diesen digitalen Dickenmesser habe ich für 3,50 (!) aus China bestellt. Das Maul will ich mit Metallprofilen erweitern, so dass ich Deckenstärken damit messen kann. Beim Anleimen der Ohren ist mir ein Anfängerfehler unterlaufen: Ich habe das auf einer Holzunterlage zusammengeleimt und beim Lösen ist etwas von dem Holz an der Naht auf dem Brett hängen geblieben. Da die Naht ohnehin nicht so dolle war, habe ich die Stelle neu gemacht. So sieht die "schöne" Seite aus: Und hier das neu angleimte Stück und grob verputzt, das wird hoffentlich später nicht auffallen. Mal sehen, ob der Riegel nach Feinschliff und Lackierung durchkommt und hier einen Sprung macht. Jetzt geht es erstmal ein paar Tage in Urlaub ...
Vor ca. 1 Jahr hatte ich dann das erste mal die Massari von Claudio Pagelli gesehen, der damalige Preis war 39.000 $.
Aber das Design, die Formensprache und einige Details begeistern mich. Deshalb war klar, so etwas könnte ich mal probieren. Also einfach mal den ersten Schritt machen, sonst wird das nie was.
Hier die Vorlage: Obwohl ich die Benedetto-Bibel und ein Buch über Geigenbau (neben Kochbuch etc.) verschlungen habe, gibt es noch viele offen Fragen zum Archtopbau, bei denen ich fest auf Eure Hilfe baue.
Mein Plan sieht bisher so aus:
- Decke aus Rotzeder
- Zargen, Boden und Hals aus Ahorn
- Floating Pickup
- Originalvorlage auf ca 95% verkleinert (Diese Riesen-Jazzmamas sind mir zu unhandlich und ich kann das vorhandene Holz für die Decke nutzen)
Seit ein paar Wochen bastel ich ab und an an dem Projekt. Aber dieser Bauthread wird sicher kein Marathon, hier kann auch zwischendurch mal einen Monat gar nichts passieren.
Jetzt bräuchte ich ein paar Tipps aus Euren Erfahrungen:
Zargen:
Ich habe 1,4 mm Starkfurnier für die Zargen. Reicht das wenn ich ein paar mehr Verstärkungsleisten einplane odeer sollte ich das aufdoppeln?
Welche Zargenhöhe sollte ich planen? Von der Größe her wird es etwa eine 16" aber ich habe kein klare Idee vom Zusammenhang Korpusvolumen und Klang (außer mehr groß = mehr Bass)
Recurve:
Wie macht man das mit der Recurve oder Hohlkehle?
Üblicherweise soll die nach Zusammenleimen geschnitzt werden. Aber dann kann ich schlechter kontrollieren, wie viel Holz stehenbleibt, oder ob ich sogar durchschleife. Ich habe auch schon gesehen, dass die Recurve vor dem Aufleimen geschnitten wurde. Wäre es sinnvoll, vor dem Zusammenleimen kleine Tiefenlöcher zu bohren, als Guide für die Tiefe der Recurve? Ich denke, ohne Recurve lässt sich sicher besser Verleimen und das Binding anbringen.
Deckenstärke:
Mein Zedern-Brett hat relatv weite Ringe. Wie stark sollte ich die Decke ausarbeiten? Ich habe schon viele Diskussionen hier zu dem Thema gefunden, aber wenig konkrete Angagben zu Maßen. Kann ich mit den Benedetto Richtwerten (6,3mm in der Mitte 4,8mm am Rand) loslegen oder gibt es andere Erfahrungswerte?
Finnish:
Ich möchte die Maserung etwas anfeuern und eine strapazierfähige Oberfläche. Ein etwas dunklerer Ton täte dem Ahorn sicherlich gut. Die Reste vom 2K PUR Lack (Flash von remmers) sollten noch für eine Gitarre reichen.
Kann ich mit dem gelblichen Shellack starten, dann Schnellschliffgrund und dann 2K PUR? Oder was wäre hierfür ein vernünftiger Aufbau? Ich verirre mich etwas in den Lackier-Threads hier.
Nach dem Vorgeplänkel jetzt ein paar Bilder aus der Kategorie "Was bisher geschah":
Dieses Rotzeder Brett hatte ich im Holzmarkt gefunden. Das hat einen leichten Riegel und könnte daher das etwas langweilige Holzbild später erfrischen. Dafür hat es leider weite Ringe, das konnte ich schon beim Klopfvergleich mit den Brettern daneben am tieferen Ton hören. Und es ist eigentlich zu schmal, da muss ich Ohren anleimen. Verleimen (ich gestehe: damals noch Ponal, inzwischen habe ich nach Jahren endlich Titebond) Für die Wölbung habe ich Papierschablonen mit Höhenringen angefertigt und die Treppen mit dem Safe-T-Planer ausgearbeitet. Den hatte ich vor Jahren mal aus US bestellt. War inzwischen ziemlich stumpf, da ich mal beschichtete Platten bearbeitet hatte. Der kam aber zum Glück direkt mit einem Schärfstein. Dann habe ich mit der Ziehklinge die Treppen geglättet. Auf Pappe habe ich verschiedene Wölbungsschablonen gedruckt und einen Plan für die Positionen. Sieht doch schon nach "Bauch" aus In der Mitte ist mir das zu spitz, da bin ich nochmal bei. Die Innenseite habe ich nach Benedetto Art ausgebohrt. Dazu einen Anschlag auf dem Bohrtisch montiert und mit einem Senker gebohrt, der frisst sich nicht so leicht ins Holz. Dummerweise brauche ich mit dem Senker viel Druck, der zu Dellen auf der Außerseite führt. Wieder was gelernt. Die Dellen gingen zum Glück mit warmer Feuchtigkeit fast ganz weg. Der Rest kommt beim Feinschliff. Die Ausladung der Standbohrmaschine ist leider zu klein, deshalb gibt es nur einen Ring aus Löchern. Der Rest muss per Hand weg. Mit Ziehklinge dauert das laaaange, deshalb habe ich versucht, einen Hobel zu basteln. Ging ganz einfach und er funktioniert überraschend gut, zumindest im Weichholz. Hier meine Schnitzunterlage: Spanplatte, Schrauben mit Flügelmuttern und irgendwelche Metallwinkel mit Langloch (waren mal als Kippsicherungen bei Regalen dabei). Mit dem kleinen Hobel ist das eine sehr schöne befriedigende Arbeit. Spaß- und Geschwindigkeitsfaktor gegenüber Ziehklinge mindestens 10. Ein paar Tage bin ich nur in den Keller gegangen, um noch ein paar Hobelschnitte an der Decke zu machen. Und hier mein Deckenstärkentaster: Der Draht oben ist der Zeiger und kann durch Verbiegen auf "0" geeicht werden. Die Skala ist ausgedruckt und aufgeklebt, der Rest aus Sperrholzresten. Tastspitzen aus kleinen Schrauben. Eine Feder sorgt für komfortable Einhandbedienung. Funktioniert, ist aber nicht so richtig präzise. Diesen digitalen Dickenmesser habe ich für 3,50 (!) aus China bestellt. Das Maul will ich mit Metallprofilen erweitern, so dass ich Deckenstärken damit messen kann. Beim Anleimen der Ohren ist mir ein Anfängerfehler unterlaufen: Ich habe das auf einer Holzunterlage zusammengeleimt und beim Lösen ist etwas von dem Holz an der Naht auf dem Brett hängen geblieben. Da die Naht ohnehin nicht so dolle war, habe ich die Stelle neu gemacht. So sieht die "schöne" Seite aus: Und hier das neu angleimte Stück und grob verputzt, das wird hoffentlich später nicht auffallen. Mal sehen, ob der Riegel nach Feinschliff und Lackierung durchkommt und hier einen Sprung macht. Jetzt geht es erstmal ein paar Tage in Urlaub ...