Halsfusswinkel bestimmen

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Moderator: jhg

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principe_azul
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Halsfusswinkel bestimmen

#1

Beitrag von principe_azul » 16.11.2010, 13:27

Hallo zusammen,
mein erstes akustisches Gitarrenprojekt wächst und gedeiht schön virtuell am Rechner. Jetzt bin ich gerade dabei den Halsfusswinkel festzulegen. Im Kochbuch steht 0,8° .. 1°. Das konstruktive Festlegen ist mir jedoch nicht ganz klar.
Wenn ich eine Gitarre im unbeseiteten Zustand vor mir habe, lege ich dann ein "Lineal auf das Griffbrett bzw. die Bünde
und tangiere dann den Steg? Oder lege ich mein virtuelles Lineal auf Sattel und Steg auf und tangiere dann das Griffbrett
(im höchsten Bund oder am Halskorpusübergang??) ?

vielen Dank im Voraus und Grüße aus Stuttgart


Btw:
Auf meiner Materialbeschaffungsliste stehen noch einige offene Punkte, vielleicht hat mir jemand ne Adresse oder Rat.
-Reifchen, wo kann man am besten in BRD welche kaufen?
-Bunddraht, welche Dicke nimmt man für Westergitarre?
-Titebond blau oder rot?

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pl-guitars
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Re: Halsfusswinkel bestimmen

#2

Beitrag von pl-guitars » 16.11.2010, 16:08

Hallo,

erstmal: schön dass es doch noch ein paar Akustiker gibt, die sind ja sehr in der Unterzahl hier.... :D

Zu deiner Frage: der Halswinkel ergibt sich aus der Wölbung der Decke.
Wenn diese ganz flach gebaut wird, kommen die 0,8-1° aus dem Kochbuch ungefähr hin.

Das auf den Bünden aufliegende Lineal solle über der Brücke einen Abstand von etwa 1,5mm über der Brücke haben,
nicht über der Stegeinlage. Somit lässt sich mit der Stegeinlage ein mittlerer Wert für die Saitenlage einstellen und nach oben wie nach unten anpassen. Einige messen diesen Abstand bei noch nicht bundiertem Griffbrett, ich mag aber eine etwas höhere Stegeinlage, daher messe ich mit bereits bundiertem GB.

Bei einer Deckenwölbung von 28', wie man sie z.B. mit einem Radiusteller von Andreas Rall erzeugt ergibt sich dadurch ein Halswinkel von etwa 1,5°.

Hier: http://www.lenaweelutherie.info/page6/p ... age24.html ist darüber hinaus beschrieben wie man den oberen Teil der Decke flach ausführt, um den berüchtigten Knick ab dem 14. Bund vorzubeugen.



Und wegen dem Material:
Reifchen und Bunddraht (den du nach deinen Vorlieben aussuchen solltest) gibts beides bei Andreas Rall:

Reifchen: http://shop.rall-online.net/epages/6151 ... ories/8/10

Ich verwende diesen Bunddraht:
https://shop.strato.de/epages/61511639. ... s/04010017

principe_azul
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Re: Halsfusswinkel bestimmen

#3

Beitrag von principe_azul » 19.11.2010, 14:05

Hallo,
vielen Dank für die Info zur Bestimmung des Fusswinkels, nun ergibt sich für mich jedoch die nächste Frage. Wenn ich den
Hals nun an der Gitarre im unbeseiteten Zustand montiere habe ich im Bereich der zwischen Hals-Korpusübergang und Schallloch
(also im ebenen Bereich der Decke) bzw. Griffbrettende auch wieder den Halsfusswinkel. Hals und Korpus lassen sich also nicht
ohne Verformung (zusammenspannen) klebetechnisch fügen. Eine spannungsfrei Lage des Griffbetts bzw. der Decke im Bereich
des Griffbretts ist erst im Beseiteten Zustand erreicht.

Ich gehe davon aus, dass die Decke im Bereich des Oberbugs plan ist und im beseiteten Zustand parallel (wenn man vom Radius
absieht) zum Griffbrett ist.

Oder sehe ich das falsch.

viele Grüße

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Re: Halsfusswinkel bestimmen

#4

Beitrag von pl-guitars » 19.11.2010, 14:49

principe_azul hat geschrieben: Oder sehe ich das falsch.
Ja.

...flacher Oberbug bedeutet ja nicht automatisch rechter Winkel zwischen Zargen und Decke,durch den sich eine Lücke zwischen GB und Decke ergeben würde. Dann wäre ja ein Knick in der Decke zur Wölbung hin. Die Idee ist einfach, dass man hauptsächlich die Querwölbung aus diesem Bereich heraus bekommt, so dass das Griffbrett völlig plan auf der Decke aufliegt. Man spart sich so eine größere Abnahme von Material (z.B. durch Schleifen) um die beiden Flächen passend zu machen.

Der Halswinkel ist ja auch nicht starr aus dem Plan zu übernehmen, vielmehr solltest du später am fertigen Korpus den Winkel z.B. mit einer Schmiege abnehmen und auf den Halsfuß übertragen, denn schon kleine Schwankungen in der Deckengeometrie könnten hier Änderungen verursachen. Der o.g. Wert stellt somit auch nur einen Richtwert da, für diese eine Korpusgröße, Mensur und Deckenwölbung.

Ich würde das alles komplett aus dem Plan rauslassen, einschließlich der Überlegungen zu unbesaitetem vs. besaitetem Instrument- es verkompliziert eigentlich nur etwas, was in der Praxis ganz einfach ist...

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