Böden "Flader/Halbfladerschnitte"

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Böden "Flader/Halbfladerschnitte"

#1

Beitrag von taxman » 14.04.2015, 14:46

Ein Thema, welches mich gerade beschäftigt.
Eigentlich ist ja bekannt, daß Böden für Akustische Gitarren idealerweise aus Rifthölzern konstruiert werden, da diese das geringste Risiko möglicher Verformungen mit sich bringen.
Nun gibt es aber gerade bei exotischen Hölzern (ich denke da z.B. an Cocobolo) viele Gitarrensets, die einen Mix aus Flader und Rift zeigen, oder sogar komplett gefladert sind. Klar, es sieht fantastisch aus, aber die Verzugsgefahr...
Was mich überrascht, diese Hölzer werden auch oft verwendet, auch von sehr bekannten, erfahrenen Gitarrenbauern.

Klar, es gibt Baumarten, die nur sehr selten einen kompletten Riftboden hergeben, hier kann nun auch ein 3, oder 4 teiliger Boden gefertigt werden, meist nutzen aber viele lieber die riskanteren Flader, oder Mischschnitte.

Mache ich mir hier evtl. zuviele Sorgen um spätere Probleme und das ganze ist gar nicht so wild, wie ich es mir vorstelle, oder nehmen einfach Viele der Optik wegen die Verzugsgefahren in Kauf?

Ich stelle dieses Thema hier vor, da ich bis jetzt lieber möglichst viel Riftholz verarbeitet habe, viele schöne Hölzer, die ich gerne mal verwenden würde aber leider kaum in entsprechender Schnittvariante zu finden sind.

Wie kritisch geht Ihr mit diesem Thema um?

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Re: Böden "Flader/Halbfladerschnitte"

#2

Beitrag von Isegrim » 14.04.2015, 15:10

Viele rare Hölzer (diverse Dalbergien wie Rio, Cocobolo, Madagaskar, African Blackwood) aber auch andere aus eher kleinen Bäumen werden verwendet, weil einfach keine bessere Qualität mehr aufzutreiben ist. Die meisten Gitarrenbauer werden sich sagen, besser Slabcut als gar kein Holz.

Ich habe selbst erlebt, dass Fladerholz sich sehr leicht verzieht und man beim Lagern sehr aufpassen muss. Im fertigen Instrument würde mir vor allem die Rissanfälligkeit Bauschmerzen bereiten. Je leichter sich das Holz im unverarbeiteten Zustand verzieht, desto eher neigt es zum Reißen, wenn es im Instrument festgeleimt ist.

Persönlich wäre mir ein vierteiliger Boden lieber, wenn es dafür sauberes Riftholz ist. Optisch würde ich straightgrained sowieso jedem Fladerteil vorziehen. Klanglich denke ich nicht, dass es einen Unterschied macht.

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Re: Böden "Flader/Halbfladerschnitte"

#3

Beitrag von gitarrenmacher » 14.04.2015, 18:29

Auf deine Frage in Bezug auf Verzug 8) kann man nicht pauschal antworten. Es kommt halt immer darauf an, wie sich das Holz im Allgemeinen verhält und wie es gelagert wurde.
Ich habe gerade Siampalisander in der Mache, sowohl Zargen als auch Boden mit recht großem Fladeranteil. Macht überhaupt keine Probleme. Cocobolo verhält sich (bei mir) Beim Madagaskarpalisander machen die Böden mit Fladeranteil keine Probleme, Zargen aus der gleichen Bohle werden leicht beulig, daher biege ich die mit 2,5mm um später genug Fleisch zum Glätten zu haben. Aber wenn sich die Zargen nach dem Biegen wieder beruhigt haben, tut sich nix mehr.

Heimische Obstbäume wie Apfel und Pflaume sollen sich, nach hörensagen, richtig gemein wellen, damit habe ich selber aber keine Erfahrungen.
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Re: Böden "Flader/Halbfladerschnitte"

#4

Beitrag von Isegrim » 14.04.2015, 18:34

Dass heißt, dass du die Zargen nach dem Biegen noch mal runterschleifst, Christian?

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Re: Böden "Flader/Halbfladerschnitte"

#5

Beitrag von gitarrenmacher » 14.04.2015, 18:40

Ja! Auf dem Standbandschleifer bei meinem Tischlerkumpel. UND wenn ich sehe, dass die Zarge zum Beulen neigt, lasse ich sie erst mal 10-14 Tage ruhen und mach sie erst dann glatt. Beim Magagaskar habe ich die Wellen aber nicht 100% rausbekommen.
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Re: Böden "Flader/Halbfladerschnitte"

#6

Beitrag von taxman » 14.04.2015, 23:17

Erstmal danke für Eure Antworten
Cocobolo verhält sich (bei mir) Beim Madagaskarpalisander machen die Böden mit Fladeranteil...
(think)
Was macht der Cocobolo ?

Klanglich habe ich auch keine Bedenken, außer es gibt zuviele Spannungen.
Bei Zargen stört mich ein Flader kaum, da ich laminiere, nach einer Laminierharzverklebung tut sich da nichts mehr, jdenfalls bei knappen 1,5 + 1,5 mm. Für einlagige Zargen würde ich auch eher zum Rift greifen.

Ich werde mal bei den nächsten Holzkäufen das Wagnis mit Fladern, bzw. Halbfladern eingehen und beobachten, wie sich das Holz über die Lagerzeit verhält.

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Re: Böden "Flader/Halbfladerschnitte"

#7

Beitrag von clonewood » 14.04.2015, 23:45

gitarrenmacher hat geschrieben:Ich habe gerade Siampalisander in der Mache, sowohl Zargen als auch Boden mit recht großem Fladeranteil. Macht überhaupt keine Probleme.
OK....das macht Mut....ich habe ein Siam-Set dessen Bodenhäften einen Totalflader haben.......ich hatte es schon lange nicht mehr in der Hand.....darum krame ich es jetzt mal raus und prüfe auf Verwurf......alles ist OK ....also noch sehr gerade

so sieht es aus....
1.JPG
beim Madrose gibt es viele Beispiele die aussehen als seien die Sets fast mitten durch den Baum (knapp am Kern vorbei) geschnitten.....ich selbst habe nur ein Beispiel davon......also ein breiter Bereich stehender Jahre an den Rändern und ein sehr schmaler gefladerter Bereich in der Mitte der jeweiligen Bodenhälfte.........eine "gute" Mogelpackung für Menschen die sich nicht richtig auskennen, da entweder dem Holz innewohnende Farbkontraste, Aderung bzw. sehr dunkles Holz über diesen Zustand hinwegtäuschen kann....
2.JPG

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Re: Böden "Flader/Halbfladerschnitte"

#8

Beitrag von gitarrenmacher » 15.04.2015, 20:15

So ´n Flader sieht aber schon geil aus.
SIAMPALISANDER
Dateianhänge
zIMG_0838.jpg
zIMG_0835.jpg
zIMG_0834.jpg
zIMG_0831.jpg
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Re: Böden "Flader/Halbfladerschnitte"

#9

Beitrag von taxman » 15.04.2015, 21:51

In der Tat.
Und Der fertige Korpus sieht durch seine Schlichtheit sehr edel aus, es wird schön das Holz in den Vordergrung gestellt, kein unnötiger Zierrat. Genau mein Stil.

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Re: Böden "Flader/Halbfladerschnitte"

#10

Beitrag von gitarrenmacher » 15.04.2015, 22:00

taxman hat geschrieben:In der Tat.
..................es wird schön das Holz in den Vordergrung gestellt, kein unnötiger Zierrat................
Zum Glück sehen das (fast) alle meine Kunden genau so.
Im Kunstwerke bauen bin ich nicht besonders gut.
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Re: Böden "Flader/Halbfladerschnitte"

#11

Beitrag von taxman » 15.04.2015, 22:05

Das kommt ganz drauf an, was Du als Kunst ansiehst ;)

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Re: Böden "Flader/Halbfladerschnitte"

#12

Beitrag von gitarrenmacher » 15.04.2015, 22:16

taxman hat geschrieben:Das kommt ganz drauf an, was Du als Kunst ansiehst ;)
Bestimmt nicht den Bau von guten Gitarren. Das ist ein Handwerk, wie z.B. der Bau eines guten Bootes
zu beidem braucht man handwerkliches Geschick und man muss wissen wo man hin will.
ABER
Wir gleiten ab in OffTopic
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Re: Böden "Flader/Halbfladerschnitte"

#13

Beitrag von dreizehnbass » 19.04.2015, 13:12

Die Spaltrichtung ist nun mal im rechten Winkel zum Jahresring.
So spaltet man ja auch Holz mit der Axt. Parallel zum Jahresring zu spalten ist schon schwieriger.

Das Fladermaterial schwindet auch mehr als der Radialschnitt.
Fladerböden findet man bei vielen alten Gitarren. Anscheinend gehts doch.
Dateianhänge
buchenscheibe_ohne_peg.jpg
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Re: Böden "Flader/Halbfladerschnitte"

#14

Beitrag von taxman » 19.04.2015, 15:11

Ja, die Theorie und eigentlich auch die Praxis bezüglich Problemen mit Fladerschnitten kenne ich natürlich. Mich verwundert halte die doch nicht seltene Nutzung von solchen Schnitten. Gerade als Gitarrenbauer, der damit Geld verdienen will/muß, kann ja nun nicht völlig unbedarft ein Reklamationsrisiko eingehen.
Kann natürlich sein, daß wirklich lang abgelagerte Hölzer ihre Spannungen soweit abgebaut haben, daß sie nicht mehr so extrem reagieren, wie man es erwarten könnte. Hängt sicherlich auch von der Holzart und vorsorglichen Gegenmaßnahmen beim Bau ab, wie z.B. zusätzliche Furnierstreifen zwischen den Backbracings, als "Rissbremse".

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Re: Böden "Flader/Halbfladerschnitte"

#15

Beitrag von capricky » 19.04.2015, 15:12

dreizehnbass hat geschrieben: Parallel zum Jahresring zu spalten ist schon schwieriger.
Das kann ich alter Ofenheizer nicht bestätigen, zumindest Fichte und Kiefer spalten sich parallel zu den Jahresringen leichter!

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Re: Böden "Flader/Halbfladerschnitte"

#16

Beitrag von thoto » 20.04.2015, 12:32

capricky hat geschrieben:
dreizehnbass hat geschrieben: Parallel zum Jahresring zu spalten ist schon schwieriger.
Das kann ich alter Ofenheizer nicht bestätigen, zumindest Fichte und Kiefer spalten sich parallel zu den Jahresringen leichter!

capricky
Kann ich auch für Zeder und Buche bestätigen, die habe ich gerade am Wochenende erfolgreich parallel gespalten.
Ortogonal dazu kommste mit der Axt nich durch!
... aber mit ner Kettensäge ist es genau anderherum!
Es ist aber auch verwirrend mit dieser ganzen Füsiek... :lol:

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