Mögliche Deckenhölzer bei Akustischen Gitarren

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Mögliche Deckenhölzer bei Akustischen Gitarren

#1

Beitrag von Trisman » 24.06.2014, 23:04

Hi,

mir ist in der letzten Zeit beim surfen durch Netz immer mal wieder aufgefallen, dass es vereinzelt Gitarrenbauer gibt, die andere Hölzer als Zeder und Fichte für ihre Akustischen Decken wählen (sowohl bei Nylon, als auch bei Steelstring).
Mangels gesetzten Lesezeichen finde ich jetzt auf die Schnelle nur ein Beispiel, aber bei intensiverer Suche lässt sich noch einiges mehr finden.
http://www.dreamguitars.com/detail/3428 ... cial_1302/
Hier besteht die gesamte Gitarre aus Mango Holz. Was ja an sich schon recht exotisch ist, selbst für Zargen und Boden. Obwohl ich feststellen musste, dass das ein wirklich schönes Holz sein kann, wenn man auf "Straßenköteroptik" steht:
http://www.stollguitars.de/de/stahlsait ... ion-mango/

Die Frage ist nun, was ein Holz ausmacht, um es als Deckenholz zu qualifizieren oder disqualifizieren. Und wenn im Grunde jedes Holz geeignet wäre, warum haben sich dann nur Zeder und vor allem Fichte durchgesetzt? Hat das was mit der recht konservativen Haltung zu tun, die Gitarristen und Gitarrenbauer in vielen Punkten an den Tag legen, oder klingt alles andere einfach "schlecht"?

Ich freue mich auf eure Antworten!


Stephan

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Re: Mögliche Deckenhölzer bei Akustischen Gitarren

#2

Beitrag von Titan-Jan » 25.06.2014, 10:55

Oh, das interessiert mich auch brennend! Bin gespannt auf die Diskussion, danke Stephan für's Lostreten :)

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Re: Mögliche Deckenhölzer bei Akustischen Gitarren

#3

Beitrag von Titan-Jan » 25.06.2014, 10:58

PS: Die Gitarre im ersten Link ist ja wirklich atemberaubend schön (auch wenn mir die Inlays zu verschnörkelt sind)... *träum*

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Re: Mögliche Deckenhölzer bei Akustischen Gitarren

#4

Beitrag von capricky » 25.06.2014, 11:52

Im Moment fallen mir noch "Deckenhölzer" wie Mahagoni (welches auch immer) Aluminium (Martin), Sperrholz (Buche, Fichte, Ahorn und Birke) ein. Das Birkensperrholz hatte eine CFK Mittellage (Ovation).

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Re: Mögliche Deckenhölzer bei Akustischen Gitarren

#5

Beitrag von dhaefi » 25.06.2014, 12:14

Was mich interessieren würde ist, ob man auch Bubinga als Deckenholz verwenden kann oder weshalb nicht?
Ich stell mir das auf jeden fall sehr ästhetisch vor.

Gruss,
Daniel

edit, ich bin wohl nicht der einzige:
https://www.google.ch/search?q=bubinga+ ... e&tbm=isch

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Re: Mögliche Deckenhölzer bei Akustischen Gitarren

#6

Beitrag von capricky » 25.06.2014, 12:24

Grundsätzlich kann man erstmal sagen, dass aus jedem Holz aus dem man Zargen und Böden bauen kann, auch Decken gebaut werden können. Das Deckenholz ist ja nur "Lautsprechermembrane", ein paar Leisten zur Stabilisierung drunter, Material so weit ausdünnen und verschlanken wie es geht (durch Versuch und Irrtum zu ermitteln) und alles wird gut. Aber das kann dauern...und kosten (Nerven, Zeit und Geld)...und deshalb ist wohl klar, war so gern auf "bewährtes" zurückgegriffen wird.

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Re: Mögliche Deckenhölzer bei Akustischen Gitarren

#7

Beitrag von Simon » 25.06.2014, 12:42

Koa- Decken hab ich auch schon gesehen, also auf Bildern, noch nie in Echt; und Decken aus Redwood! :)

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Re: Mögliche Deckenhölzer bei Akustischen Gitarren

#8

Beitrag von Herr Dalbergia » 25.06.2014, 12:59

Folgende Hölzer habe ich schon angespielt:

Fiche (Engelmann, Alpen, Sitka, Lutz usw...)
Western Red Cedar/ Riesenlebensbaum / Plicata
Küsten Mammutbaum / Sequoia Sempervirens
Kauri
Koa
Austarilian Balckwood
Mahagoni, Echtes
Mahagoni, Bastard
Ahorn
Walnuss
Schwarznuss
Madagascar Palisander
Rio Palisander
Ostindisch Palisander
Douglaise
Lärche
King William Pine / King Billy Pine
Eiche
Balsa
Ziricote

Aliminium
GFK
HPL
Nomex

Mein Favorit.....Fichte aus den Alpen, Nordhanglage...und fertig ;)

Irgendwer probiert immer irgendwas...Z.B. gabs von Taylor mal Nußecken, von Rozawood Palisander Decken usw...
Wie was klingt kann man natürlich nur im Kontext mit dem Rest der Giatrre beantworten...

Cheers, Alex

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Re: Mögliche Deckenhölzer bei Akustischen Gitarren

#9

Beitrag von pl-guitars » 25.06.2014, 13:31

Herr Dalbergia hat geschrieben:Z.B. gabs von Taylor mal Nußecken
hmmm.....lecker! ;-)


Aber Ernst beseite....schöne Übersicht. So eine Redwood-Decke würde mich ja mal interessieren.

Wenns dann noch Recyclingholz ist....
http://www.maizeguitars.com/woods/index.htm#Sound1

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Re: Mögliche Deckenhölzer bei Akustischen Gitarren

#10

Beitrag von Isegrim » 25.06.2014, 17:43

Eine meiner nächsten Gitarren bekommt eine Sequoiadecke. Bin schon gespannt, das Holz ist jedenfalls in Querrichtung nicht sehr steif. Außerdem habe ich noch eine Koadecke herumliegen. Bei der weiß ich auch noch nicht genau, wie ich es angehe.

Gefallen (optisch) würde mir zur Zeit am meisten eine Redwooddecke. Habe ich aber noch nie gehört. Larrivée baut ja auch gelegentlich Mahagonitop Gitarren und im Moment solche aus Peruvian Walnut (Boden/Zargen/Decke).

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Re: Mögliche Deckenhölzer bei Akustischen Gitarren

#11

Beitrag von aljosha » 25.06.2014, 17:50

ich habe bisher mit Mahagonie und Muninga Decke gebaut

ja, es klingt anders auch in Ansprache und Abklang
aber so extrem ist der Unterscheid auch nicht, mMn

man muss aber wissen was man tut und die Decke entsprechend klanglich abstimmen beim Leistenschnitzen

so wies im Moment ausschaut bring ich zum treffen eh die Muninga 0 mit

aber mMn hat das Deckenholz eigentlich fast ne Verschwinden kleine Auswirkung auf den Klang ausser man baut immer alles 1/1 nach Plan und exakt gleich, also ohne Klangabstimmung

best
josh

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Re: Mögliche Deckenhölzer bei Akustischen Gitarren

#12

Beitrag von Simon » 25.06.2014, 17:57

Isegrim hat geschrieben:Eine meiner nächsten Gitarren bekommt eine Sequoiadecke.

...

Gefallen (optisch) würde mir zur Zeit am meisten eine Redwooddecke. Habe ich aber noch nie gehört.
Ich denke du meinst mit Sequioa wohl den Küstenmammutbaum (Sequoia sempervirens) oder?
Denn Redwood übersetzt ist doch der englische Handelsnahme für Mammutbaum oder? Dann wäre das ja das selbe?
Oder steh ich auf dem Schlauch? ;)

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Re: Mögliche Deckenhölzer bei Akustischen Gitarren

#13

Beitrag von Arsen » 25.06.2014, 18:54

Ich glaube Redwood ist erstmal nur ein undifferenzierter Handelsname....so wie wir halt Mammutbaum sagen und damit idR Küstenmammutbaum und Riesenmammutbaum meinen. ;)

Vom Holz her sollte sich das nicht viel geben, sind ja nahe verwandt, aber wer weiß....

Gerade habe ich noch gelesen, dass Redwood der Handelsname für Küstenmammutbaumholz ist (Also Redwood = Sequoia sempervirens)
Gruß, Arsen

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Re: Mögliche Deckenhölzer bei Akustischen Gitarren

#14

Beitrag von Herr Dalbergia » 25.06.2014, 18:56

Redwood = Küstenmammutbaum= Sequoia Sempervirens

Riesenmammutbaum wäre Sequoiadendron gigantea... (Giant redwood)

Ich kenne nur das Holz von Sempervirens, aber womöglich ist da erstmal wenig unterschied....

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Re: Mögliche Deckenhölzer bei Akustischen Gitarren

#15

Beitrag von Isegrim » 25.06.2014, 19:35

Ok, vielleicht bringe ich auch Splint- und Kernholz durcheinander.
Unter Redwood hätte ich jetzt so etwas verstanden: http://www.tfoa.eu/user_files/images/Lo ... 585_09.png
Was ich als Sequoia hier liegen habe ist eher weißlich und geht dann ins rosa/lachsfarbene...

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Re: Mögliche Deckenhölzer bei Akustischen Gitarren

#16

Beitrag von Herr Dalbergia » 25.06.2014, 19:46

???

Redwood ist Sequioa ist Rosa Lachs Rost Farben...änlich wie WRC, aber eher dunkler

cheers, alex

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Re: Mögliche Deckenhölzer bei Akustischen Gitarren

#17

Beitrag von jhg » 25.06.2014, 23:13

Um noch mal kurz auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen:

Fichte hat zwei Eigenschaften, die sie im Laufe der Zeit als ideal für Resonanzdecken gezeigt haben. Sie ist in eine Richtung sehr steif und zugleich hat sie eine geringe spezifische Dichte. Genau das versucht man auch bei Lautsprechern zu erreichen. Da die Decke als Membran dient sollte sie möglichst leicht sein - je schwerer desto leiser wird am Ende das Instrument ('ne Paula ist halt ganz schwer :) ) Ist das Holz aber nicht biegesteif genug, widersteht es nicht den enormen Kräften des Saitenzugs. Klar, kann man die Decke dicker machen - geht aber zu Lasten des Klangs.

Resonanzdecken wurden also einige Jahrhunderte lang für Instrumente optimiert - dabei ist halt Fichte als herausragendes Material bei herausgekommen. Was soll man also da noch verbessern wollen? Das hat bei den Gitarrenbauern weniger mit konservativer Haltung zu tun als vielmehr mit dem Wissen aus ein paar Jahrhunderten Erfahrungen und jeder Menge Versuchen die nicht gelungen sind.

Klar kann man jetzt hier auch noch über CFK sprechen - aber dazu bedarf es dann auch spezieller Verfahren zur Verarbeitung und sieht am Ende doch ziemlich künstlich aus. Ich freue mich auch an einer wunderbar einzigartigen Struktur eines gewachsenen Holzes. Außerdem lässt sich Fichte super verarbeiten ....

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