Was macht denn nun den Sound aus?

Themen zum Bau von E-Bässen

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Jan.Odd
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Was macht denn nun den Sound aus?

#1

Beitrag von Jan.Odd » 10.08.2015, 17:26

Hallo!

Hier herrscht ja die Meinung vor, dass der Einfluss von Holz auf den Klang eines elektrischen Instrumens Nebensache ist. Die Meinung Teile ich auch, ich frage mich nur: Was macht denn den größten Anteil am trockenen Sound aus?

Hintergrund meiner Frage ist, dass mein Fender Jaguar (Erle,Ahorn,Palisander) und mein Selbstbau-Jazzbass (Erle,Ahorn,Ziricote) von der Grundcharakteristik GÄNZLICH unterschiedlich sind. Während der Jazz Bass richtig kernig "losbollert" klingt der Jaguar irgendwie schwach auf der Brust. Vorher ist mir das nie aufgefallen, inzwischen wird der Unterschied aber immer deutlicher.
Das Ziricote-Griffbrett wird's nicht sein, schon klar. Die Tonabnehmerposition und Bauart, bzw. Hersteller kommt auch nicht in Frage, schließlich spiele ich im Moment nur unverstärkt, bewerte also nur den "trockenen" Ton.
Ich erinnere mich mal gelesen zu haben, dass es im Wesentlichen auf die Biegungssteifigkeit (der genaue physikalische Terminus ist mir jetzt nicht bekannt) des Halses, ergo dessen Schwingen bzw eher nicht-Schwingen ankam.
Das macht auch Sinn, schließlich gehen die Halsmaße meines Selbstbaus eher in Richtung Baseballschläger als in Richtung Zahnstocher.
Die Qualität der einzelnen Verbindungen scheint zudem keinen zu großen Einfluss zu haben, meine Verleimungen sind schließlich genau wie die Halstasche weniger formschlüssig also die des Jaguars.
Ziehe ich aus den Beobachtungen schonmal den richtigen Schluss, dass ich um beim nächsten Bass ähnlich viel Fundament im Klang zu erreichen im Wesentlichen auf eine möglichst Biegesteife Halskonstruktion achten sollte?
Oder liegt der Hund beim Fender in irgendeinem Fehler begraben, der guten Sound verhindert?

Danke schonmal im Vorraus für euern Input!

Jan

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Re: Was macht denn nun den Sound aus?

#2

Beitrag von capricky » 10.08.2015, 20:55

Also im Moment fällt mir nur ein, daß der Bußgeldkatalog erweitert werden sollte... (think)

...sorry, ich überleg noch'n bißchen! ;)

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Re: Was macht denn nun den Sound aus?

#3

Beitrag von pinacoco » 10.08.2015, 21:11

Ich sag mal ketzerisch:
Am Ende zählt nur, was ausm Amp kommt ;-)
Wenn sich deine Beobachtungen dort fortsetzen, müsste man mal genauer schauen.
Auf den rein akustischen Ton haben die Hölzer und deren indiv. Eigenschaften natürlich einen Einfluss.
Gruß
Uli

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Re: Was macht denn nun den Sound aus?

#4

Beitrag von Jan.Odd » 10.08.2015, 21:24

Achso, ja die Beobachtungen setzen sich auch verstärkt fort.
Vielleicht kam das aus meinem Geschriebenem nicht so rüber, dieser Grundsätzliche Unterschied ist auch dann noch gut festzustellen. Die aktive Elektronik des Fenders hilft natürlich das im Zweifelsfall zu maskieren, wenn sie denn aktiviert ist. Passiv mit identischen Saiten bleibt der Unterschied bestehen, der Fender klingt schwach.

Grüße, Jan

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Re: Was macht denn nun den Sound aus?

#5

Beitrag von TraceElliot » 16.08.2015, 16:21

ich sehe es grob so :

75% Elektronik, Pickups etc.
20% Holz
5% Hardware

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Re: Was macht denn nun den Sound aus?

#6

Beitrag von pinacoco » 16.08.2015, 20:38

Ich sehe es eher so:
50% Elektrik
5 % Holz
45% Die Finger
Gruß
Uli

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Re: Was macht denn nun den Sound aus?

#7

Beitrag von capricky » 16.08.2015, 21:22

pinacoco hat geschrieben:Ich sehe es eher so:
50% Elektrik
5 % Holz
45% Die Finger
Denn dürfte es bei den beiden Bässen, um die es hier geht, noch weniger Unterschied geben, denn die Finger sind die gleichen! ;)

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Re: Was macht denn nun den Sound aus?

#8

Beitrag von aljosha » 16.08.2015, 21:35

ich rechne dem Holz doch einiges zu
der Korpus selbst traegt nicht viel bei, schwingt aber mit
der Hals schwingt je nach dem mehr oder weniger mit, Frequenzabhaengig
und da kommt dann die Schwingung vom Korpus dazu

klar macht bei electrischen die Elektronic (je nach ausfuehrung etwas mehr oder weniger) am meisten aus

aber wenn der Hals nicht gut ist ist das Teil nicht zu retten...
zu steif, nicht steif genug, zu schwer, zu leicht
wirkt sich alles sehr stark auf den Klang aus, mMn.
auch das Mechanikengewicht kann den Klangkarakter stark veraendern...

im Endergebnis kommen dann aber so viele Sachen dazu, dass es nicht mehr viel ausmacht
elektronik, anschlag, FX, amp, micro, FX und EQ im Mixer...
den Grundkarakter bzw, wie sie sich spielen laesst macht aber dann schon der Hals aus (mMn)

ich erklaere es Kunden immer so:
die Holzauswahl und Konstruktion macht neben Anschlag aka Finger und elektrik ein drittel aus
das ist aber nur der Grundkarakter, und hat mit dem Klang nix zu tun, sondern nur mit der Klangentfaltung und Spielbarkeit
der Klang liegt quasi nur an der elektronik
man hoert es allerdings klanglich raus wenn man sie trocken spielt, am amp ists klanglich egal

und ob Erle oder Mahagonie Body ist eher Verkaufsstrategie, ob leicht oder schwer ist dann aber wieder Klangkarakterbildend


fuer deine Baesse gilt desshalb mMn, die Mechaniken anschaun, und eventuell wechseln

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Re: Was macht denn nun den Sound aus?

#9

Beitrag von aljosha » 16.08.2015, 21:38

ach ja, ein duenner Hals mit schweren Mechaniken schwingt auch anders als ein dicker mit leichten Mechaniken, auch wenn das Gesamtgewicht das selbe waere...

und man kann auch CFK in den Hals einfraesen, dazu muss aber das GB runter...
dadurch wird ein zu duenner Hals steifer, ist halt etwas schwerer zu bewerkstelligen

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Re: Was macht denn nun den Sound aus?

#10

Beitrag von Jan.Odd » 06.12.2015, 18:47

Hallo,

Habe nochmal ein Paar soundsamples meiner Bässe aufgenommen. Besonders der Vergleich Jaguar/ Jazz Bass fällt finde ich klar zugunsten des Jazz Basses aus. ("Neutral" ist mein Selbstbau-Singlecut mit Wilkinson-Soapbars, "switch" ist mit aktiviertem seriell/parallel switch)
Hat irgendwer Ideen wie ich den Sound meines Jaguars auch in die Richtung kriegen könnte?
Wie bereits geschrieben mal auf Verdacht andere Mechaniken, evtl andere PUs?

Jazz, 50,50.mp3:
Jaguar beide.mp3:
Neutral, 50,50.mp3:
Jaguar beide switch.mp3:
Dateianhänge
Jaguar beide switch.mp3
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Neutral, 50,50.mp3
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Jazz, 50,50.mp3
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Jaguar beide.mp3
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Re: Was macht denn nun den Sound aus?

#11

Beitrag von Herr Dalbergia » 06.12.2015, 21:21


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Re: Was macht denn nun den Sound aus?

#12

Beitrag von gamelan » 17.12.2015, 12:45

Hi Jan,

Die Unterschiede sind erst mal eine Sache der Lautstärke. Das erste Beispiel ist das lauteste, und deshalb bringt es deutlich mehr Höhen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Geh%C3%B6 ... t%C3%A4rke

Die Höhen machen, obwohl sie nur unmittelbar beim Anschlag auf der Saite "stehen" den Knack. Aber auch die Tiefen profitieren in Sachen Durchhörbarkeit enorm von der Lautstärke.

Ausserdem ist die Spieltechnik jeweils etwas unterschiedlich. Du scheinst Dich mit dem knackiger (weil lauter, s/o) klingenden Jazz persönlich besser zu fühlen.

Ich möchte Dir versichern, dass weder "Holz" noch Mechaniken an den grundlegenden Unterschieden etwas ändern würden. Die Tonabnehmer schon. Aber wenn Du bei denen nicht weisst, wie sie im Detail funktionieren, dann wird eine Suche nach Veränderung ein teurer Irrlauf durch ein sehr vielfältiges Angebot. Leider ist es fast unmöglich, von den Herstellern irgendwelche klaren Aussagen zu ihren Produkten zu bekommen. Selbst bei aktiven TAs - kommt nichts mehr, sobald man sich über die eindeutigen Fragen als Fachmann in Sachen Technik enttarnt. Man schweigt Dich einfach nur an ...

Jedenfalls würde ich Dir empfehlen, die passiven TAs selbst zu aktivieren. Das kostet fast nichts an Geld. Damit bekommst Du dann aber etwas in die Hand, um den Klang nach Deinen Wunschvorstellungen zu verändern. Wie oben schon angedeutet sind manche für "passive" Leute wesentliche Unterschiede für Aktivisten einfach nicht der Rede wert.

So long

Klaus

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Re: Was macht denn nun den Sound aus?

#13

Beitrag von aljosha » 17.12.2015, 19:58

ich will jetzt nicht die Glaubensdiskussion lostreten, aber...

man sollte hier noch mal Klarstellen dass wir unter "KLang" das zusammenspiel von klang und Charakter verstehen
der Klang kommt einzig von den Pickups und alles elektrische dahinter
den Charakter koennen diese aber nicht beeinflussen

schwereres/leichteres Holz, Mechaniken, Bridge, PIckupposition
steifer/"wabbeligger" Hals, dicke/duenne Saiten + tuning
(und eigentlich noch die FInger)

daraus ergibt sich der Charakter des Instruments
d.h. Ein + Abschwingschwingverhalten

und der ist gerade beim Bass ein wesentlicher Teil des "Klangs"

n Slapbass sollte schnell ansprechen, punchig sein, und muss Toene nicht moeglichst lange halten
beim Fretless waers dann meist das gegenteil...

wenn der Charakter nicht zum klang passt "klingt" der bass schlecht, auch wenn der KLang optimal waere...
genauso gehts dann auch noch umgekehrt...
soll heissen, man kann mit anderer/besserer Elektronik den Charakter nicht beeinflussen
nur den Klang und damit eben nur die haelfte des "KLanges"

genauso aendert ein anderes Holz nix am Klang, sehr wohl aber am Charakter, und damit wieder ein Stueck weit am "KLang"

best
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Re: Was macht denn nun den Sound aus?

#14

Beitrag von capricky » 18.12.2015, 11:19

Vielleicht verstehe ich ja, was Du eigentlich sagen wolltest, aber dennoch finde ich, daß Du Du Dich ein wenig rhetorisch verstiegen hast. ;)
Bei Pickups zum Beispiel spricht man schon von Klangcharakter, ich glaube nicht, daß es Sinn macht da "Klang" und "Charakter" getrennt zu beurteilen.
Bei Saiteninstrumenten unterschiedlicher Bauart (massiv/hohl) ist es schon richtig von Charakter zu sprechen (Ansprech-/Ausklingverhalten)

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Re: Was macht denn nun den Sound aus?

#15

Beitrag von gamelan » 18.12.2015, 15:05

aljosha hat geschrieben:ich will jetzt nicht die Glaubensdiskussion lostreten, aber...
Sicher ist die Summe aller Eigenschaften - des Klangbildes (!) ein reichlich komplizierter Betrachtungsgegenstand. Man kann kaum darüber sprechen, zum Beipsiel, was heisst "Punch" eigentlich genau!?

Man sucht also Zusammenhänge zwischen dem mechanischen und elektrischen Aufbau eines Instruments und dem "Klang". So ziemlich jede Regel hat ihre Ausnahmen, und um wieviel (!) dann das eine oder andere im Klang was verändert, das wäre eine Frage, die wohl niemand halbwegs vernünftig beantworten kann. Man würde sich in den Wörtern haltlos verstricken, bis man am Ende einfach nur noch sprachlos dasteht ... .

Ich will noch kurz zu dem wiki-link oben zur gehörrichtigen Lautstärke was erläutern.

Die Höhen bleiben bei niedrigen Lautstärken einfach unhörbar. Sagen wir eine frische (!) roundwound-G-Saite guter Qualität schwirrt bis zu 10 kiloHertz hinauf (flatwound bis ~ 5 kiloHertz). Meine aktiven TAs nehmen diese Obertöne durchaus ab, und der Lautsprecher strahlt sie auch recht breit in den Raum. Der Pegel dieser sirrenden, geräusch-haften Obertöne liegt aber rund 20..40 deziBell unter dem der ersten Harmonischen. Das habe ich mit einem Spektrographen so ermittelt ...

Nun habe ich die Klangbeispiele von oben bei rund 70Phon abgehört. Ich nehme an, sie wurden direkt eingespielt, sind also nicht über Lautsprecher/Mikro aufgenommen. Die Obertöne hatten also einen Pegel von 30 .. 50 deziBell.

Damit liegen sie zwischen 0 (Null) und 20 deziBell über dem Ruhe-Geräuschpegel eines Wohnraums an einem einsamen Bergsee bei Windstille. Das ist etwas sehr knapp! Nur etwas mehr Umgebungsgeräusche - oder ein bereits leicht ermüdetes Gehör, und die Höhen versinken.

Sie liegen aber knapp an der Mithör-Schwelle (wiki). Mit einer geringen Erhöhung der Lautstärke werden sie plötzlich doch wieder hörbar werden. Nicht laut, aber eben vernehmbar.

Das ganze wird zusätzlich durch

- verschiedene Anschlagposition/stärke
- Griff am/vor dem Bund
- Griff um den Hals
- verschiedene Saiten
- verschiedene Einstellungen an der Elektrik (Volume/Klang/Kabel ...)
- verschiedene TAs (Poti-Widerstand/Kondensator/Hummi-Single/Position ...)

erheblich mit beeinflusst. Unter diesen Voraussetzungen ist ein Rückschluss auf "Holz" oder "Tuner" bestimmt nicht vernünftig machbar.

Mit aktiven TAs kann man ein ganzes Feld von Einflüssen frei gestalten, und beim Vergleich sozusagen ausschalten, nämlich die Tonbalance einstellen zwischen dumpf - knötterich - glasig. Wenn danach noch Unterschiede übrig bleiben, wie steht es mit der (zum Teil wohl auch unbewusst unterschiedlichen) Spieltechnik? Und so weiter ...

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Re: Was macht denn nun den Sound aus?

#16

Beitrag von capricky » 18.12.2015, 16:51

gamelan hat geschrieben:...Ich will noch kurz zu dem wiki-link oben zur gehörrichtigen Lautstärke was erläutern.

Die Höhen bleiben bei niedrigen Lautstärken einfach unhörbar. Sagen wir eine frische (!) roundwound-G-Saite guter Qualität schwirrt bis zu 10 kiloHertz hinauf (flatwound bis ~ 5 kiloHertz). Meine aktiven TAs nehmen diese Obertöne durchaus ab, und der Lautsprecher strahlt sie auch recht breit in den Raum. Der Pegel dieser sirrenden, geräusch-haften Obertöne liegt aber rund 20..40 deziBell unter dem der ersten Harmonischen.
Von welchem Instrument schreibst Du... Bassgitarre? Da wären Deine Frequenzangaben aber schon sehr optimistisch in Punkto Hörbarkeit (auch bei hohen Lautstärken) und Wiedergabe durch einen Bass(?)Lautsprecher. Nicht, dass man die nicht meßtechnisch erfassen kann, nur will die eigentlich niemand mehr hören... müssen..., nicht mal bei einer Gitarre.

Noch mal was zu aktiven und passiven Tonabnehmern (vielleicht gerade nicht der richtige Moment darüber zu schreiben, egal 8) )... eigentlich unterscheiden die sich nur in der Länge des Kabels von den Aufnahmespulen zur ersten Verstärkerstufe. Die kann nur wenige cm lang sein, oder 6 Meter. So eine "aktive Elektronik" mit zusätzlichen Klangstellern, egal ob bereits im Pickup oder im E-Fach der Gitarre/des Basses ist einfach nur ein Vorverstärker. Der kann einem auch als Tretmine zu Füssen liegen, oder im Amp sein.

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Re: Was macht denn nun den Sound aus?

#17

Beitrag von gamelan » 19.12.2015, 00:06

capricky hat geschrieben: Von welchem Instrument schreibst Du... Bassgitarre? Da wären Deine Frequenzangaben ... nur will die eigentlich niemand mehr hören... müssen..., nicht mal bei einer Gitarre.
Man könnte ja mal das Untersuchungsobjekt - siehe oben die Klangbeispiele - etwas manipulieren, und etwa die Höhen ganz raus schneiden. Mit einigem Probieren findet man dann wohl die Knackpunkte, auf die es hauptsächlich ankommt.
capricky hat geschrieben: Noch mal was zu aktiven und passiven Tonabnehmern ... eigentlich unterscheiden die sich nur in der Länge des Kabels von den Aufnahmespulen zur ersten Verstärkerstufe. ... auch als Tretmine zu Füssen liegen, oder im Amp sein.
Die feste Zusammenfassung von Tonabnehmer und Vorverstärker in einem Gerät ermöglicht eine wechselweise optimale Abstimmung. Auf die wird etwa bei Tretminen zu Gunsten einer allgemeinen Verwendbarkeit verzichtet.

Mein Hinweis zielte ja auch darauf ab, das menschliche Ohr nicht als objektives "Messinstrument" (a la Lineal) gebrauchen zu wollen. Das Gehör vermittelt Erlebnisse, keine mathematisch fassbaren Daten ... . Geschweige dass aus dem Gehörten Schlussfolgerungen auf die technische Konstruktion des betreffenden Instruments gezogen werden könnten.

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Re: Was macht denn nun den Sound aus?

#18

Beitrag von capricky » 19.12.2015, 10:10

gamelan hat geschrieben:
Die feste Zusammenfassung von Tonabnehmer und Vorverstärker in einem Gerät ermöglicht eine wechselweise optimale Abstimmung. Auf die wird etwa bei Tretminen zu Gunsten einer allgemeinen Verwendbarkeit verzichtet.
Was meinst Du mit "wechselseitig" und "optimal"... an den Pickups wird nichts abgestimmt und optimal kann ich Elektronik auch abstimmen, wenn sie in Bodentretern und Amps eigebaut wäre... (think)

Woher die "Unterschiede" bei obigen Hörbeispielen kommen, ist aber überaus einfach zu erklären, Lautstärkeunterschiede wurden korrekt genannt, da kommen dann noch Unterschiede im Einbauort und im Pickupabstand zu den Saiten dazu. Mit Konstruktion und Material hat das recht wenig zu tun..

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Re: Was macht denn nun den Sound aus?

#19

Beitrag von Jan.Odd » 19.12.2015, 10:58

Klar könnte man meinen die Soundunterschiede oben kommen durch Pickups etc., ist ja für mich auch schlüssig.
Jetzt ist aber genau das was sich elektrisch zeigt auch trocken zu hören, und da ginge es ja dann schon um die Konstruktion (welcher Aspekt davon jetzt auch immer), oder?
Ich kann ja nachvollziehen, dass ich mit Pickups-Elektrik etc. alles deutlich effektiver ändern könnte als mit z.B. einem neuen Grifbrett, aber Unterschiede, die sich trocken darstellen und elektrisch ebenfalls erkenntlich sind müssen ja irgendwo herkommen? :cry:


Edit: Mir ging's Ursprünglich darum, bei Zukünftigen Bauten nicht so ins Blinde hinein zu bauen, nicht dass ich da am Ende nochmal mit so nem Jaguar-ohne-Eier-Sound stehe.

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Re: Was macht denn nun den Sound aus?

#20

Beitrag von aljosha » 19.12.2015, 11:15

ich weiss dass es nicht einfach ist sich auszudruecken, v.a. wenn fuer verschiedene Sachen nur ein Begriff verwendet wird, hier "Klang"

ich beziehe Charakter auf die eigenschaften die vor der elektrik stehen, also wie sich der Ton entwickelt
das ist zwar danach immer noch bestandteil des "Klangs" den wir hoeren aber eben mit dem KLang der Elektrik zusammen

und, ja bei pickups spricht man auch von Charakter...
der hat aber mMn nichts damit zu tun wie sich der Ton entfaltet, sonder eigentlich nur welche Frequenzen wie aufgenommen und verstaerkt werden

der Grundcharakter ist auch unverstaerkt zu hoeren, das ist auch der unterschied zwischen gutem und schlechtem Instrument

aus so nem 60E Brennholz Teil wird man nie was gut "klingendes" machen koennen, selbst wenn man die beste elektrik einbaut
dann hat man den besten klang, vereint mit schlechtem charakter und damit eine mittelmaessige MIschung aus beiden, hier "Klang", also das was wir im Endeffekt hoeren

ich spreche hier ausschliesslich von elektrischen INstrumenten, bei acoustics wird die Unterscheidung noch schwerer zu Beschreiben, weil alles mit dem HOlz und KOnstruktion zusammen haengt, es gibt ja keine Elektronik...

ich hoffe es ist halbwegs verstaendlich was ich meine

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Re: Was macht denn nun den Sound aus?

#21

Beitrag von capricky » 19.12.2015, 11:42

aljosha hat geschrieben: der Grundcharakter ist auch unverstaerkt zu hoeren, das ist auch der unterschied zwischen gutem und schlechtem Instrument
Hier bin ich ganz bei Dir, 100%ige Zustimmung
aljosha hat geschrieben:aus so nem 60E Brennholz Teil wird man nie was gut "klingendes" machen koennen, selbst wenn man die beste elektrik einbaut
Das habe ich am Anfang meiner "Karriere" auch geglaubt, hier musste ich widerstrebend lernen, daß dem nicht so ist. Letztendlich sind es Glück oder/und Zufall und die Fähigkeiten eines Instrumentenbauers, ob ein Instrument "wohlklingend" wird. Mit dem verwendeten Material, insbesondere der Holzart /dessen Dichte schon) hat das relativ wenig zu tun. Pickups sind natürlich wichtig, aber allgemein ist jeder Pickup gut, solange er nicht aus Preis- und anderen Gründen "unterwickelt" ist, eine Eigenschaft vieler, aber nicht aller billigen Fernostkopien. Hier gibt es auch welche für 15, 20€, die Modellen bekannter Namen um > 80€ in nichts nachstehen.
..und nicht vergessen, der Spieler, Amp, Effekte und der Raum machen ganz viel "Klang"

capricky

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Re: Was macht denn nun den Sound aus?

#22

Beitrag von gamelan » 19.12.2015, 12:37

capricky hat geschrieben:
aljosha hat geschrieben: der Grundcharakter ist auch unverstaerkt zu hoeren, das ist auch der unterschied zwischen gutem und schlechtem Instrument
Hier bin ich ganz bei Dir, 100%ige Zustimmung
...
Letztendlich sind es Glück oder/und Zufall und die Fähigkeiten eines Instrumentenbauers, ob ein Instrument "wohlklingend" wird. ...
..und nicht vergessen, der Spieler, Amp, Effekte und der Raum machen ganz viel "Klang"

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Die genannte Abstimmung eines TAs auf den Amp - oder umgekehrt - ist mit Lastwiderständen und Kondensatoren zu machen. Ich kenne weder Amp noch Tretmine, die hier eine gezielte Einstellung erlauben würden. Vom Zuleitungskabel einmal abgesehen, das mal so mal so lang ist, oder anders aufgebaut ist als das nächste.

Wegen der "Entfaltung" eines "Klangs" empfehle ich die Beschäftigung mit Messtechnik. Ein Spektrograph zum Beispiel würde zeigen, dass die Obertöne eine schwebenden Charakter haben können, also ihr Beitrag sich nicht nur fortlaufend stetig verringert, sondern mit der Zeit schwankend mal mehr, mal weniger groß ist. Schon auf einer Saite allein! Aber das hängt dann wieder auch von der gegriffenen Tonhöhe ab ... und also der Klangeindruck auch von Fingersatz und überhaupt davon, was als Klang-Beispiel vorgeführt wird.

Kurzum, allgemeine Aussagen sind wenig hilfreich. Und konkret auf ein bestimmtes Instrument bezogen hat man es wohl in den meisten Fällen mit bloßem Zufall zu tun. Da hilft, wegen der vielfältigen Zusammenhänge, auch keine irgendwie erworbene "Genialität" des Instrumentenbauers. Es ist ja nur gut, wenn diese Diskussionen immer wieder klar werden lassen, wie wenig man doch darüber weiss.

Und so Sachen wie "trockener Ton" sollte man schon gar nicht in Betracht ziehen. Man muss sich nur mal überlegen, dass das was den "trockenen Ton (meint wohl Klang = engl. tone)" ausmacht das ist, was von der Saite weg in das Instrument geht. Das fehlt dann folgerichtig dem elektrischen Klang, der ja nur die Saitenschwingung wiederspiegelt. Man könnte sagen, dass der "trockene Klang" gerade das zu Gehör bringt, was dem "elektrischen Klang" fehlt ... zum Beispiel, je leiser "trocken" desto mehr "sustain" elektrisch, je dumpfer "trocken" desto brillianter elektrisch. Nicht wahr?

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Re: Was macht denn nun den Sound aus?

#23

Beitrag von capricky » 19.12.2015, 13:48

gamelan hat geschrieben: Da hilft, wegen der vielfältigen Zusammenhänge, auch keine irgendwie erworbene "Genialität" des Instrumentenbauers. Es ist ja nur gut, wenn diese Diskussionen immer wieder klar werden lassen, wie wenig man doch darüber weiss.
Nee, Genialität braucht es nicht, es sogar relativ einfach, wenn man sich erstmal von allen Suggestionen (Vorurteilen) gelöst hat, mit denen man anfänglich in dieser Szene so "sozialisiert" wird.
gamelan hat geschrieben:Und so Sachen wie "trockener Ton" sollte man schon gar nicht in Betracht ziehen. Man muss sich nur mal überlegen, dass das was den "trockenen Ton (meint wohl Klang = engl. tone)" ausmacht das ist, was von der Saite weg in das Instrument geht. Das fehlt dann folgerichtig dem elektrischen Klang, der ja nur die Saitenschwingung wiederspiegelt. Man könnte sagen, dass der "trockene Klang" gerade das zu Gehör bringt, was dem "elektrischen Klang" fehlt ... zum Beispiel, je leiser "trocken" desto mehr "sustain" elektrisch, je dumpfer "trocken" desto brillianter elektrisch. Nicht wahr?
Das ist insgesamt ein großer Irrtum, las ich auch schon bei Manfred Zollner, dessen Werk "Physik der Elektrogitarren" ich aber überaus schätze. Der "trockene Ton" einer einer E-Gitarre oder eines Basses sagt mir eigentlich schon alles über die Qualität des Instrumentes bezüglich "Schwingungsverhaltens", damit meine ich Einschwingen, Ausschwingen und was zwischendurch passiert (Schnarren, Prellen, Aufschwingen, live-, bright-, dead spots). Ich stelle Saitenlage und Intonation auch grundsätzlich am unverstärkten Instrument ein, natürlich mit Hilfe eines Stimmgerätes. Dann erst überprüfe ich die elektrische Funktion des Instrumentes.
Ich sollte an dieser Stelle vielleicht mal erwähnen, daß ich seit rund 25 Jahren Gitarrentechniker in einem Musikladen bin und jährlich etwa 400 - 500 Instrumente einstelle und repariere, nagelneue sowie Kundeninstrumente aller Marken. (das sollte jetzt nicht das "ultimative Totschlagsargument" in dieser Diskussion sein ;) )
Der elektrische "Klang" interessiert mich eigentlich recht wenig, den überlasse ich dem Geschmack der Kunden genauso wie Form/Optik. Natürlich kann ich aber beraten und praktisch unterstützen, wenn jemand was ändern will.

capricky

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Re: Was macht denn nun den Sound aus?

#24

Beitrag von aljosha » 19.12.2015, 15:22

genau das was ihr jetzt als "trockener Ton" bezeichnet verstehe ich unter Charakter des Instruments ;)

best
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capricky
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Re: Was macht denn nun den Sound aus?

#25

Beitrag von capricky » 19.12.2015, 16:32

Wir haben über 300, 400 Gitarren und Bässe im Laden, auch alle "wichtigen" Amps - Mesa, Marshall, Fender, Vox usw. Ab und zu kommt sogar mal ein Kunde in den Laden, der was kaufen will und das vorher ausprobiert.
Meine Werkstatt ist etwas abseits der Verkaufsräume und so gibt es immer wieder gute Gelegenheiten, mein "Expertentum" per "Blindhörtests" zu überprüfen, indem ich am "heiteren Instrumenteraten" teilnehme . Das wird aber eher eine Demutsübung, denn da erlebe ich grandiose Irrtümer.
Also was ich mit Sicherheit erkenne ist: ob jemand spielen kann oder nicht, ob Gitarre oder Bass gespielt wird und ob die Instrumente gestimmt sind, ob clean oder verzerrt gespielt wird und ob Hals- oder Stegtonabnehmer gespielt wird. Gitarren mit 3 Pickups erkenne ich am Klang der Zwischenpositionen. Eine Unterscheidung von Humbucker und Singlecoil ist abhängig vom Gain schon sehr problematisch... das wars!
Wir sollten nie unterschätzen, wie gut Augen zum "Hören" beitragen. Das ist wie die Nase, ohne die sind die Geschmacksinne der Zunge ziemlich "elementar". ;)

capricky

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