ahgit hat geschrieben:@gitarrenmacher Deine Grundlagenforschung in allen Ehren. Ich wage aber äußerst zu bezweifeln das deine Versuche 1:1 auf ein komplexes System , wie es die Gitarre eines ist, übertragbar ist .
Um die Kopplungseigenschaften bzw. das Spektrumsunterschied zwischen Natur oder Synthetikleims zu beschreiben , oder gar zu erklären, ist mir das zu wenig. An dieser Aufgabe sind schon ganze Institute gescheitert.
Solange dies nicht endgültig geklärt ist sind wir als Handwerker in erster Linie auf empirische Ergebnisse angewiesen, die für mich viel wertvoller sind als ein paar Diagramme von Jürgen Meyer oder Carleen May-Hutchinson etc.etc. zumahl mir auch die Ausbildung und die Grundlagen fehlen um diese auszuwerten.
Mit Parallelversuch meinte ich eigentlich, zwei Instrumente konsequent , mit möglichst den gleichen Materialien, aber jeweils den unterschiedlichen Leimen zu bauen.
Da dieses Experiment kein großer Mehraufwand bedeutet ,habe ich diesen Versuch vor ein paar Jahren 2x gemacht, und einen sehr wohl , nicht unwesentlichen Unterschied gehört
Tendenziell hätte ich eigentlich lieber mit Titebond weiter geaebeitet da er eben zuerst mal
Einfacher zu handhaben ist .
Die mit Hautleim verleimten Instrumente klangen aber schon nach kurzer Einspielzeit eindeutig offener weshalb ich mich entschloss auch weiter damit zu arbeiten.
Titebond nutze ich seitdem, wenn überhaupt, nur noch für Bindings oder Kopfplattenfurniere.
Aber selbst wenn diese Tatsache ein Psychoakustischer Effekt sein sollte ,so bleibt immer noch der Vorteil das ein Naturleim besser Lack ,Beize etc annimmt und somit unsichtbarer ist.
Weiterhin möchte ich den Kollegen in der Zukunft nicht zumuten irgendwelche alten Titebond Verbindungen aufzubröseln .Aus meiner Erfahrung heraus bleibt dann oft nichts anderes mehr übrig, als das betr.Bauteil dann runter zu hobeln oder fräsen.
Außerdem hätte ich selbst als Kunde kein gutes Gefühl dabei ,jemandem ein hist. Instrument ,oder z.b 40er Jahre Martin, zur Reparatur/Restauration zu überlassen , mit der Gewissheit ,das der betreffende alle Leimfugen mit Titebond verleimt werden.
Für eine industrielle Anwendung ,oder wenn es schnell und preiswert sein muss, haben Synthetische Leim Systeme einen Vorteil .Bei einem handgebauten Instrumen, wo sowieso endlose Stunden versenkt werden, sehe ich das nicht.
Warum also, nicht die eindeutigen Vorteile eines Warmleims nutzen. Die einzigen Vorteile von Titebond u.a
sind ,die längere offene Zeit bzw. das jeder sofort damit arbeiten kann.
Das hört sich alles an, wie ein rechtsanwaltliches Plädoyer pro Naturleim.
Zieht der eine wissenschaftliche Messreihen in seine Argumentation ein, kommt die Gegenseite mit der Komplexität des Objekts um die Ecke. Kann man ja machen.
Die Aussagen zu empierischen Forschung scheinen z.B. im Luthierlager übern Teich nicht mehr zu stimmen. Komisch, woran das wohl liegt.
Was ich grenzwertig finde, ist die versteckte Aussage, das eine Werkstatt, die überwiegend mit Titebond o.ä. arbeitet zu meiden ist. Ich führe meine seit nun 10 Jahren, und kann das nicht unkommentiert lasse.
Ich oute mich.
Dass ich eine 1967er Gibson SJ mit hilfe von Titebond retopped habe.
Dass ich nach einem massiven Impact den Boden einer Ramirez Estudio mit Titebond rekonstruiert habe.
Dass ich ebenfalls eine Ramirez neu bebrückt habe, mit Titebond, allerdings war es eine 82er A1.
Die Liste ließe sich auf min. eine Din A4 Seite erweitern.
Alle zufriedenen Kunden bitte ich um Entschuldigung.
Ebenfalls den Besitzer der Martin 0000-38 schon mal im Voraus. Die Brücke werde ich mit Titebond wieder aufleimen.
Den Bruch der Boden/Zargenfuge werde ich allerdings mit Hautleim reparieren.
Den letzten, von mir zitierten Satz könnte man auch interpretieren als Kernaussage.
Mit Hautleim können halt Anfänger nicht umgehen.
Hautleim ist sehr gut geeignet zum Instrumentenbau.
Titebond oder ähnlich eingestellte sind sehr gut geeignet zum Instrumentenbau.
Ich habe 2003 zwei Gitarren komplett mit Hautleim gebaut. Ich muss klar feststellen, dass meine heutigen Titebond, Hautleim Hybridgitarren (Diese Werbeaussage werde ich mit patentieren lassen) besser klingen, was weniger/nicht am Leim, sondern an meiner Weiterentwicklung liegt.
Das war´s zu dem Thema.
Christian