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Re: Bauthread - Dicker Alfred

Verfasst: 06.03.2017, 19:56
von zappl
Martin Koch z.B. schreibt, dass eine Bundmarkierung auf 0.3mm genau angezeichnet werden soll.

Die Idee mit dem Ausdruck der Bundmarkierungen kam mir auch schonmal. Mit meinem Laserdrucker habe ich aber nicht annähernd die von Michael genannte Genauigkeit erreicht. Problematisch wird's aber dann spätestens bei der Fixierung des Ausdrucks auf dem Griffbrett. Mit Sprühkleber wird's nix. Die enthaltende Feuchtigkeit verzieht den Ausdruck zu stark.

Ich klemme mir ein Stahllineal mit 0.5mm Einteilung auf's Griffbrett und nehme noch den Messschieber dazu. Mit diesem messe ich aber nur einzelne Bundabstände aus. In Kombination mit dem Stahllineal lässt sich ein Aufaddieren von Einzelfehlern sehr schnell feststellen. Mit dem Messschieber piekse ich eine leichte Markierung in's Holz. Die dient dann beim Anzeichnen der Bundmarkierung als Ansatzpunkt für die Bleistiftspitze. Superspitzer Bleistift, gutes Licht und Konzentration sind natürlich Voraussetzung.

Nachdem ich dann die angezeichneten Markierungen bis zur Übelkeit gegengemessen und verglichen habe ritze ich die Markierung mehrmals mit einem Cutter nach. Das dient dann als Führung für die Bundiersäge und spart die Fummelei mit Anschlag für die Säge. Nach dem Sägen dann nochmal nachmessen und sich freuen. :D

In Summe ist das sehr zeitaufwendig und nervenaufreibend, aber naja, von der erreichbaren Genauigkeit ist es sehr zufriedenstellend und somit zumindest für den Einzelbaubetrieb vertretbar. ;)

Re: Bauthread - Dicker Alfred

Verfasst: 07.03.2017, 07:12
von Drifter
Mädels und Jungs, ich hab da einen Kritikpunkt:

Das gehört nicht hierher!

Nicht, weil es den Fred stört, aber wenn ich das einmal brauchen werde, werde ich es nie wieder finden! :D

Nein, ernsthaft: danke für den Exkurs, das ist/war sehr lehrreich!

lG

Norbert

Re: Bauthread - Dicker Alfred

Verfasst: 07.03.2017, 14:38
von fonzarelli
Ich fasse die Bundschlitzplatzierungsgenauigkeitsproblematik ;) jetzt mal folgendermassen zusammen:
1. So genau wie eben möglich arbeiten
2. Es gilt sich aufaddierende Folgefehler zu vermeiden -> immer vom Sattel aus messen
3. Umso weiter man sich vom Sattel entfernt umso kritischer werden die Abweichungen
4. Wenn es nicht 100% passt ist es auch nicht so schlimm, da die Auswirkungen kaum hörbar sind bzw. viele andere Faktoren eine ähnliche oder stärkere Abweichung bewirken.

Davon abgesehen: Das Griffbrett ist geschlitzt, nochmal nachgemessen und für passend befunden.
(Und eigentlich hätte ich auch schon ein paar Bünde früher aufhören können, so weit oben spiel ich eh nicht :D)

Re: Bauthread - Dicker Alfred

Verfasst: 08.03.2017, 13:54
von capricky
fonzarelli hat geschrieben:
07.03.2017, 14:38
Ich fasse die Bundschlitzplatzierungsgenauigkeitsproblematik ;) jetzt mal folgendermassen zusammen:
1. So genau wie eben möglich arbeiten
2. Es gilt sich aufaddierende Folgefehler zu vermeiden -> immer vom Sattel aus messen
3. Umso weiter man sich vom Sattel entfernt umso kritischer werden die Abweichungen
4. Wenn es nicht 100% passt ist es auch nicht so schlimm, da die Auswirkungen kaum hörbar sind bzw. viele andere Faktoren eine ähnliche oder stärkere Abweichung bewirken.
Ganz genau, immer vom Sattel messen und versuchen, so präzise wie möglich zu schlitzen. Wenn man dann aber nicht den Sattel kompensiert
(mit Verschiebung an der dicken E-Saite und der blanken G-Saite u.U. von bis zu 3mm), ist alles was man vorher an Präzision bemüht hat für den Allerwertesten. 8)
Das beste Messinstrument ist zuletzt bei der Intonation (Oktavreinheit am Steg einstellen) ein chromatisches Stimmgerät. Wer das "Schräge" nicht hört, sieht dann hoffentlich, welche dramatischen Abweichungen eigentlich "korrekt" eingestellte Gitarren nach "klassischer Lehre" noch haben.

capricky

Re: Bauthread - Dicker Alfred

Verfasst: 08.03.2017, 16:18
von fonzarelli
Die Sattelkompensation kann man aber doch eigentlich, genau wie die Stegkompensation erst dann machen, wenn das Ding fertig ist, oder?

Re: Bauthread - Dicker Alfred

Verfasst: 08.03.2017, 16:28
von MiLe
So sehe ich das auch, weil ja auch z.B. die Saitenlage, saiten-Knickwinkel... mit reinspielt.
Ich stelle mir das auch nicht einfach vor, denn vor Kompensation muss ja die Sattelkerbe im Höhenwinkel genau in Saitenrichtung verlaufen. Legt man sie da schon schräg (zu den Mechaniken) an, würde das ja beim kompensieren wieder den Saitenauflage-Punkt niedriger machen und damit auch wieder alles versauen. (Saite liegt am 1. Bund auf)
Man muss aber zumindest schon mal den Sattel entsprechend vorsehen, z.B. theoretische 0-Position + 4 mm Richtung bridge.
Sonst hat man ja nix zum wegfeilen ;)

Oder eine andere Idee: Man bereitet den kompensierbaren Sattel zwar vor, richtet aber zuerst mal mit einem schmalen Opfer-Sattel auf 0-Position optimal ein (Höhe) und bestimmt die pro Saite notwendige Kompensation z.B. durch Unterlegen. Mit den so ermittelten Daten kann man dann den endgültigen Sattel bearbeiten und fertig bearbeitet einbauen. (think)
Ich glaub', so werde ich es versuchen.

Re: Bauthread - Dicker Alfred

Verfasst: 08.03.2017, 18:26
von kehrdesign
Ich setze einen breiten Sattel gute 3 mm näher zum 1. Bund. Die Oktavreinheit an der Brücke stelle ich mittels chromatischem Stimmgerät her, wobei ich wechselweise im 1. und 13. Bund (statt leer und 12. Bund) greife. Erst dann wird der Sattel kompensiert, indem ich die vordere Auflagekante für jede Saite durch Wegfräsen mit einem ca. 3mm Zylinderfräser in Richtung Kopf verlagere. Dabei wird jeweils nach ein paar Zehntelmillimeter-Schritten mit dem chrom. Stimmgeräte überprüft.

Beispiel: <hier>

Für die nächste vergleichbare Gitarre hat man dann vorab schon Richtwerte, so dass man den Sattel vorm Einbau schon entsprechend vorarbeiten kann.

Re: Bauthread - Dicker Alfred

Verfasst: 13.03.2017, 20:49
von fonzarelli
Heute wollte ich den Hals auf seine endgültige Stärke bringen.
Dabei fiel mir auf, dass das Holz noch ein wenig gearbeitet hat und der Hals nun eine leichte Biegung hat.
Wenn er auf einer flachen Oberfläche liegt schwebt die Mitte ca 1 - 1,5mm in der Luft. Er lässt sich zwar mit leichtem Druck flach drücken, ich habe jetzt aber doch Bedenken wie ich weitermachen soll.
1. Hals auf Endstärke bringen, und hoffen, dass am Ende durch die geringere Dicke + Halsshaping der Trussrod das Ding locker wieder gerade biegt? (Augen zu und durch)
2. Versuchen beide Seiten abzurichten, danach auf Endstärke bringen und hoffen, dass er sich dann nicht wieder aufs neue biegt?
3. Thermische Verwertung?
4.???

Gibt es da Erfahrungswerte wie flach ein Hals mindestens gerade sein sollte?

Re: Bauthread - Dicker Alfred

Verfasst: 14.03.2017, 00:49
von bea
erst mal eine Frage: hast Du den Hals inzwischen auch bundiert? Wenn ja, könnte das die Ursache sein.

Wichtig ist ja nur, dass der Hals später unter der Saitenspannung eine leicht Krümmung in die andere Richtung aufweist. Es könnte also sein, dass das so wie es jetzt ist immer noch passt. Und wenn der Hals dann dünner ist, reagiert er eh stärker auf Saitenzug als er es jetzt tun würde.

An Deiner Stelle würde ich es daher riskieren, den Hals erstmal weiterzubauen und einfach zu sehen, wie es nachher unter vollem Saitenzug aussieht. Notfalls kannst Du den Hals ja jederzeit richten (erwärmen und nach vorne biegen).

Re: Bauthread - Dicker Alfred

Verfasst: 14.03.2017, 05:21
von Poldi
Ich würde die thermische Verwertung erst mal ausschließen.
1,5mm sind ja jetzt nicht die Welt. Ich würde versuchen beide Seiten vor dem bundieren abzurichten.
So lassen tät ich es auf keinen Fall.
Ich habe mal einen leicht krummen Hals bundiert, weil ich auch dachte das der Saitenzug das schon wieder hinbekommt, damit
tut man sich beim Bünde abrichten keinen Gefallen.

Allerdings, wie Bea schrieb, wenn der Hals schon bundiert ist kann das durchaus an zu engen Bundschlitzen/zu breiten Bundstegen liegen.
Dann zieht sich der Hals auch geringfügig.

Re: Bauthread - Dicker Alfred

Verfasst: 14.03.2017, 06:40
von fonzarelli
Nein, er ist bisher nicht bundiert und das Griffbrett ist auch noch nicht verleimt.
Und der Hals biegt sich quasi in die "richtige" Richtung, also in Richtung des späteren Saitenzuges. Könnte halt nur sein, dass es dann am Ende zu viel Krümmung wird.
Wobei Griffbrett, Bünde und Trussrod ja auch noch zur Versteifung beitragen werden.

Re: Bauthread - Dicker Alfred

Verfasst: 14.03.2017, 07:53
von zappl
Wie lang ruht der Hals denn schon nach dem Ausfräsen? Und hattest du dir die Biegung gleich danach mal angesehen? Hab bei meinen Hälsen die Erfahrung gemacht, dass sie sich nach diesem Schritt immer minimal biegen und das dann auch unverzüglich (innere Kräfteverhältnisse ändern sich). Das ist jetzt bei deinem Hals nicht gerade wenig, aber sicher kein Grund für Methode 3. ;) Kritischer wäre eine Drehung oder ein seitlicher Verwurf. Ich würde wohl nochmal abrichten (Methode 2) und den Hals ein paar Tage beobachten. Gut möglich, dass er stabil bleibt.

Re: Bauthread - Dicker Alfred

Verfasst: 20.03.2017, 08:55
von fonzarelli
Und weiter gehts:

Den Hals habe ich jetzt doch noch mal mit einer extra angefertigten High-tech Abrichtvorrichtung auf beiden Seiten abgerichtet.
Die Idee war gut: Die Wölbung war weg und kam auch nicht mehr.
IMG_20170317_184455 (Medium).jpg
Danach wurde der Trussrodkanal nochmal auf die benötigte Tiefe gebracht, nachdem er durchs Abrichten ein wenig zu flach geworden war.
IMG_20170317_191432 (Medium).jpg
Und zum Schluss habe ich noch das Griffbrett verleimt.
IMG_20170318_154726 (Medium).jpg
Ausserdem hat die Fräse was zu tun bekommen und durfte die Halstasche und das E-Fach ausräumen.
Für die Korpuskontur reicht der Verfahrweg leider ganz knapp nicht aus.
Irgendwann sollte ich mir mal ein paar längere Führungen für die Längsachse besorgen...
IMG_20170317_211855 (Medium).jpg
IMG_20170317_215413 (Medium).jpg

Re: Bauthread - Dicker Alfred

Verfasst: 03.04.2017, 10:01
von fonzarelli
Der Hals wurde inzwischen bundiert und die Kopfplatte in ihre endgültige Form gebracht.
IMG_20170402_191707 (Medium).jpg
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Die Bünde hab ich hiermit auf der Standbohrmaschine eingepresst:
IMG_20170318_160216 (Medium).jpg
Das hat zwar ganz gut funktioniert, aber dadurch, dass man für jeden Bund erstmal den Winkel einstellen musste war es doch ein wenig fummelig. Einmal ist die Presse seitlich aberutscht und hat ihre Spuren im Griffbrett hinterlassen. Nicht schlimm, aber ärgerlich.
Ob das Einpressen für mich so viel besser ist als das Einhämmern weiss ich nicht. Mal sehen wir ichs beim nächsten Mal mache.

Dann ging es weiter mit dem Korpus:
Vor dem Aussägen mit der Bandsäge:
IMG_20170331_172925 (Medium).jpg
Vor dem Bündigfräsen:
IMG_20170331_174202 (Medium).jpg
Fertig gefräst:
IMG_20170402_185411 (Medium).jpg
Das E-Fach habe ich ziemlich tief geamcht um Platz für den geplanten 5-Weg Schalter zu haben. Dadurch ist der Boden gefährlich dünn geworden. Um die Gefahr des Durchdrückens zu bannen werde ich den Boden bis auf die Position des Schalters nochmal aufdoppeln .

Test ob die Halstasche passt:
IMG_20170402_185443 (Medium).jpg
Passt perfekt!
Da hatte ich ehrlich gesagt Bedenken wegen gewisser Fertigungstopleranzen, da ich ja nicht die "Leistenmethode" verwendet habe, sondern mit Schablonen gearbeitet habe. Zum Glück unbegründet.

Dann noch angefangen mit den Shapings:
IMG_20170402_191550 (Medium).jpg
Womit macht Ihr eigentlich die Bierbauchmulde? Mit der (dieser) Raspel geht das nicht wirklich flott.

Re: Bauthread - Dicker Alfred

Verfasst: 03.04.2017, 10:06
von Haddock
Guten Morgen,

schöne Arbeit und ein Hammer Griffbrett!

Die Bierbauchmulde mach ich mit einer alten Raspel, dem Schweifhobel und der Ziehklinge. Das geht eigentlich ganz flott.

Gruss
Urs

Re: Bauthread - Dicker Alfred

Verfasst: 03.04.2017, 10:28
von bea
Bierbauchmulden mache ich mit einer alten, ziemlich aggressiven Raspel, der Iwasaki-Feile. Größere Teile habe ich auch schon mal weggesägt.

Die Flex mit einer passenden Scheibe ginge auch, habe ich noch nicht probiert.

Re: Bauthread - Dicker Alfred

Verfasst: 03.04.2017, 11:18
von AsturHero
ich habs beim 1. Mal mit der Flex gemacht..ging super schnell und easy..nur muss man halt aufpassen weil das ziemlich ratzfatz geht, das man nicht zu viel wegnimmt..habe zwischendurch immer wieder Kontur und Höhenlinien mit dem Bleistift angezeichnet, damit ich weiss, das ich nicht schon zuviel weggenommen habe. Vor alle wenn man ein bisschen mit angewinkelten Ellbogen am Körper arbeitet, geht's mit der Flex auch sehr gefühlvoll

Re: Bauthread - Dicker Alfred

Verfasst: 03.04.2017, 13:47
von Poldi
Flex oder Surform-Feile.

Re: Bauthread - Dicker Alfred

Verfasst: 03.04.2017, 14:33
von Izou
Bierbauchmulde, immer mit ner ganz groben Raspel, dann mit Feile hinterher. Abschliessend mit Schleifpapier fertigmachen.

Re: Bauthread - Dicker Alfred

Verfasst: 03.04.2017, 14:34
von Simon
Haddock hat geschrieben:
03.04.2017, 10:06
Guten Morgen,

schöne Arbeit und ein Hammer Griffbrett!

Die Bierbauchmulde mach ich mit einer alten Raspel, dem Schweifhobel und der Ziehklinge. Das geht eigentlich ganz flott.

Gruss
Urs
+1, ebenso

Re: Bauthread - Dicker Alfred

Verfasst: 03.04.2017, 14:40
von fonzarelli
Danke für die Antworten.
Flex ist mir zu staubig bzw. verteilt mir den Staub zu sehr.
Ich glaube ich raspele einfach tapfer weiter und probiere mal mein neues Spielzeug aus:
https://www.dictum.com/de/werkzeuge/hol ... GwodOTkJ0g
Der soll meinen alten Anant Schweifhobel ersetzen, der nur bei Vollmond und dann auch nur in Schaltjahren Freude beim Benutzen macht.

Re: Bauthread - Dicker Alfred

Verfasst: 03.04.2017, 15:20
von hatta
Wenn du schon bei Dictum bestellst, ordere dir doch gleich ein zwei Iwasakis mit wenn du die Kohle hast.
Ich weis jedenfalls nicht, wie ich ohne diese ausgekommen bin. Die sind bei mir stets griffbereit und verreichten sehr sehr viele Arbeiten bei mir

Re: Bauthread - Dicker Alfred

Verfasst: 03.04.2017, 15:28
von fonzarelli
Hat Dictum die auch? Die habe ich bislang nur bei feine werkzeuge gefunden.
Welche Varianten hast Du? Grob oder fein?

Re: Bauthread - Dicker Alfred

Verfasst: 03.04.2017, 16:20
von hatta
Ach verdammt, stimmt du hast recht! Die hat Dictum ja nicht.

Ich hab die Feine, die nimmt je nach Druck beim Arbeiten entweder ordentlich was ab, oder erzeugt wunderschöne Flächen, teilweise wie gehobelt.

Ein tolles Werkzeug ist die kleine Iwasaki... mit der lassen sich super feine sachen bearbeiten, wie zum beispiel Schlitze für Sattel usw...

Re: Bauthread - Dicker Alfred

Verfasst: 03.04.2017, 16:41
von fonzarelli
Sind auf jeden Fall für die nächste Bestellung bei Dierter Schmid eingeplant 8)