asymmetrisches Bracing einer Steelstring

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asymmetrisches Bracing einer Steelstring

#1

Beitrag von elektrojohn » 30.01.2011, 18:25

In einem anderen Thread hatte ich schon mal kurz die folgende Frage aufgeworfen:
Warum ist das klassische Martin-Bracing einer Steelstring eigentlich asymmetrisch im Gegensatz zur Bebalkung einer klassichen Gitarre? Als Antwort kam, dass die Basswiedergabe besser sei. Aber warum?

Ich könnte natürlich einfach akzeptieren und machen aber meine Frage hat einen praktischen Hintergund:
Meine Austoß an Gitarren pro Jahrzehnt ist noch recht gering. Ich fange jetzt an, eine Akustik zu bauen und weiß aber noch nicht, obs eine Lefthand- oder Righthand-Gitarre werden soll. Mich würde jetzt interessieren ob es überhaupt klangliche Nachteile mit sich bringt, wenn die Beleistung speigelverkehrt ist.

Wenn dem nicht so wäre, könnte ich erst beim Aufbringen von Steg oder Sattel entscheiden, obs eine Lefthand werden soll oder nicht.

Die Untersuchung meiner 25 Jahre alten Lefthand-Ibanez-Western ergab, dass die Beleistung spiegelverkehrt ausgeführt ist. Ibanez hat also zumindest damals extra Decken für Lefthands hergestellt.

Bin auf Eure Meinung, Erfahrung, Antworten gespannt!

Grüße
Christian
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Re: asymmetrisches Bracing einer Steelstring

#2

Beitrag von clonewood » 30.01.2011, 19:48

sorry ich bin kein Meister der Physik

mir fällt da als Stichwort die Energieverteilung auf der Decke ein......die Saiten sind auf Grund von Durchmesser, Beschaffenheit und Stimmung nicht symmetrisch........so zieht/überträgt doch der obere Teil des Steges ganz anders als der untere Teil des Steges

so können dann durch die Art und Ausarbeitung der Beleistung die Energien entsprechend weitergeleitet/unterstützt/aufgefangen werden um die Membran in die eine oder andere Richtung zu manipulieren/stabilisieren/befreien

was Klassikgitarren angeht, besteht die Symmetrie (sofern derartig beleistet) teils nur auf den ersten Blick ....denn auch hier wird wohl "getuned" "gevoiced" (sorry für die komischen Wörter) für bestimmte Seperationen....meine ich.....also Tap-Tuning usw...

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Re: asymmetrisches Bracing einer Steelstring

#3

Beitrag von Herr Dalbergia » 30.01.2011, 20:00

puh...das ist ein sehr komplexes thema, aber grunsätzlich sei malgesagt, daß es sehr gute gitarren mit symetrischer als auch mit asymetrischer beleistung gibt. Einer der Haupgedanken ist folgender:

Bässe mögen eine weichere, flexiblere decke, Häöhen eher eine steifere, festere Decke, also macht man den bassbereich weicher und den diskant steifer. aber das ist nur ganz arg an der oberfläche gekratzt. wobei ich z.b. egal ob symmetrisch oder nicht, den diskant und den bass verschieden tap-tune. d.h ich muß mich irgendwann festlegen ob lefti oder nicht, wobei ich nicht ganz verstehe warum daß noch nicht feststeht?

Die beste Literatur die ich dazu empfehlen kann ist somogyis bücher, wobei er unterm strich sagt, egal ob symetrisch oder unsymetrisch, hauptsache man machst gut.... ;)

mfg alex

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Re: asymmetrisches Bracing einer Steelstring

#4

Beitrag von elektrojohn » 30.01.2011, 20:22

clonewood hat geschrieben: was Klassikgitarren angeht, besteht die Symmetrie (sofern derartig beleistet) teils nur auf den ersten Blick ....denn auch hier wird wohl "getuned" "gevoiced" (sorry für die komischen Wörter) für bestimmte Seperationen....meine ich.....also Tap-Tuning usw...
Herr Dalbergia hat geschrieben: Bässe mögen eine weichere, flexiblere decke, Häöhen eher eine steifere, festere Decke, also macht man den bassbereich weicher und den diskant steifer. aber das ist nur ganz arg an der oberfläche gekratzt...
Das klingt beides ähnlich und erscheint nachvollziehbar...
Allerdings bin ich von dieser Tap-Tunerei noch Lichtjahre entfernt :oops:
@Herr Dalbergia: könntest Du mir da weiterhelfen ?
Herr Dalbergia hat geschrieben: Die beste Literatur die ich dazu empfehlen kann ist somogyis bücher, wobei er unterm strich sagt, egal ob symetrisch oder unsymetrisch, hauptsache man machst gut.... ;)
mfg alex
Ich seh schon, ich komme nicht um die Bücher rum.. ;)
.. und richtig machen muss mans halt, dann klappts schon

Grüße
Christian
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Re: asymmetrisches Bracing einer Steelstring

#5

Beitrag von clonewood » 30.01.2011, 20:26

und richtig machen muss mans halt, dann klappts schon
ich würde es so formulieren: es gibt kein "richtig", es gibt nur Ausprägungen...es gibt aber "nicht richtig", wenn z.B. die Decke einfällt, Wolfstöne da sind etc..

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Re: asymmetrisches Bracing einer Steelstring

#6

Beitrag von elektrojohn » 30.01.2011, 20:34

clonewood hat geschrieben:
und richtig machen muss mans halt, dann klappts schon
ich würde es so formulieren: es gibt kein "richtig", es gibt nur Ausprägungen...es gibt aber "nicht richtig", wenn z.B. die Decke einfällt, Wolfstöne da sind etc..
schön gesagt :D
Ich hätte halt nicht den Schimmer einer Ahnung, wie ich einen Wolfston wegbekäme, wenn er denn da wäre. Kann man das nicht erst dann feststellen, wenn es eh zu spät ist?
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Re: asymmetrisches Bracing einer Steelstring

#7

Beitrag von clonewood » 30.01.2011, 20:49

Rein theoretisch müsste Masse hinzugefügt, weggenommen oder möglicherweise bedämpft werden um die Hauptresonanz zu verschieben.

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Re: asymmetrisches Bracing einer Steelstring

#8

Beitrag von elektrojohn » 30.01.2011, 20:57

clonewood hat geschrieben:Rein theoretisch müsste Masse hinzugefügt, weggenommen oder möglicherweise bedämpft werden um die Hauptresonanz zu verschieben.
und rein praktisch?
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Re: asymmetrisches Bracing einer Steelstring

#9

Beitrag von clonewood » 30.01.2011, 21:01

elektrojohn hat geschrieben: und rein praktisch?
mit den unkalkulierbaren Ergebnissen experimentieren?

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Re: asymmetrisches Bracing einer Steelstring

#10

Beitrag von elektrojohn » 30.01.2011, 21:19

clonewood hat geschrieben: mit den unkalkulierbaren Ergebnissen experimentieren?
und genau an dem Punkt steige ich aus, meine mühsam geschnitzten Schätzchen sind mir dafür einfach zu schade. :roll:
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Re: asymmetrisches Bracing einer Steelstring

#11

Beitrag von clonewood » 30.01.2011, 21:25

die Frequenzen lassen sich ja während des Baus herausfinden, durch klopfen

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Re: asymmetrisches Bracing einer Steelstring

#12

Beitrag von elektrojohn » 30.01.2011, 21:46

clonewood hat geschrieben:die Frequenzen lassen sich ja während des Baus herausfinden, durch klopfen
Da wären wir wieder an dem Punkt: Ich habe nicht den Schimmer einer Ahnung wie...

aber der Autor meines Lieblings-Gitarrenbaubuchs offenbar auch nicht:
http://www.cumpiano.com/Home/Book/textb ... w%20DO%20I

Er baut so leicht, dass die Gitarre gerade noch nicht zusammenklappt...
Der letzte Satz des Absatzes gefällt mir besonders: :)

This is a long way of saying that if you want to learn how to "tune" the soundbox by the sounds the individual parts make during assembly, well... please inquire elsewhere.
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Re: asymmetrisches Bracing einer Steelstring

#13

Beitrag von clonewood » 30.01.2011, 22:04

wenn man klopft hört man einen Ton und kann ihn empfinden/zuordnen....

die Anordnung der Beleistung muss man ja ohnehin festlegen.....kurz vor der Vollendung hat man zumindest immer noch die Möglichkeit weiteres Material abzutragen solange man nicht schon bis an die Grenze des Kollapses gearbeitet hat

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Re: asymmetrisches Bracing einer Steelstring

#14

Beitrag von capricky » 30.01.2011, 22:19

Mit dieser Asymmetrie sichert man unter anderem, daß nicht zwei (gleichgroße)Teile der Decke gleichzeitig schwingen/resonieren. dabei besteht immer die Gefahr, daß die phasenverkehrt schwingen (um 180° versetzt), so daß es zu Auslöschungen kommt.

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Re: asymmetrisches Bracing einer Steelstring

#15

Beitrag von Herr Dalbergia » 30.01.2011, 22:39

Hallo:
"Mit dieser Asymmetrie sichert man unter anderem, daß nicht zwei (gleichgroße)Teile der Decke gleichzeitig schwingen/resonieren. dabei besteht immer die Gefahr, daß die phasenverkehrt schwingen (um 180° versetzt), so daß es zu Auslöschungen kommt."

daß stimmt so nicht ganz, erstens weil es komplett symetriche Decken gibt, welche fabelhaft funktionieren, und zweitens, weil schon aufgrund der verschiedenen Impedanzen welche von der Saite-Steg-Decke Kopplung keine symmetrie vorherscht. Spriche Diskant und Baß sind auf einer komplett symetrichen decke immer noch sehr verschieden Resonzen / frequenzen- Geber auf die symmetrische decke, so daß sich die dipole der neiderigen ordnungen längsseitig nicht auslöschen.
Z.B. ist die ganz klassiche Torres beleistung vordergründig erstmal total symmetrisch. manchaml findet man etwas dicker Balken auf dem diskant, aber selbst bei gleichen balken ist der "Load" unterschiedlich.

"Allerdings bin ich von dieser Tap-Tunerei noch Lichtjahre entfernt :oops:
@Herr Dalbergia: könntest Du mir da weiterhelfen ?"

prinzipiell ja, aber daß geht nicht am bildschirm, dazu muß man in die werkstatt, weil es im endeffekt nurnoch ums zuhören und fühlen geht, und das geht am bildschirm nicht wirklich....

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Re: asymmetrisches Bracing einer Steelstring

#16

Beitrag von capricky » 30.01.2011, 23:47

Gut, dann ersetze ich eben "sichert" durch "unterstützt".

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Re: asymmetrisches Bracing einer Steelstring

#17

Beitrag von clonewood » 31.01.2011, 07:31

ich denke bei der Steelstringkonstruktion kommt erschwerend die Kombination aus statisch zu erhöhender Sicherheit (im Vergleich zur Nylonbesaitung) + notwendige Klangoptimierung durch entsprechende Ausarbeitung hinzu......was die Sache noch etwas undurchsichtiger macht (je nach Betrachtungsweise natürlich und als Erklärung für "erschwerend" zu analysieren)

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