Halswinkel bei Flamencogitarre

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Gregor
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Halswinkel bei Flamencogitarre

#1

Beitrag von Gregor » 31.12.2023, 10:21

Hallo, mein Name ist Gregor und ich spiele seit etwa 10 Jahren Flamenco auf einer amalio burguett.
Zwischenzeitlich habe ich auch noch eine António Pisa mit Zederndecke gespielt, die aber aus Geldmangel inzwischen verkauft wurde.
Ich möchte mir eine Flamencogitarre bauen, und bin grad an den Zargen und Hals.
Nur wie muss der Halswinkel sein?In der forensuche hab ich nix passendes gefunden. Sie soll eine nicht ganz so flache Seitenlage wie die Pisa bekommen, da ich eine negra bauen möchte, die mehr konzertiv klingen soll.

Jetzt meine Frage. Muss der Hals nach oben oder unten? Bei der amalio geht der Hals nach hinten. Bei der Pisa ging er eher nach vorne zur Decke.
Kann mir jemand helfen. Das Buch von courtnall habe ich, kann aber nix rauslesen. Ich kapiere auch ehrlich nicht warum die unterschiedlich sind. Die Pisa hatte aber auch leichte deckenwölbung.

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Re: Halswinkel bei Flamencogitarre

#2

Beitrag von glambfmbasdler » 31.12.2023, 11:39

Servus Gregor!

Kommt drauf an.

Grob über den Daumen: Je stärker die Deckenwölbung und je höher der Steg, desto mehr wird sich der Hals nach hinten neigen müssen und umgekehrt - je niedriger die Wölbung und je niedriger der Steg, desto eher wird der Hals gerade oder nach vorne geneigt sein.
Ein weiterer Faktor ist die Griffbrettdicke - durchgängig gleich oder zur Decke hin verjüngt.

Leg erstmal die anderen Eckdaten fest, dann wird sich der Halswinkel daraus ergeben. Eine Skizze ist dabei durchaus hilfreich.
Grüße
Edi

Gregor
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Re: Halswinkel bei Flamencogitarre

#3

Beitrag von Gregor » 31.12.2023, 12:50

Ok. Dann übernimmt ich mal den Winkel der amalio burguett. Griffbrett ist durchgehend gleich dick. Wenn alles blöd läuft, gibt's halt einen hohen steg.
Danke fürs Feedback und lg.

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Re: Halswinkel bei Flamencogitarre

#4

Beitrag von 100WChris » 31.12.2023, 13:25

Gregor hat geschrieben:
31.12.2023, 12:50
Ok. Dann übernimmt ich mal den Winkel der amalio burguett. Griffbrett ist durchgehend gleich dick. Wenn alles blöd läuft, gibt's halt einen hohen steg.
Hi,
einfach denSteg höher machen ist nicht unbedingt die eleganteste Lösung, weil die Saitenhöhe am Steg ein echter Klang-, bzw Design-Parameter bei klassischen Gitarren ist!
Wie er glambfnbastler schon geschrieben hat: der Halswinkel ist kein Wert, den man "wählt", sondern einer der sich "ergibt".
In Courtnalls Buch versteckt sich der Hals-Winkel in den Angaben zum Solera-Bau auf Seite 164/165.

Ich versuchs mal etwas detaillierter, die Profis mögen mich im fall der Fälle berichtigen :D

Generell gehts hier um drei Dinge und ihren Bezug zueinander:
1.) Die Saitenhöhe (über der Decke) an der Bridge. Das ist einer der wichtigsten (vielleicht sogar der wichtigste) Design-Parameter bei Klassischen Gitarren. Üblich sind ca. +/- 11 mm bei Konzertgitarren, bei Flamencas eher weniger, eher +/- 9 mm. Aber das sind nur so Literatur-Werte… Courtnall möchte ca. 12 mm Saitenhöhe an der Bridge erreichen (12 am tiefen, 112 am hohen E).
2.) Die Wölbung der Decke, die durch die Solera vorgegeben wird. Je stärker die Wölbung, desto höher sitzt der Steg in Bezug zum Sattel, desto geringer kann (theoretisch) der Halswinkel sein. Courtnall hat eine Wölbung von 2mm in der Solera.
3.) Die Saitenhöhe überm Griffbrett. Die Saiten brauchen Platz zum Schwingen, da sind die üblichen Werte für die klassische Saitenlage: 3-4 mm bei tiefen und 2-3 mm beim hohen E @Bund 12. Courntalls Angaben zur Saitenlage finden sich auf Seite 307.
Weitere Parameter in dieser Melange ist dann noch die Griffbrettdicke und die Höhe der Bundstäbchen.

Ein Art von Weg: Man beschließt eine Saitenhöhe an der Bridge, man möchte eine gewisse Deckenwölbung erreichen, bzw hat eine Solera mit einer bestimmten Deckenwölbung und muss danach den Halswinkel so anpassen, dass am Ende ein bespielbares Instrument (korrekte Saitenlage an Bund 12) rauskommt.
Bei vielen Klassischen führt das zu einem negativen Halswinkel, er neigt sich also vom Spieler nach vorne weg.
Es gibt aber durchaus die Möglichkeit eine Klassische mit dem Halswinkel 0° zu bauen, wenn die Deckenwölbung entsprechend gewählt ist.

Es empfiehlt sich das 1:1 aufzuzeichnen, am besten in einem CAD-Programm, weil man dann mit den Werten spielen kann und diese drei Ebenen, inklusive Griffbrettdicke und Bundstäbchen zueinander verschieben/drehen. Dann erschließt sich einem die ganze Geschichte sehr schnell!

Stellt sich für "Deinen" Halswinkel die Frage, was für eine Saitenhöhe am Steg Du anstrebst, wie stark Deine Deckenwölbung ist und wie flach/hoch Deine Saitenlage werden soll?
beste Grüße
Chris

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Re: Halswinkel bei Flamencogitarre

#5

Beitrag von 100WChris » 31.12.2023, 13:31

Hier noch eine gute Erklärung des Sachverhalts:
https://designofaclassicalguitar.com/neckhead
beste Grüße
Chris

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Re: Halswinkel bei Flamencogitarre

#6

Beitrag von Gregor » 31.12.2023, 15:30

Hi Chris, vielen Dank für die ausführliche Antwort und Erklärung. Ich werde es im neuen Jahr umsetzen. Decke und Boden und Hals sind fast fertig.

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