Hallo,
ich gebe zu, ich bin gänzlich unbedarft was den Aufbau akkustischer Instrumente angeht.
Ich würde gern langfristig ausprobieren, ob ich meine Erfahrungen mit ergonomischen E-Gitarren-Korpusformen auch auf akkustische Instrumente übertragen kann.
Gibt es dazu kompetente Meinungen von den erfahrenen Akkustik-Gitarrenbauern? Ein Verweis auf entsprechneden Lesestoff im www würde mir vielleicht auch helfen. Allerdings möchte ich vorerst keine teuren Fachbücher kaufen.
Welche Form darf / muss eine akkustische Gitarre haben?
Moderator: jhg
- helferlain
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Welche Form darf / muss eine akkustische Gitarre haben?
Grüße, helferlain
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Re: Welche Form darf / muss eine akkustische Gitarre haben?
Hi,
ich zähle mich zwar nicht zu den erfahrenen Bauern, aber ich meine, auch dazu etwas sagen zu können:
Die Ergonomie habe ich schonmal in einem Modell gesehen, bei dem auf der Oberseite der Zarge eine
Art Armschräge wie bei einer Strat gebaut wurde (den Link suche ich mal raus...).
Allerdings sah der restliche Korpus noch relativ normal aus von den Proportionen.
Falls du also von der grundlegenden Form ausgehst: alles ist möglich, nur es danach durchzusetzen,
das ist die wahre Kunst
Freundliche Grüße
EDIT:
http://www.wrayguitars.ca/00.html
http://ergonomic-guitar.com/
ich zähle mich zwar nicht zu den erfahrenen Bauern, aber ich meine, auch dazu etwas sagen zu können:
Die Ergonomie habe ich schonmal in einem Modell gesehen, bei dem auf der Oberseite der Zarge eine
Art Armschräge wie bei einer Strat gebaut wurde (den Link suche ich mal raus...).
Allerdings sah der restliche Korpus noch relativ normal aus von den Proportionen.
Falls du also von der grundlegenden Form ausgehst: alles ist möglich, nur es danach durchzusetzen,
das ist die wahre Kunst
Freundliche Grüße
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Re: Welche Form darf / muss eine akkustische Gitarre haben?
Hallo Lautenbauer,
danke für die Links. Auf entsprechende Bilder bin ich bei meinen Nachforschungen im WWW auch schon gestoßen.
Im Kopf habe ich jedoch keine Akkustik-Gitarre, die angepasst wird. Eher die Vorstellung einer E-Gitarre, die mit einem Resonanzkörper versehen wird. Auf die Schnelle in SketchUp grob skizziert: Die Idee ist ein starrer Rahmen, der sich an meiner E-Gitarren-Form orientiert (grau). Darin wird ein Resoanzkörper befestigt (braun). Das ganze mit Nylonsaiten bespannt.
Die Saitenbefestigung erfolgt am Rahmen. Über den Steg werden nur Schwingungen übertragen, es wirken keine Zugkräfte. Das Prinzip kennt man von diversen Tailpieces, ganz nett unter anderem (mal wieder) von Rick Toone umgesetzt:
http://toone.typepad.com/.a/6a00e39826b ... 970d-800wi
Damit sollte eine möglichts leichte Bauweise möglich sein
Der Resonanzkörper würde relativ klein ausfallen, damit wäre die Lautstärke relativ gering. Macht aber nichts, der reine Akkustikbetrieb soll nur für den Spieler zu später Stunde geeignet sein. Für alle andere Situationen kommt ein Tonabnehmer / Transducer / etc mit an Bord
Schallloch kommt in die Zarge, Öffnung in Richtung Gesicht des Spielers. Die Decke bleibt geschlossen.
Nach wie vor sind Informationen zum Prinzip des Aufbaus rar gesät. Man findet zuhauf Verweise auf (historische) Vorbilder, Beleistungspläne die man nachbauen kann. Abweichungen von der Norm gehören dann wieder zu den "Betriebsgeheimnissen" der Gitarrenbauer...
Falls also hier erfahrene Akkustikbauer mitlesen und Lust haben, in Wort und Skizze diese Projekt zwischen Designstudie und Konzeptentwurf zu unterstützen, würde ich mich sehr darüber freuen.
Bisher ist das alles nur eine von vielen Ideen im Kopf... Vielleicht lässt es sich irgendwann spielbar umsetzen.
danke für die Links. Auf entsprechende Bilder bin ich bei meinen Nachforschungen im WWW auch schon gestoßen.
Im Kopf habe ich jedoch keine Akkustik-Gitarre, die angepasst wird. Eher die Vorstellung einer E-Gitarre, die mit einem Resonanzkörper versehen wird. Auf die Schnelle in SketchUp grob skizziert: Die Idee ist ein starrer Rahmen, der sich an meiner E-Gitarren-Form orientiert (grau). Darin wird ein Resoanzkörper befestigt (braun). Das ganze mit Nylonsaiten bespannt.
Die Saitenbefestigung erfolgt am Rahmen. Über den Steg werden nur Schwingungen übertragen, es wirken keine Zugkräfte. Das Prinzip kennt man von diversen Tailpieces, ganz nett unter anderem (mal wieder) von Rick Toone umgesetzt:
http://toone.typepad.com/.a/6a00e39826b ... 970d-800wi
Damit sollte eine möglichts leichte Bauweise möglich sein
Der Resonanzkörper würde relativ klein ausfallen, damit wäre die Lautstärke relativ gering. Macht aber nichts, der reine Akkustikbetrieb soll nur für den Spieler zu später Stunde geeignet sein. Für alle andere Situationen kommt ein Tonabnehmer / Transducer / etc mit an Bord
Schallloch kommt in die Zarge, Öffnung in Richtung Gesicht des Spielers. Die Decke bleibt geschlossen.
Nach wie vor sind Informationen zum Prinzip des Aufbaus rar gesät. Man findet zuhauf Verweise auf (historische) Vorbilder, Beleistungspläne die man nachbauen kann. Abweichungen von der Norm gehören dann wieder zu den "Betriebsgeheimnissen" der Gitarrenbauer...
Falls also hier erfahrene Akkustikbauer mitlesen und Lust haben, in Wort und Skizze diese Projekt zwischen Designstudie und Konzeptentwurf zu unterstützen, würde ich mich sehr darüber freuen.
Bisher ist das alles nur eine von vielen Ideen im Kopf... Vielleicht lässt es sich irgendwann spielbar umsetzen.
Grüße, helferlain
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Re: Welche Form darf / muss eine akkustische Gitarre haben?
Eins vorweg: Ich habe noch nie eine Akustik-Gitarre gebaut/auseinandergebaut/repariert,... Ich bin auf dem Gebiet der totale Theoretiker. Aber ich grübele halt gerne und teile mal kurz meinen aktuellen Stand. Vielleicht hilft dir das.
Bei diesem Ervin Somogyi (http://www.esomogyi.com/principles.html) liest man ja immer wieder, dass der Korpus der Gitarre im Wesentlichen eine "Luftpumpe" darstellen soll. Dabei ist die schwingende Decke quasi die Membran angeregt durch die Saiten über den Steg. Und das Schallloch ist eben das Ventil vorne an der Pumpe.
Nach meinem Verständnis (!) könnte man also einen Korpus bauen mit sehr steifem Boden und Zargen und dann einen Bereich der Decke wie in deiner Skizze angedeutet so dünn hobeln, dass er ordentlich schwingt. Die Brücke sollte dann, denke ich, etwa in der Mitte dieser schwingenden Decke sein. So weit ich weiß spricht auch nichts dagegen, das Schallloch in die Zarge zu verschieben.
Das wären so meine Gedanken dazu.
Bin sehr gespannt drauf hier weiterzulesen und zu lernen! Finde deinen Ansatz großartig ! Wenn ich mal 2-3 E-Gitarren gebaut habe, will ich auch mal ein recht revolutionäres Akusitk-Gitarren-Konzept bauen. Aber das dauert noch ein wenig...
Bei diesem Ervin Somogyi (http://www.esomogyi.com/principles.html) liest man ja immer wieder, dass der Korpus der Gitarre im Wesentlichen eine "Luftpumpe" darstellen soll. Dabei ist die schwingende Decke quasi die Membran angeregt durch die Saiten über den Steg. Und das Schallloch ist eben das Ventil vorne an der Pumpe.
Nach meinem Verständnis (!) könnte man also einen Korpus bauen mit sehr steifem Boden und Zargen und dann einen Bereich der Decke wie in deiner Skizze angedeutet so dünn hobeln, dass er ordentlich schwingt. Die Brücke sollte dann, denke ich, etwa in der Mitte dieser schwingenden Decke sein. So weit ich weiß spricht auch nichts dagegen, das Schallloch in die Zarge zu verschieben.
Das wären so meine Gedanken dazu.
Bin sehr gespannt drauf hier weiterzulesen und zu lernen! Finde deinen Ansatz großartig ! Wenn ich mal 2-3 E-Gitarren gebaut habe, will ich auch mal ein recht revolutionäres Akusitk-Gitarren-Konzept bauen. Aber das dauert noch ein wenig...
Meine aktuellen Gitarrenbau-Projekte:
#19...#23 Cigar Box Guitars - Mini Signature Serie
#24 Tele-Goldtop, semihollow
Mein Dosengitarren-Projekt:
Vorstellungsthread Online-Shop YouTube-Kanal
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Re: Welche Form darf / muss eine akkustische Gitarre haben?
Titan-Jan hat geschrieben:Eins vorweg: Ich habe noch nie eine Akustik-Gitarre gebaut/auseinandergebaut/repariert,... Ich bin auf dem Gebiet der totale Theoretiker. Aber ich grübele halt gerne und teile mal kurz meinen aktuellen Stand. Vielleicht hilft dir das.
Bei diesem Ervin Somogyi (http://www.esomogyi.com/principles.html) liest man ja immer wieder, dass der Korpus der Gitarre im Wesentlichen eine "Luftpumpe" darstellen soll. Dabei ist die schwingende Decke quasi die Membran angeregt durch die Saiten über den Steg. Und das Schallloch ist eben das Ventil vorne an der Pumpe.
Nach meinem Verständnis (!) könnte man also einen Korpus bauen mit sehr steifem Boden und Zargen und dann einen Bereich der Decke wie in deiner Skizze angedeutet so dünn hobeln, dass er ordentlich schwingt. Die Brücke sollte dann, denke ich, etwa in der Mitte dieser schwingenden Decke sein. So weit ich weiß spricht auch nichts dagegen, das Schallloch in die Zarge zu verschieben.
Das wären so meine Gedanken dazu.
Bin sehr gespannt drauf hier weiterzulesen und zu lernen! Finde deinen Ansatz großartig ! Wenn ich mal 2-3 E-Gitarren gebaut habe, will ich auch mal ein recht revolutionäres Akusitk-Gitarren-Konzept bauen. Aber das dauert noch ein wenig...
bin da auch noch am Anfang, aber nach meinem Verständnis hört sich das gut an.
Die Decke muss arbeiten können und wenn du es mit Nylonsaiten machst, würde ich mich da auch an eine Konzertgitarre halten. Also Fächerbalken und eine Deckendicke zwischen 2 und 3 mm je nach Holz. Zu dünn gehobelt klingts dann auch gleich mal pappig.
Die Decke sollte auch gewölbt sein und nicht flach. Der steg braucht dann auch die Wölbung sowie die Reifchen und Querbalken usw...
Decken sind am stabilsten wenn sie entweder nach aussen oder so wie bei Lauten, nach innen gewölbt sind. Flach ist also undefiniert.
Wenn du das Ganze aber auch elektrisch mit viel Lautstärke betreibst willst wirst du schnell mal Feedback reinbekommen.
Außer du machst die Membran steifer, aber dann klingts halt akustisch wieder schlechter. Das ist leider ein zweischneidiges Schwert.
Den Boden und die Zargen kannst du wie gesagt steif ausführen. Hab da eine Wiener Schrammelgitarre gesehen die hatte einen 5mm dicken Ahornboden
http://www.13instruments.com/ Saiteninstrumente in Handarbeit
- helferlain
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Re: Welche Form darf / muss eine akkustische Gitarre haben?
Hallo 13bass,dreizehnbass hat geschrieben: bin da auch noch am Anfang, aber nach meinem Verständnis hört sich das gut an.
Die Decke muss arbeiten können und wenn du es mit Nylonsaiten machst, würde ich mich da auch an eine Konzertgitarre halten. Also Fächerbalken und eine Deckendicke zwischen 2 und 3 mm je nach Holz. Zu dünn gehobelt klingts dann auch gleich mal pappig.
Die Decke sollte auch gewölbt sein und nicht flach. Der steg braucht dann auch die Wölbung sowie die Reifchen und Querbalken usw...
Decken sind am stabilsten wenn sie entweder nach aussen oder so wie bei Lauten, nach innen gewölbt sind. Flach ist also undefiniert.
Wenn du das Ganze aber auch elektrisch mit viel Lautstärke betreibst willst wirst du schnell mal Feedback reinbekommen.
Außer du machst die Membran steifer, aber dann klingts halt akustisch wieder schlechter. Das ist leider ein zweischneidiges Schwert.
Den Boden und die Zargen kannst du wie gesagt steif ausführen. Hab da eine Wiener Schrammelgitarre gesehen die hatte einen 5mm dicken Ahornboden
deine Akkustik Gitarren haben die üblichen Designpfade auf angenehme Weise verlassen. Das finde ich sehr motivierend.
Zu Lautstärke / Feedback:
elektrisch: ja - sehr laut: eher nicht.
Knackpunkt wird auf jeden Fall die Decke + Bebalkung. Viel hängt da wohl auch von Erfahrungswerten ab, die mir leider fehlen. Ideal wäre eine Gitarre, bei der die Decke einfach austauschbar wäre. Dann könnte man verschiedene Ausführungen / Materialien vergleichen und einfach optimieren. Ein Idee dafür habe ich auch schon im Kopf ( muss ich nur noch skizzieren )
Nebenbei habe ich noch diese informative Seite gefunden:
http://www.designofaclassicalguitar.com/index.php
Grüße, helferlain
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