Taylor Neck Joint - Do oder Don't?

Alles zu akustischen Gitarren und Bässen

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Re: Taylor Neck Joint - Do oder Don't?

#26

Beitrag von jhg » 06.06.2020, 11:10

Wir reden hier zunächst mal über den Neubau von Gitarren.
1. Voraussetzung ist: Die Geometrie des Instrumentes muss grundsätzlich stimmen.
2. Ich messe den Winkel zwischen Zarge und Decke. Der wird auf die Vorrichtung zum Fräsen des Zapfens und der Anlagefläche am Hals übertragen.
3. Der Hals bekommt eine "Verlängerung" unter dem freien Teil des Griffbrettes. Die Fräse ich mit dem angesetztem Hals direkt in den Hals/Korpus/Halsblock ein und das Stück Holz wird dann mit dem Hals fest verleimt.
4. Wenn du alles richtig gemacht hast, passt der Hals genau an den Korpus, das Griffbrett liegt auf der Decke und du hast die richtige Höhe von der Brücke. In gewissen Grenzen lässt sich dann noch der Halswinkel anpassen, damit die Saitenhöhe an der Brücke justieren.

Das alles passiert am unlackierten Instrument, so das Anpassungsarbeiten immer noch möglich sind. Dadurch, dass der Griffbrettüberstand (über der Decke) mit der Halsverländerung eine Einheit bilden, kommt es in keinem Fall zu einem Knick am 14. Bund (wie manchen namhaften Herstellern)

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Re: Taylor Neck Joint - Do oder Don't?

#27

Beitrag von Diego Dee » 08.06.2020, 16:31

jhg hat geschrieben:
06.06.2020, 11:10

1. Voraussetzung ist: Die Geometrie des Instrumentes muss grundsätzlich stimmen.
Das ist denke ich nicht verkehrt.
jhg hat geschrieben:
06.06.2020, 11:10


2. Ich messe den Winkel zwischen Zarge und Decke. Der wird auf die Vorrichtung zum Fräsen des Zapfens und der Anlagefläche am Hals übertragen.
Bitte korrigiere meine folgende Aussage: dieser Winkel müsste doch idealerweise um 90Grad haben, oder sehe ich das falsch?
Das was bei einer Akustischen von der Seite so winkelig aussieht ist doch der Verlauf der Bodenseitigen Zarge, bzw. des Bodens.

jhg hat geschrieben:
06.06.2020, 11:10

4. Wenn du alles richtig gemacht hast, passt der Hals genau an den Korpus, das Griffbrett liegt auf der Decke und du hast die richtige Höhe von der Brücke. In gewissen Grenzen lässt sich dann noch der Halswinkel anpassen, damit die Saitenhöhe an der Brücke justieren.
Wenn du jetzt nachjustierst dann entsteht doch (natürlich stark übertrieben ausgedrückt) ein minimaler Knick am jeweiligen Übergangsbund
nach oben oder unten, vorausgesetzt das Griffbrett war Schnurgerade.
Und ich folgere daraus, daß wenn du den Halswinkel -wenn auch minimal- korrigierst dann musst du ebenso das Griffbrett nachschleifen/justieren.
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Re: Taylor Neck Joint - Do oder Don't?

#28

Beitrag von jhg » 08.06.2020, 21:14

Nein, der Winkel ist bei einer Westerngitarre mit einer Deckenwölbung eben nicht 90°! Das würde bei einer Flattop so sein (wo die Decke völlig gerade ist) - das führt aber zu dem Problem, dass du mit der Höhe der Brücke auch Schwierigkeiten bekommst.

Also gehen wir von einer gewölbten Decke aus. Den Teil der Decke, der über dem Halsblock ist schleife ich möglichst gerade. Diese "Fläche" ergibt im Idealfall in der Verlängerung die richtige Höhe der Saiten am Steg. Wenn alles ganz genau hinhaut, dann mache ich den Winkel zwischen Griffbrett und Halsfuß genau so und ich kann die beiden Teile aneinanderfügen. In der Realität muss man immer noch so ein bisschen nacharbeiten. Das bewegt sich aber im 1/10mm Bereich.

Ein Knick entsteht nur, wenn a.) es keine Verlängerung des Halses gibt und b.) der Winkel nicht stimmt.
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Re: Taylor Neck Joint - Do oder Don't?

#29

Beitrag von Diego Dee » 10.06.2020, 12:50

Das würde bedeuten, daß du quasi einen leichten HW in die Decke schleifst und die Decke zum Halsansatz hin dadurch etwas dünner wird.

Ich wundere mich deswegen ein bisschen, weil das Schnittmuster für ein Zargenbrett an der Deckenseite gerade ist, da deutet nichts auf einen Winkel hin.
Wäre es nicht hilfreich wenn man die Auflagefläche der Decke bereits vor dem Aufleimen derselben ein bisschen zum Hals hin "abfallen" lässt.
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Re: Taylor Neck Joint - Do oder Don't?

#30

Beitrag von Gerhard » 10.06.2020, 14:15

Diego Dee hat geschrieben:
10.06.2020, 12:50
Wäre es nicht hilfreich wenn man die Auflagefläche der Decke bereits vor dem Aufleimen derselben ein bisschen zum Hals hin "abfallen" lässt.
ja, und so wird das in der Regel auch gemacht. Wenn man gewölbt baut, ergibt sich das auch von selbst.

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Re: Taylor Neck Joint - Do oder Don't?

#31

Beitrag von jhg » 10.06.2020, 21:23

So, um das mal bildlich zu verdeutlichen - so sieht eine gewölbte Decke aus:
IMG_20200610_210805.jpg
IMG_20200610_210926.jpg
Der Übergang von Zarge zur Decke ist also nicht im Rechten Winkel. Wenn man die "Fläche" am Halsblock verlängert, dann kommt man in etwa bei der Höhe der Brücke raus. Eigentlich ist die "Fläche" oberhalb vom Schallloch aus gewölbt und die schleife ich etwas gerade - das ist nicht viel aber ja, dadurch wird die Decke in der Mitte zwischen Zarge und Schallloch etwas dünner.
IMG_20200610_210852.jpg

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Re: Taylor Neck Joint - Do oder Don't?

#32

Beitrag von Diego Dee » 11.06.2020, 00:30

Jetzt hab ich verstanden, vielen Dank für die Bilder!
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